AZ auf der ISPO Munich 2017: Wie Lifestyle den Sport erobert

Schuften, schuften, schuften, damit die Kalorien purzeln. Wie man dabei aussieht? Egal, sieht einen ja sowieso niemand. Geht es nach den Sportartikel-Herstellern, denkt das bald niemand mehr. Heutzutage geht es darum, gesehen zu werden. Sport ist nicht mehr nur Sport, Sport ist Mode. Sport ist Lifestyle. Sport ist das "gute Gefühl". Das wird auf der ISPO 2017 auf dem Münchner Messegelände mehr als deutlich.
Nur so wird erklärbar, weshalb selbst ein Tattoostudio in der Action-Sporthalle zu finden ist. "Sport beinhaltet ja auch einen Lifestyle-Aspekt", erklärt Tätowiererin Monika Rumrich. Die Ispo hätte deshalb angefragt, ob sie auf der Messe tätowieren könne. Natürlich unter dem Motto Sport: Es gibt nur eine Handvoll verschiedene Motive, die Rumrich den Besuchern tätowiert.
"Berge, Wasser, ein Haifisch - alle haben etwas mit Sport und Outdoor zu tun", erklärt die junge Frau. Und das Geschäft läuft gut – sechs Besuchern hätte sie eines der Motive unter die Haut gestochen. Jede Tätowierung und deren Vorbereitung kosten Zeit. "Wahrscheinlich hätten wir heute auch 50 Leute tätowieren können", lacht die junge Frau.
Freizeitsport Paddeln: Auf eine Runde im Ammersee?
Reger Andrang auch im Wasserbecken in der Action-Sporthalle – oder besser gesagt rund um das Becken herum. Darin wagen sich nur wenige auf das "SUP" – die Kurzform für Stand Up Paddle Board. Von weitem sieht es aus wie ein Surfbrett, doch der Surfer fällt nicht vom Brett. Das Paddle Board ist um einiges größer und stabiler gebaut als ein Surfbrett. Ein Paddel hilft, um vorwärts zu kommen. "Das SUP wird gerade immer bekannter", erklärt SUP-Ausbilder Raphael Kumer. Das liegt auch daran, dass Sport und Freizeit hervorragend miteinander kombiniert werden können. "Im Sommer gibt es hier in der Umgebung viele Möglichkeiten zum Ausprobieren", sagt Kumer. "Am Starnberger See, am Ammersee gibt es auch viele SUP-Verleihe."

Getestet - und für 'sehr gut' befunden. Fünf von fünf Sternen fürs Stand Up Paddle Boarding!
Während Stand Up Paddle Boarding Sport und Freizeit miteinander kombiniert, geht es beim "Slackfit", das derzeit die deutschen Fitness-Studios erobert, um die Verbindung des Freizeitsports Slackline mit hartem Muskeltraining. Statt zwischen zwei Bäumen ist das Seil beim "Slackfit" in nur wenigen Zentimetern Höhe auf eine Apparatur gespannt. "Beim Slackfit geht es hauptsächlich um die Fitness, weniger um das Balancieren auf dem Seil", erklärt Physiotherapeutin und "Slackfit"-Trainerin Caroline Käding. Vor allem die Beinmuskulatur kann hinreichend trainiert werden, etwa mit einer Kniebeuge auf dem Seil. Anstrengend – aber effektiv.

Spaß macht's allemal - allerdings ist "Slackfit" definitiv kein Teamsport.
Virtual Reality auf der richtigen Piste
Bei allen Wohlfühl-, Actionsport- und Designtrends auf der ISPO – ein Trend darf natürlich nicht fehlen: der Einblick in die virtuelle Welt. In die virtuelle Alpenwelt etwa. Der Schweizer Sportartikelhersteller Scott Sports geht einen Schritt weiter und verbindet virtuelle und reale Welt miteinander. Mit einer Brille. Nicht etwa mit einer Virtual-Reality-Brille, sondern mit einer einfachen Skibrille.
Das Glas der Brille enthält einen bestimmten Filter, der Gefahren auf der Piste minimieren soll. "Wenn zum Beispiel die Sonne nicht scheint, ist es oft schwer, Unebenheiten auf der Piste zu erkennen", schildert Marketing Manager Silvan Poltera. "Durch die Brille wird dann zum Beispiel der Kontrast verstärkt und die Unebenheiten auf der Piste werden besser sichtbar." Verschiedene Filter passen sich verschiedenen Wetterbedingungen an. Mithilfe der Virtual-Reality-Brille werden verschiedene Sichtverhältnisse auf der Piste dargestellt.

AZ-Redakteurin Victoria vergibt vier von fünf Sterne für die Virtual-Reality-Brille.
Immer ausgefallener, immer bunter
Von der Piste auf die Straße: Rasant ist auch das "Balance Car", ein elektrischer Scooter, der nur aus zwei Rädern und jeweils einem Trittbrett für die Füße besteht. Verlagert der Fahrer sein Gewicht mit den Füßen nach vorne, beschleunigt das Gerät. Doch Vorsicht: Als Anfänger kann es schnell passieren, dass man die Kontrolle verliert – schließlich gibt es keinen Griff zum Festhalten.
Nichtsdestotrotz: Das Actionsport-Gerät etabliert sich laut Hersteller langsam in Deutschland. Auf der Messe zumindest waren bereits alle vorrätigen „Balance Cars“ vergriffen. „Vor allem junge Leute sind damit unterwegs“, sagt Leison Lv von der asiatischen Firma "Winner". Auch in München habe sie schon viele Geräte auf den Straßen gesehen. Eine Fahrerlaubnis benötige man nicht. Sportlich anstrengend ist es allerdings auch nicht. Wie sehr vieles auf der Ispo. Wohlfühlen statt Sport eben.

Aller Anfang ist schwer - insbesondere beim "Balance Car".
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