AZ besucht "Die Erben von Olympia '72 in München": Der Mann mit dem Eishändchen

Michael Mösner sorgt seit 24 Jahren dafür, dass es in der Olympia-Eishalle auch bei widrigem Wetter ordentlich rutscht.
Florian Zick |
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Sieben, acht Minuten – dann muss wieder alles picobello sein: Michael Mösner und seine Eismaschine.
Petra Schramek Sieben, acht Minuten – dann muss wieder alles picobello sein: Michael Mösner und seine Eismaschine.

Am 26. August 1972 wurde in München das olympische Feuer entzündet. Die Spiele haben die Stadt geprägt. Spielstätten, Wohnungen und Parkanlagen sind entstanden. 45 Jahre ist das inzwischen her. Wer kümmert sich heute um das bauliche Erbe von damals? Die AZ hat für ihre neue Serie Menschen besucht, die heute in den Überbleibseln von München '72 wohnen oder wirken. Heute: der Mann im Eis.

Wie sie nicht alle geheißen haben: Hedos, Maddogs, Barons – jetzt Red Bull. Was Profi-Eishockey betrifft, hat München eine mehr als wankelmütige Geschichte.

Doch egal, welcher Trainer gerade an der Bande stand, welche Spieler übers Eis kurvten und auch egal, wie der Verein gerade hieß: Eine Konstante gab es in den vergangenen Jahren doch immer. Nämlich ihn: Michael Mösner.

Kein Eismeister ist länger dabei als er

Der 59-Jährige ist seit 24 Jahren Eismeister im Olympia-Eissportzentrum – fast sein halbes Leben also. Es gibt im Olympiapark keinen Eismeister, der schon länger da ist.

Bei Spielen hat Mösner seinen Platz direkt neben Stadionsprecher Stefan Schneider. Der eine ist ein Mann des Wortes, der andere ein Mann der Tat. Denn egal, was im Stadion kaputt geht – ob es einen Scheibenbruch gibt oder nur eine Schraube an der Bande locker ist: Solche Jobs gehören auch zur Aufgabe eines Eismeisters. Mösner muss dann ausrücken. "Das muss laufen", sagt er.

Wer regelmäßig zum Eishockey geht, kennt ihn aber vor allem wohl, wie er auf seiner Eismaschine thront. Nach dem Warmspielen und in jeder Drittelpause zieht Mösner mit dem blauen Ungetüm langsam seine Runden auf der Eisfläche. Sieben, acht Minuten – dann muss wieder alles picobello sein.

So einfach, wie sich das anhört, ist es nicht. Den Eismachen ist eine Wissenschaft für sich. Ist es neblig, wird das Eis schnell rau und langsam. Dann muss man in der Halle die Heizung ein bisschen hochdrehen. Heizung und Eis – da merkt man schon: Da braucht man ein feines Händchen.

Die Olympia-Eishalle ist inzwischen 50 Jahre alt

Die Olympia-Eishalle tut ihr Übriges dazu. Die Halle stand nämlich schon ein paar Jahre, bevor die Olympischen Spiele nach München kamen. 50 Jahre ist sie inzwischen alt – und baulich ein bisschen Oldschool, wie Branchenkenner sagen. Jeder der gut 6.000 Zuschauer wirkt mit seiner Körperwärme da wie eine 100-Watt-Lampe. Das erleichtert das Eismachen nicht gerade. Mösner macht seinen Job trotzdem immer noch gerne.

Eine ziemlich aufreibende Zeit hat er hier schon verbracht. Schließlich haben hier neben der Eishockey-Mannschaft zwischendrin auch schon die Basketballer vom FC Bayern gespielt. Mehrmals die Woche Parkett rauf und Parkett runter – und immer darauf achten, dass danach wieder schönes Eis da ist.

Natürlich werde auch mal gemeckert, sagt Mösner. Vor allem, wenn der Gegner dem Puck mal wieder nur hintergelaufen ist. Dann wird schon mal über das Eis geschimpft. Mösner macht das inzwischen nichts mehr aus. Er weiß: Da sucht jemand nur nach Ausreden.

Mösner war früher Schlosser bei Krauss-Maffei. Als seine Abteilung geschlossen wurde, musste er sich nach einem neuen Job umsehen. Und zufällig suchte der Olympiapark da gerade einen Eismeister. Mösner bewarb sich. "Und ich würde es auch sofort wieder machen", sagt er.

Nun will Red Bull demnächst eine neue Halle in den Olympiapark bauen. Ob er sich dann weiter ums Eis kümmert? "Hoffe", sagt Mösner da nur knapp. Man merkt: Er ist eben ein Mann der Tat. Die großen Worte überlässt er lieber anderen – zum Beispiel dem Stadionsprecher.

Lesen Sie hier: AZ-Serie "Münchner Gschichten" - Olympia 1972: "Meine schönste Erinnerung"

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