AZ besucht die Riesenbaustelle

Seit zwei Jahren wird das Gärtnerplatztheater umgebaut. Die AZ hat nachgeschaut, wie es auf der Baustelle voran geht.
von  Sophie Anfang
Zwischen Klenze- und Reichenbachstraße entsteht ein Neubau.
Zwischen Klenze- und Reichenbachstraße entsteht ein Neubau. © von Loeper

München Es werden Kabel verlegt und Wände hochgezogen. Wer eine der wohl mit zentralsten Großbaustellen in München betritt, sieht gleich: Hier wird fleißig gewerkelt. Noch bis Ende 2016 wird das Gärtnerplatztheater umgebaut. Für die 150-jährige Jubiläumsfeier ist das zwar zu spät. Die Bauherren versuchen trotzdem, den Bau möglichst schnell voranzubringen.

Es ist ein großes Vorhaben: Das Bestandsgebäude aus dem 19. Jahrhundert wird grundlegend saniert. Ziel ist, das Theater barrierefrei zu machen, und was Lüftung und Brandschutz betrifft, auf die Höhe der Zeit zu bringen. Dazu kommt ein Neubau mit Proberäumen zwischen Klenze- und Reichenbachstraße, der an das Theater anschließt. 67,4 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.

Eigentlich sollte das Theater bereits nächstes Jahr wieder genutzt werden können – zumindest teilweise. Daraus wird nichts. Warum, das hat viel mit den Tücken alter Gemäuer zu tun.

„In diesen Gebäuden findet man alles“, sagt Ulrich Stroh vom staatlichen Bauamt München I, das die Sanierung überwacht. Zum Beispiel asbestverseuchte Isolierung. Die hatte man unter mehreren Lagen versteckt unter astbestfreier Wandverkleidung gefunden. Bei der Voruntersuchung waren die nicht entdeckt worden.

„Das hat eine richtige Kette ausgelöst“, sagt Stroh. Weil die Schadstoffe in großen Containern entsorgt werden mussten, blockierten die die ohnehin beengte Baustelle – und behinderten andere Arbeiten. In einer anderen Wand wurden Rückstände von Quecksilber gefunden, die extra entsorgt werden mussten. Und auch bei Bohrungen in die Tiefe stießen die Bauarbeiter öfter auf Fundamente von Nachbarhäusern. Das alles verzögerte die Baumaßnahmen. Mit dem Neubau konnte man erst ein Dreivierteljahr später als geplant beginnen. 

Bauherren beruhigen: Man sei im Zeitplan

Trotzdem sei man im Zeitplan, sagt Stroh: „Man hat schon früh gemerkt: 2015 wird man nicht schaffen.“ Der Abschluss der Bauarbeiten ist jetzt für Ende 2016 geplant.

Um das einhalten zu können, ist man kreativ auf der Baustelle. Obwohl der Rohbau erst im Frühjahr komplett fertig sein wird, fängt man jetzt schon teilweise mit dem Ausbau an. „Normalerweise macht man das hintereinander“, erklärt Hagen Dorendorf, der für die Arbeitsgemeinschaft Atelier Achatz Architekten und IMP Ingenieure den Bau leitet.

Während es an manchen Orten der Baustelle noch eisig kalt ist und tropft, ist der Bau an anderen Stellen weit fortgeschritten. Im renovierten Pausenfoyer ist etwa schon die Fußbodenheizung in Betrieb. Der Zuschauerraum ist zwar noch eingerüstet, trotzdem sind Restauratorinnen gerade dabei, auszuloten, wie und in welchem Umfang die Balkone und und Kunstbemalungen restauriert werden sollen.

Für das nächstes Jahr anstehende 150-jährige Jubiläum werden diese Fortschritte trotzdem nicht reichen. Es muss auswärts gefeiert werden. „Wir sind in der Planung“, sagt Ulrike Jochum vom Gärtnerplatztheater. Wie die Feier genau aussehen soll, will sie aber noch nicht sagen.

Das Ensemble spielt derzeit auswärts

Für das Ensemble des Gärtnerplatztheaters bedeutet der Umbau des Stammhauses: flexibel sein müssen. Derzeit gibt es Produktionen in verschiedenen Gastspielstätten. Für das Team sei das am Anfang aufregend gewesen, sagt Jochum: „Inzwischen merkt man aber eine Müdigkeit, dass die Leute quasi nach Hause wollen.“ Das Warten würde sich aber lohnen. „Im Neubau haben wir eine fast perfekte Probensituation“, sagt sie.

Dort wird es neben drei unterirdischen Probebühnen Übungsräume für Ballet, Orchester und Chor geben: Bislang sind die aus dem Stammhaus ausgelagert. „Das wird uns viel Zeit ersparen.“

130 Menschen arbeiten hier täglich

Noch ist schwer vorstellbar, dass in den kahlen Betonsäalen einmal große Stücke gespielt werden. Die zwei kleinen Bühnenräume im dritten Untergeschoss sind noch leer und schmucklos.

Im großen Proberaum ein Stockwerk drüber sieht man schon, wo später die Drehbühne mit 14 Quadratmetern Durchmesser hin soll. Noch ist dort eine große Pfütze.

Aber große Projekte brauchen eben Zeit, aller Manpower zum Trotz: 130 Menschen arbeiten hier täglich, ab Frühjahr werden es bis zu 180 sein.

Das Meiste von dem, was hier gerade geschaffen wird, wird der Theaterbesucher jedoch gar nicht mitbekommen. „Vielleicht werden sich die Leute fragen, wo das ganze Geld hingegangen ist“, überlegt Stroh vom Bauamt. Aber das gehört wohl auch zu den Dingen, die man bei einer Baustelle schwer beeinflussen kann.

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