AZ-Wiesn-Stammtisch: Gipfeltreffen im Bierzelt
Die AZ bringt sie alle an einen Tisch. Am Dienstagabend hieß es: Schwarz-Gelb auf der Empore. Martin Zeil und Wolfgang Heubisch treffen beim AZ-Stammtisch Beate Merk und Georg Schmid.
Nach der Wahl ist vor der Wahl – und der nächsten möglichen Koalition. So herzte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) am Dienstagabend den CSU-Abgeordneten Georg Schmid herzlich. Und das auch noch, während die Kapelle spielte „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“.
Politisch wollten die zwei sich aber am Stammtisch von AZ und Paulaner nicht festlegen. Sondern lieber prognostizieren. Schmid orakelte, wie lange Seehofer noch im Amt sein werde, lobte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg („Der macht alles richtig“), bevor er dann ins Hippodrom und in das Schottenhamel-Zelt abzog.
Den Terminstress eines Politikers spürte sein Namensvetter und CSUler Josef „Seppi“ Schmid nicht. „Ein oder zwei Wiesntermine pro Tag, mehr mache ich nicht.“ Dafür hatte er Günther Beckstein noch auf der Wirtsbudenstraße getroffen – trotz der Terrorwarnung.
Als alter Polit-Profi gab sich Ex-CSU-Chef Erwin Huber: Er blätterte langsam die druckfrische AZ durch, blieb bei seinem Interview hängen, runzelte die Stirn, nickte und lächelte noch einmal in die Kamera.
Auch Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) übte die Polit-Parodie. Er vermutete auf dem Lebkuchenherz der AZ einen „Ich liebe Angie“-Schriftzug. „Na ja, so lange nicht ,Horst' drauf steht, häng' ich es um“, sagte er. Dabei kennt sich der Koalitionspartner von Ministerpräsident Horst Seehofer mit der Wiesn bestens aus: „Als Student habe ich als Kassierer am Riesenrad gearbeitet“, erinnert sich Zeil.
In alte Zeiten zurückversetzt fühlte sich ebenso Elke Reichart: Sie hatte von 1977 bis 1984 für die Abendzeitung berichtet, auch als Wiesnreporterin. „Damals habe ich über das Oktoberfest-Attentat geschrieben. Trotzdem gehe ich heute noch gerne her“, sagte sie. Und noch eine Anekdote hatte die ehemalige AZ-Kollegin auf Lager: wie sie ihren Ehemann, Herzprofessor Bruno Reichart, getroffen hat: „Ich bin zu einem Interview zu ihm geschickt worden. Dann hat er tatsächlich sein Herz verloren – an mich.“
Ihr Mann Bruno meint: „Naja, ein bisschen länger hat's schon gedauert.“ Er machte sich Sorgen um die Heimfahrt vom Winzerer Fähndl. Schließlich sind alle Taxistände rund um die Wiesn verlegt worden. „Zur Not haben wir ein Auto in Großhadern stehen. Dann müssten wir bis dort mit der U-Bahn fahren“, so Reichart.
Justizministerin Beate Merk (CSU) gab sich top-modisch mit Federhut – und war auf dem Rohkost-Trip. Vom Brotzeitbrettl naschte sie nur Radi und Radieserl, dafür schenkte sie Minister Heubisch ein Bussi. Der aß Salzhering – Katerstimmung? Nicht ganz, wie der ehemalige Zahnarzt meinte: „Ich habe immer gedacht, den Zahnärzten geht's am schlimmsten. Aber der Politikerberuf toppt das noch.“ Dennoch, der Wahljubel vom Sonntag ist bei dem FDP-Mann schon verklungen. „Eine Superman-Pose wäre jetzt völlig falsch. Wichtig ist nun, die bayerischen Interessen im Bund einzubringen.“ Ein Ende des Wahlkampfs ist also nicht in Sicht.
akk, bö, mak, janc, va