AZ-Interview mit Mama Bavaria: "Schwere Krüge, viele Männer – schwierig"

Diesmal ist die Bavaria alias Luise Kinseher für ihre Starkbierrede in die Kritik geraten. Hier sagt sie, wie sie selbst den Abend erlebt hat, wie man einen Saal zum Lachen bringt – und wie es für sie weitergeht.
Michael Schilling |
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Die Kabarettistin (48) stammt aus Niederbayern, lebt in München und gibt seit 2011 die Mama Bavaria am Nockherberg.
sampics/Augenklick Die Kabarettistin (48) stammt aus Niederbayern, lebt in München und gibt seit 2011 die Mama Bavaria am Nockherberg.

München - Als das grüne Bavaria-Kleid wieder auf dem Bügel hing, die Turmfrisur abgebaut war und der Nockherberg fast schon wieder menschenleer, da wusste Luise Kinseher (48) genau, was sie machen wollte: "Party!" Und danach? "Party!"

Kinsehers siebte Starkbierrede am Mittwochabend – darin sind sich viele Stammgäste einig gewesen – war nicht ihre beste. Zu sanft, zu gefällig."Bafadia" hat die AZ nach der Rede getitelt. Ob Kinseher auch im nächsten Jahr wieder die Bavaria beim Salvator-Anstich geben darf, lässt Brauerei-Chef Andreas Steinfatt offen:"Wir schauen mal und hocken uns in ein paar Wochen zusammen."

Kinseher ist dann, ab Ende März, wieder auf Tournee mit ihrem aktuellen Kabarettprogramm."Ruhe bewahren", heißt es – und könnte nach dem Nockherberg beinahe als ihr Lebensmotto durchgehen.

Kinseher bleibt cool

So stoisch, wie sie letztes Jahr reagiert hat, als es hieß, ihre Rede sei zu böse und frauenfeindlich gewesen, bleibt sie auch jetzt: "Es ist alles gut, kein Problem. Der Nockherberg ist immer ein großes Thema. Man kritisiert mich, man lobt mich – es kommt jedes Jahr wieder von allen Seiten. Ich bin’s mittlerweile gewöhnt, ich bin ein alter Hase. Tiefenentspannt." Hier schildert sie mal, wie die Bavaria selbst heuer den Nockherberg erlebt hat.

AZ: Hat die Kritik vom letzten Jahr wirklich Wirkung gezeigt, Frau Kinseher?
LUISE KINSEHER: Interessante Einschätzung. Wir hatten heuer eine ganz andere politische Situation als im letzten Jahr mit seiner Flüchtlingsthematik, die alle, vor allem die Politiker, dünnhäutig gemacht hat. Da kamen einige Dinge sehr scharf an. Vor allem hatte die Rede im letzten Jahr einen moralischen Anspruch. Heuer steht diese Thematik nicht im Raum. Diesmal steht der Wahlkampf im Zentrum, mit ein bisschen mehr Leichtigkeit vorgetragen. Dazu kam das Frauenthema zum Weltfrauentag. Man muss schon genau zuhören: Ich bin scheißfreundlich eine Dreiviertelstunde lang – aber ich mein’s nicht so.

Die Stimmung im Saal war mäßig.
Das habe ich überhaupt nicht so empfunden. Ich war eher überrascht, dass doch so oft gelacht wurde. Da hatten wir letztes Jahr weitaus längere Passagen, in denen die Menschen verständnislos dagesessen sind. Ich finde, die Rede hatte eine hohe Pointendichte. Dass auf dem Nockherberg so mancher subtiler Witz nicht gleich kommt, man aber mit Preißn-Witzen großen Applaus erntet, ist ja wirklich nichts Neues.

Über Joachim Herrmann sagten Sie: "Wo andere eine Aura haben, hast du einen Burggraben." Durchaus lustig. Aber das Publikum schwieg in weiten Teilen.
Ich find’s auch wahnsinnig komisch. Aber da lacht dann halt keiner, weil sie erst nachdenken müssen: Ist das jetzt gemein, oder ist das lustig? Darf ich da lachen? Nicht vergessen: Wir sind am Nockherberg! Das ist doch kein normales Publikum. An einem normalen Kabarettabend würden alle am Boden liegen.

Ist es am Nockherberg so: Sobald die Großkopferten in den ersten Reihen lachen, lacht auch der Rest mit?
Das bekomme ich da oben nicht mit. Ist mir auch egal. Ich halte die Rede ja nicht nur für die Leute im Saal, sondern auch für die Millionen am Fernseher. Von denen erfahre ich immer, dass sie an Stellen gelacht haben, bei denen im Saal keiner lacht.

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Ein spezifisches Nockherberg-Problem?
Wir haben hier eine Theater- und Bühnensituation, die einzigartig ist. Und die Rede wird viel ernster genommen als das Singspiel. Die Rolle der Mama Bavaria, die zu ihren Kindern freundlich ist, obwohl sie es anders meint, beinhaltet einen Humor, den man mitlesen können muss. Das ist am Nockherberg mit seinen schweren Krügen und den vielen Männern vielleicht ein bisserl schwieriger. Trotzdem bleibe ich bei dem Konzept, weil ich weiß, dass es beim Fernsehzuschauer richtig ankommt.

Und der Saal?
Es kann bei einer Live-Sendung sowieso nicht jede Pointe zünden. Wenn ich danach gehen würde, dass ich als Bavaria den Saal zum Lachen bringen will, müsste ich vier, fünf Preißn-Witze mehr machen, wie man heute gesehen hat. Und vielleicht noch ein paar Geschmacklosigkeiten, damit sich die Leute auf die Schenkel klopfen und sagen:"Heut’ war’s aber scharf." Das ist aber nicht mein Anspruch – und so werden meine Reden nie sein.

Hier gibt's die Rede im Wortlaut zum Nachlesen

Das heißt, Sie machen weiter?
Weiß ich noch nicht. Mal schauen. Das entscheiden wir wie jedes Jahr zusammen.

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