AZ Benefiz-Gala: Not lindern - und dabei lachen

Ein ausverkauftes Lustispielhaus und tolle Künstler die auf ihre Gage verzichteten: bei der AZ Benefiz-Gala kamen insgesamt 8.500 Euro zusammen. Wir sagen: Danke!
München - Es ist viel geschmunzelt worden – und noch mehr gelacht. Die Besucher der AZ-Benefizgala am Dienstagabend im Lustspielhaus erlebten drei ausgesprochen unterhaltsame Stunden. Angenehmer kann man wohl kaum Gutes tun. Denn der Reinerlös der Veranstaltung geht an die AZ-Aktion „Münchner helfen“. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, bedürftige Menschen zu unterstützen: „Wir können sie mit Ihren Spenden aus einer aktuten Notlage befreien – oder ihnen jetzt zu Weihnachten einfach nur einen Wunsch erfüllen“, erklärte AZ-Chefredakteur Arno Makowsky zu Beginn der Veranstaltung.
Allein durch den Ticketverkauf gingen knapp 8500 Euro ein. Die hochkarätigen Künstler, die das Publikum auf ganz unterschiedliche Weise berührten und amüsierten, verzichten auf ihre Gage. Dafür bedankt sich die AZ herzlich. Danke sagen wir auch an alle Spender: In den vergangenen Wochen sind schon mehr als 36000 Euro eingegangen.
Klicken Sie sich durch unsere Bilderstrecke und sehen Sie die Künstler, die an der AZ Benefiz-Gala teilgenommen haben.
Helmut Schleich: Bayerns Insignien der Macht - Wampe, Stiernacken, Schwarzgeldkonto
Franz Josef Strauß kam die Benefizgala gerade recht. Ein guter Anlass für eine posthume Abrechnung mit seinen noch lebenden Polit-Kollegen. Wenn Helmut Schleich in seine FJS-Rolle schlüpft, originalgetreu nuschelt und zetert, ist das wirklich wie eine kleine Auferstehung. Eine, die so mancher fürchten dürfte. Zum neuen Umweltminister Marcel Huber zum Beispiel merkt Strauß an: „Ein Tierarzt im Kabinett ist nur sinnvoll, wenn der Ministerpräsident ein Rindvieh ist.“
Den Ex-Verteidigungsminister Guttenberg („Ich mein’ jetzt nicht den Drucker, sondern den Kopierer“) lässt er wissen: „Früher hat der Adel Universitäten gegründet – und nicht beschissen.“ Und auch OB Ude – an diesem Abend selbst auf der Bühne – kriegt sein Fett weg. Der sei schon so abgehoben, der brauche die dritte Startbahn gar nicht mehr. Gar nicht so einfach also, passendes politisches Personal zu finden, das noch dazu die „bayerischen Insignien der Macht“ habe: Wampe, Stiernacken und Schwarzgeld-Konto.
Helmut Schleich spielt am 9.5.2012 im Circus Krone"
"String of Pearls": Sexappeal und Selbstironie
Sie brachten Glamour ins Lustspielhaus – und das bei weitem nicht nur wegen ihrer goldenen Glitzer-Kleider. Die „String of Pearls“ zeigten bei ihrem Auftritt, dass Sexappeal und Selbstironie sich durchaus gut vertragen. Bei ihrem kleinen Streifzug durch die Weltmusik zeigten die Damen ihr stimmgewaltiges Können gleich in mehreren Sprachen. Und nahmen sich dabei mit großer Leidenschaft selbst auf die Schippe.
Die „String of Pearls“ sind am 19. und 26. Dezember im Lustspielhaus, Beginn: 20.30 Uhr. Davor sind sie noch in Trudering und Planegg zu sehen.
Keller Steff und Band: Jetz’ werd Boarisch gredt
Als Export aus Übersee (am Chiemsee) stellten der Keller Steff und seine Band gleich klar: Jetz’ werd Boarisch gredt. Pech für alle Isar-Preißn, die dem nicht folgen können. Insbesondere der Song über lebenslange Schelte vom Papa („Sog amoi bist narrisch, ja wos treibst’n“) war ein großer Lacherfolg bei der Benefiz-Gala. Nicht nur, weil der Keller Steff eindrucksvoll nachahmte, wie der Vater sich die Haare rauft – was in einer fulminanten Sturmfrisur endete. Und das nur, weil er kein anständiges Leben mit Haus und Hackschnitzelheizung führen will. Zum Schluss zeigten die Burschen, dass sie auch die ruhigeren Töne beherrschen. Bairisch Country – mit viel Herz und Humor.
