AZ-Interview: „Brandschutz und ein paar Lautsprecher“

MÜNCHEN - Die CSU schimpft. Der kulturpolitische Sprecher Richard Quaas über die Zukunft des Kulturzentrums am Gasteig.
Am 18. Januar legt der städtische Wirtschaftsausschuss im Rathaus voraussichtlich die ursprünglich geplante Sanierung des Gasteig- Kulturzentrums endgültig auf Eis.
AZ: Herr Quaas, warum macht Ihnen diese Entscheidung Sorgen?
RICHARD QUAAS: Damit käme das Gasteig ans Ende seiner Entwicklungsmöglichkeit. Der Konzertsaal ist veraltet. Die Musiker hören sich untereinander schlecht, und auf jedem Platz im Saal klingt es anders. Das Gesundbeten hilft nichts. Hier müsste dringend investiert werden, damit München als Musikstadt konkurrenzfähig bleibt.
Christian Ude meint, das Klassikpublikum stirbt ohnehin bald aus.
Das ist eine sehr gewagte These. Tatsächlich nimmt die Zahl der Besucher zu. Die Philharmoniker haben noch nie so viele Abonnements verkauft wie heute. Auch ich bin mit 20 Jahren ungern in Wagner- Opern gegangen, die ich heute liebe. Der Mensch entwickelt sich.
Vielleicht baut ja der Staat anderswo einen neuen Saal.
Ich halte das mittlerweile für eine durchaus reale Utopie. Damit würde der Gasteig umso mehr wirtschaftlich angegriffen. Umso wichtiger ist es, heute mehr Geld in das städtische Kulturzentrum zu investieren, damit es nicht ganz den Bach hinuntergeht.
Immerhin investiert die Stadt doch nun 14 Millionen.
Die gehen in den Brandschutz und in ein paar Lautsprecher. Es ist ein reiner Notbehelf. Aber es wäre genauso wichtig, in die Barrierefreiheit der Philharmonie zu investieren. Auch der Carl-Orff-Saal, die Black-Box, die Räume der Stadtbibliothek und der Volkshochschule entsprechen nicht mehr heutigen Anforderungen. Jeder weiß, dass im Gasteig Grundsätzliches geschehen müsste. Die Stadt verschiebt das nun auf die künftige Generation, die vermutlich noch weniger Geld hat als wir.
Was fordern Sie konkret?
Die Gasteig-Chefin Brigitte von Welser hat einen Master- Plan entwickelt. Er darf nicht ad acta gelegt, sondern muss fortgeschrieben werden. Bei der erstbesten Gelegenheit muss die Generalsanierung in Angriff genommen werden. Sonst hat das Gasteig keine Perspektive für die Zukunft.
Interview: Robert Braunmüller