AZ-Kommentar zum Streit über den Kulturstrand in München
Ein bisschen Sand, ein paar Konzerte, leicht überteuertes Bier: Strandbars gibt es in jeder Stadt. Der Kulturstrand macht da keine Ausnahme - so besonders, dass sich die hitzigen Debatten erklären ließen, ist er auf keinen Fall.
Es geht um Befindlichkeiten. Kulturstrand-Erfinder Benjamin David mag die Stadtrats-SPD nicht, umgekehrt gilt das auch. CSU und Grüne haben das oft zum Argument gemacht, SPD und Stadtverwaltung Parteilichkeit vorzuwerfen – auch, weil Dierk Beyer, der sich mit Zehra Spindler 2016 gegen David durchsetzte, mal irgendwo auf einer SPD-Liste stand.
Zank im Stadtrat: In den Sand gesetzt
Das Argument war aufgebauscht – und die Schlammschlacht dieses Sommers führte nur David. Er wollte die Entscheidung gegen sich nicht akzeptieren, fast verhinderte er juristisch, dass überhaupt ein Strand stattfinden durfte.
Stadtrat gibt Kulturstrand keine Chance
Der Stadtrat hat eine absurde Konsequenz gezogen. Jene, die der SPD immer Parteilichkeit vorwarfen, setzten durch, dass der Kulturstrand künftig durch den Stadtrat vergeben wird, nicht mehr durch die Verwaltung. Parteipolitisch wie nie also. Für die subkulturelle Zehra Spindler, die immer wieder Künstlern und Partys Raum geschaffen hat, die sich sonst in dieser teuren Stadt schwertun, ist das eine schlechte Nachricht.
Nun muss man sie nicht mögen – und niemand hat ein Patent auf das verhältnismäßig plumpe Konzept Kulturstrand. Aber der Stadtrat gibt ihr faktisch keine Chance mehr. David bekommt seinen Kulturstrand zurück.
Jener David übrigens, der den letzten grünen OB-Wahlkampf mitorganisierte, auf Parteitagen auftritt. Und der – anders als Spindler 2016 – seinen Kulturstrand mit einem großen Plakat schmückte: mit dem Namen von CSU-Bürgermeister Josef Schmid als Schirmherr darauf.