31.12.2011, 21 Uhr, Festsaal im Hofbräuhaus
Andreas Giebel: Ein Maulfauler, den man mögen muss
Trinken wir auf unseren Sarg aus 100-jährigen Eichen, die wir morgen pflanzen!“ Mit diesem georgischen Trinkspruch beendete Andreas Giebel seinen Auftritt – und die Gala.
Zuvor hatte er die Lachmuskeln der Zuschauer strapaziert. Er mimte den maulfaulen Misanthropen, den man trotzdem einfach mögen muss. Der als Aktmodell für ein grob getupftes Bild von einem griechischen Pan posiert. Wobei allein die Tupfen für den Bauch eine halbe Ewigkeit dauern. Der sich vorm Check-in am Flughafen noch rasch die Haare wäscht, damit der Rest Shampoo ja nicht verloren geht. Und der weiß: „Der Bayer hebt sich seine Überschwänglichkeit für einen besonderen Moment auf – auf die Gefahr hin, dass er nie stattfindet.“
So sind auch heiße Liebesschwüre nicht das Seine. Wenn die Ehefrau fragt „Liebst du mich noch?“, kann die Antwort also schon mal lauten: „Ich hätt' scho was gsagt, wenn was ned passt.“ Eine Besucherin der Gala passte sich der Giebelschen Logik gleich an und lobte nachher seinen Auftritt ebenfalls mit ur-bayerischem Überschwang: „Mei, i hätt’ lacha kenna!“
Der Kabarettist ist mit „Das Rauschen in den Bäumen“ am 30.12., 23.1. und 30.1. im Lustspielhaus.
Axel Hacke: Fruchtzwerge und ein tobender Hamster
Aus einem Erzbischof wird schnell mal ein Erdbeer-Schorsch, wenn Kinderohren hinhören. Und wo liegt eigentlich dieses Griechisch-Hawaii, das in dem Schlager-Klassiker von Udo Jürgens besungen wird? Drei Bücher hat Autor Axel Hacke dem Phänomen „Verhören“ gewidmet. Im Lustspielhaus gab er die Hitliste dessen zum besten, was seine Leser (miss-)verstanden haben.
Da wird aus einer Songzeile von „Ich + Ich“ („Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster“) ein tobender Hamster. Und Herbert Grönemeyer besingt Fruchtzwerge in seinem Bauch. Hacke ist überzeugt: „Der singt absichtlich so undeutlich, weil er seinen Hörern nur grobe Anhaltspunkte geben will.“
Axel Hacke tritt am 16. Januar wieder im Lustspielhaus auf, mit „Das Beste aus aller Welt“; Einlass um 18.30, Beginn um 20.30 Uhr.
OB Christian Ude: Ein Denkmal für Mama Ude
Wenn er so selbstverständlich auf der Bühne des Lustspielhauses sitzt, könnte man tatsächlich meinen: Christian Ude ist im Hauptberuf Künstler – und im Nebenberuf OB. Er berührte die Besucher der Benefizgala mit einem liebevollen Text über seine Mutter – ein schriftliches Denkmal für eine Wucht von einer Frau.
Auch die Abendzeitung spielte in einer der Anekdoten über sie eine Rolle. Als die AZ 50. Geburtstag feierte und Ude dabei einen Kabarettauftritt in der Montur eines AZ-Verkäufers beisteuerte, hatte das ein familiäres Nachspiel. Die Pflegekräfte seiner kranken Mutter schnitten das Foto des verkleideten Sohnes aus der Zeitung aus. Beim nächsten Besuch ließ die Mama ihren Buben in tröstendem Tonfall wissen: „Weißt du, es war ja völlig klar, dass das in dem Rathaus nicht ewig gut gehen konnte.“