AZ-Meinung: "Das geht ja gut los"
Wir haben in der Redaktion am Neujahrstag gleich mal diskutiert. "Das geht ja gut los" – ist das die richtige erste Schlagzeile eines Jahres, das mit einer Terrorwarnung beginnt? Wir haben uns dann doch dazu entschlossen. Einerseits, weil daraus die bittere Ironie der Erkenntnis spricht, dass Terror auch das neue Jahr begleiten wird. Andererseits, weil diese Nacht, in der vielen Münchnern mulmig zumute war, tatsächlich ja gut ausgegangen ist.
Alles blieb ruhig, niemand ist verletzt – und wir dürfen ins Jahr starten mit dem guten Gefühl, dass die Münchner Einsatzkräfte im Ernstfall zur Stelle sind. Polizeipräsident Andrä und seine Mitarbeiter haben verantwortungsvoll und entschlossen gehandelt – und zudem die Öffentlichkeit rasch, präzise und umsichtig informiert. Das ist vorbildlich und – man denke an das Rumgeeier der Verantwortlichen nach der Länderspiel-Absage in Hannover – nicht selbstverständlich.
Dass ausgerechnet München, das in der Flüchtlingskrise weltweit als eine Hauptstadt der Willkommenskultur wahrgenommen wird, zum möglichen Terrorziel gerät, ist bezeichnend. Es widerlegt all jene, die behaupten, mit den Flüchtlingen käme die Bedrohung ins Land. Offenbar ist das Gegenteil der Fall: Islamistische Terroristen zielen auf genau diese Weltoffenheit, Humanität und Freiheit, die geflüchtete Menschen bei uns suchen.
Das gilt auch für die Antidemokraten im Inneren. Als die Terrorwarnung kam, bestellte Pegida-Chef Lutz Bachmann die "WelcomeKlatscher" via Twitter "umgehend" zum Hauptbahnhof. In der Konsequenz heißt das: Er wünscht Flüchtlingshelfern den Tod. 2016 bleibt gefährlich – auch durch rechte Idioten ohne Anstand.
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