AZ-Zeitungsausträger brutal zusammengeschlagen

Der Zeitungsausträger Kosta G. (35) liefert die Abendzeitung aus – da prügeln zwei Männer auf ihn und seinen Freund ein. Erst als sich ein Anwohner einmischt, lassen sie von ihren Opfern ab.
von  Abendzeitung
Seine Wunde am Kopf musste mit vier Stichen genäht werden, die Jacke ist blutverschmiert: Kosta G. (38) an dem Ort, wo er brutal zusammen geschlagen wurde.
Seine Wunde am Kopf musste mit vier Stichen genäht werden, die Jacke ist blutverschmiert: Kosta G. (38) an dem Ort, wo er brutal zusammen geschlagen wurde. © Daniel von Loeper

UNTERSCHLEISSHEIM - Der Zeitungsausträger Kosta G. (35) liefert die Abendzeitung aus – da prügeln zwei Männer auf ihn und seinen Freund ein. Erst als sich ein Anwohner einmischt, lassen sie von ihren Opfern ab.

Sein Kopf dröhnt, manchmal glaubt er, dass ihm der Schädel platzt vor Schmerzen. Seit der brutalen Attacke am Samstagmorgen kann Zeitungsausträger Kosta G. (35) nicht mehr schlafen. Und seine Jacke kann er wegschmeißen. Sie ist blutgetränkt – es ist sein eigenes Blut, das ihm aus der klaffenden Wunde am Kopf übers Gesicht auf die Jacke tropfte.

Einer der Schläger hatte ihm immer wieder mit voller Wucht ins Gesicht getreten – auch, als Kosta G. längst blutüberströmt am Boden lag. Auch auf Kostas Freund, der ihm aus Spaß beim Ausfahren der Zeitungen helfen wollte, gingen die Burschen los. The M. (35): „Ich habe einen Elfer in die Rippen bekommen. Wir haben uns die Schläge geteilt.“ Ob Knochen gebrochen oder geprellt sind, konnten die Ärzte im Krankenhaus noch nicht mit Sicherheit sagen.

Wieder haben Jugendliche auf offener Straße mit unfassbarer Brutalität Menschen zusammengeschlagen und getreten. Auffallend: Die Zahl der Fälle steigt, bei denen die Täter immer wieder gegen den Kopf treten – auch dann noch, wenn das Opfer längst am Boden liegt. Das weckt Erinnerungen an Dominik Brunner, der am 12. September 2009 am U-Bahnhof Solln von zwei Burschen zu Tode geprügelt wurde, als er sich schützend vor vier Kinder stellte.

Kosta und The wollten nur ihren Job machen. Die beiden waren seit Stunden bei Schnee und Eis unterwegs, um die „stummen Verkäufer“ der AZ aufzufüllen. Kurz nach 5 Uhr erreichten sie den Zeitungskasten am Parkplatz neben dem S-Bahnhof Unterschleißheim. Zwei Burschen und ein blondes Mädchen (etwa 16) standen im Weg. Kosta hupte kurz, sagte: „Kann ich bitte vorbei?“

Doch die Jugendlichen suchten Streit. Als die Männer ausstiegen, gingen die Burschen mit den Fäusten auf sie los. „Wir wollten nicht schlägern. Ich hatte Angst, dass das nur Ärger gibt, wenn ich mich wehre“, sagt Kosta, der sich als ehemaliger Türsteher ohne weiteres hätte wehren können.

Die Männer hielten die Burschen fest, wollten, dass sie aufhören. Doch die Situation eskalierte. Als The Kosta zu Hilfe kommen wollte, ging „sein“ Bursche zum Angriff über und trat Kosta mit voller Wucht ins Gesicht. Schließlich kam noch ein weiterer Jugendlicher dazu, vermutlich der Bruder eines Schlägers. Gemeinsam prügelten die etwa 17 bis 22 Jahre alten Burschen auf die Männer ein. „Ich hab’ fünf, sechs Tritte ins Gesicht bekommen – ich hatte Todesangst“, sagt Kosta. Er wurde bewusstlos.

Wie hätte die Schlägerei wohl geendet, wenn ein Anwohner nicht von den Schreien wach geworden wäre und sofort die Polizei gerufen hätte? Zeuge Gökay Ö.: „Ich bin ans Fenster, sah, wie die die Männer fertigmachten. Ich hab’ gebrüllt: ,die Polizei kommt’ und die 110 gewählt.“ Erst da hörten die Schläger auf und flüchteten. Gökay Ö. beschrieb von seinem Balkon noch den Fluchtweg der Täter. Bislang aber fehlt von ihnen jede Spur.

Nina Job

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