AZ-Kritik zu Konzert von Elton John: Ein lauter Abschied von München

Sechs Grammys, zwei Oscars und unzählige ausverkaufte Tourneen – Elton John ist ein Ausnahmemusiker, der bereits zu Lebzeiten Legendenstatus erreicht hat. Es dürfte wohl kaum einen musikbegeisterten Menschen geben, der kein Lied des 76-Jährigen kennt. Mit seiner "Farewell Yellow Brick Road"-Welttour zieht er sich aus dem Showbusiness zurück und hat am Donnerstagabend (27. April) seinen letzten München-Besuch absolviert.
Elton John in München: Der Weltstar lässt sich von den Fans feiern
In der ausverkauften Olympiahalle wurde Elton John mit Spannung erwartet, nicht nur von seinem Münchner Publikum. Die AZ traf zwei Superfans aus Neuseeland, die extra für den britischen Weltstar in die bayerische Hauptstadt gereist waren. "Mich fasziniert seine Persönlichkeit, sein Style und natürlich seine Musik", sagte die 17-jährige Sophia vor Beginn des Konzerts. Mit dabei hatte sie ihre Mutter Lizzie (50), die ebenfalls von Elton John schwärmte: "Er ist ein wahrer Musiker, der beste, den es gibt." Ob diese hohen Erwartungen an den Abend auch erfüllt werden konnten?
Mit einer vornehmen Verspätung von wenigen Minuten stand Elton John um 19.07 Uhr auf der Bühne der Olympiahalle München und ließ sich frenetisch von seinen Fans feiern. Auf eine Vorband verzichtete der mehrfach preisgekrönte Künstler – bei einem Abend mit Elton John soll es schließlich auch nur um Elton John gehen. Ganz unaufgeregt und ohne großes Vorgeplänkel nahm er an seinem Piano Platz und startete seine Show mit dem Song "Bennie and the Jets".
Absolutes Highlight: Zu "Rocket Man" liefert Elton John ein grandioses Klaviersolo ab
Die Sorge, dass Elton John es stimmlich und musikalisch nicht mehr drauf haben sollte, wurde von der Ikone weggesungen. Der 76-Jährige kann die Massen immer noch begeistern und lieferte mit seinen Welthits wie "Tiny Dancer", "I'm Still Standing" und "Candle in the Wind" ein fulminantes Konzert ab. Ein absolutes Highlight war dabei sein grandioses Klaviersolo zu "Rocket Man". Als das Lied nach knapp zehn Minuten endete, wurde er vom Publikum dafür gebührend gefeiert.
"Akustisch ein unwürdiger Abschluss": Fan zeigt sich etwas enttäuscht vom Sound
Es war eine Ehre, diese Musik-Legende noch einmal auf der Bühne bewundern zu dürfen. Doch der Abend enthielt einen kleinen Wermutstropfen: Der Sound war nicht ideal, bei manchen Liedern konnte man den gesungenen Text kaum noch verstehen und die Lautstärke brachte die Ohren ordentlich zum Klingeln.
Nach dem Konzert traf die AZ auf einen Fan, der sich mit der Materie gut auskennt und hakte nach. Stefan, Inhaber des Münchner Hifi-Geschäfts "Rauch und Schall", zeigte sich enttäuscht. "Elton John trifft noch immer jeden Ton, sein Timing ist großartig. Leider war die Emotion dabei nicht spürbar, da von der Beschallungsanlage hauptsächlich Verzerrungen im Hochton zu vernehmen waren und sich der für die Stimme so wichtige Mittenbereich, also die Stimme von Elton John, nur überschlagen hat und oftmals keine Silbe zu verstehen war", sagte er nach der Show zur AZ. "Auch große Fans hielten sich entsetzt die Ohren zu. Akustisch ein unwürdiger Abschluss für solch eine Karriere. Leider traurig."
Elton John entschwindet in die "Yellow Brick Road"
Elton John zählt zu den wenigen Weltstars, die kein großes Tamtam auf der Bühne veranstalten müssen – es reicht ein Klavier, die Band und eine Stimme, die trotz seines hohen Alters kaum an Kraft eingebüßt hat. Background-Tänzer, Feuerwerk oder sonstige Effekte hatte der Sänger nicht nötig – daran könnten sich manch jüngere Kollegen ruhig ein Beispiel nehmen. So war die Bühne auch entsprechend minimalistisch gestaltet. Im Hintergrund untermalte eine große Leinwand das musikalische Schaffen des Briten mit Bildern aus seinem Leben. So war es auch ganz passend, dass Elton John nach einer mehr als zweistündigen Show am Ende mit einem Aufzug in eben dieser Leinwand entschwand und die "Yellow Brick Road" Richtung Ruhestand entlang schlenderte.