AZ-Aktion "Wünsche werden wahr": Alle Kinder brauchen Chancen

MÜNCHEN - Die Stadtsparkasse hat schon 25 000 Euro gespendet: Helfen auch Sie mit bei der AZ-Aktion „Wünsche werden wahr“ für arme Kinder. DIe AZ stellt Ihnen hier Projekte vor, die Kindern helfen sollen.
Armut hat viele Gesichter – auch in einer reichen Stadt wie München. Dass die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, sieht etwa Bezirkssozialarbeiterin Gertrud Hilzensauer in ihrer täglichen Arbeit. „Wir sehen oft Familien, die in fürchterlichen Umständen leben. Sie leben in verschimmelten Wohnungen und auf engstem Raum.“
Arm ist, wer weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Nettoeinkommens hat – also weniger als 880 Euro im Monat. Das trifft in München laut Armutsbericht 2007 auf fast 180000 Menschen zu. Vor allem Alleinerziehende, Familien mit Kindern und Familien mit Migrationshintergrund sind betroffen. 21.378 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (Stand Oktober 2009) bekommen Sozialleistungen.
Viele Kinder stecken in einem Teufelskreis. Sie haben oft einen schlechteren Zugang zu Bildung – so schaffen sie es nicht aus eigener Kraft aus der Armut heraus. Diesen Kindern zu helfen, ist das Ziel der AZ-Aktion „Wünsche werden wahr“. Im Advent wollen wir für Münchens Kinder sammeln und stellen Ihnen, liebe AZ-Leser Projekte vor, die Geld benötigen – und Kindern unmittelbar nützlich sind. Denen es aber an Büchern, Computern oder auch einer Küche mangelt.
Die Münchner Stadtsparkasse geht mit gutem Beispiel voran: Harald Strötgen, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse München, hat kurzentschlossen 25.000 Euro für „Wünsche werden wahr“ zur Verfügung gestellt. Dafür sagen wir herzlichen Dank!
Aber auch den Erlös unserer Jubiläumsgala „Stars in der Manege“, die am 28. Dezember in der ARD zu sehen ist, werden wir für Kinder in Not zur Verfügung stellen. Für unkomplizierte Hilfe im Einzelfall.
Damit Sie, liebe Leser, auch nachvollziehen können, wie Sie geholfen haben, werden wir auch nach Weihnachten berichten. Darüber, wie das Geld eingesetzt wurde und wird, welche Dinge davon gekauft wurden und wie es bei den vorgestellten Hilfen für benachteiligte Kinder weitergeht. Verena Duregger
Zum Auftakt stellen wir Ihnen drei Projekte vor, die im Zentrum Münchens helfen:
Sozialbürgerhaus Mitte
Den Kindern die Kuscheltiere wegzunehmen – das bringen die Mitarbeiter des Kinder- und Jugenddienstes im Münchner Sozialbürgerhaus (SBH) Mitte in der Schwanthalerstraße nicht übers Herz. Im freundlichen und hellen Begegnungsraum des Hauses treffen Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe oft Eltern zum Gespräch. „Die Kinder können in dieser Zeit dann spielen. Viele haben Vernachlässigung und Gewalt erlebt“, sagt Bezirkssozialarbeiterin Gertrud Hilzensauer.
Doch wenn die Gespräche unter Erwachsenen nicht ausreichen, sind die Kuscheltiere manchmal mehr als Spielzeug. „Wenn Eltern sich auf keine Vorschläge einlassen wollen, kommt es vor, dass Kinder ins Heim müssen oder zu Pflegeeltern.“
Die Kinder klammern sich dann an einem Kuscheltier oder Bilderbuch fest, um in der Trennungssituation ein kleines Trostpflaster zu haben. „Die Sachen dürfen sie behalten. Unser Bestand ist dadurch mittlerweile geschrumpft.“ Neue Spielsachen kann die Kinder- und Jugendhilfe dringend brauchen. Sie macht auch Hausbesuche. „Doch das betrifft nicht nur arme Familien. Auch Kinder aus reichem Elternhaus werden vernachlässigt oder misshandelt“, sagt Hilzensauer. Für die Hausbesuche würden die Mitarbeiter oft gerne ein kleines Geschenk für die Kinder mitnehmen. Doch auch dafür reicht der Etat nicht aus.
Benötigte Summe: etwa 600 Euro
Hort der InitiativGruppe e.V.
Um halb 12 stürmen die Kinder zur Tür herein, legen ihre Schulranzen ab und spielen miteinander. „Wir sind ein kleiner Hort“, sagt Leiterin Gabriele Mallmann, die in der Schwanthalerstraße mit zwei Kolleginnen 20 Kinder aus 17 Nationen betreut. Die meisten Kinder gehen auf Münchens Grundschule mit dem höchsten Migrantenanteil, die sich in der gleichen Straße befindet. „Wir haben hier Kinder von der 1. bis 4. Klasse.“
Im Hort der InitiativGruppe e.V. essen sie gemeinsam, bevor sie lernen. „Studenten von der LMU sind am Nachmittag hier und machen mit den Kindern Sprachförderung. Manche leben erst seit kurzem in Deutschland und haben sprachliche Defizite. Die Sprachvermittlung ist für uns vorrangig“, sagt Mallmann. Nach dem Sprachtraining erledigen die Kinder ihre Hausaufgaben – selbstverständlich unter Betreuung.
„Die Zuschüsse reichen für Gehälter und Miete“, sagt Mallmann. 50 Euro haben sie im Monat für andere Ausgaben, doch die gehen für Putzmittel, Zucker oder andere Kleinigkeiten drauf. Für Spielmaterialien wie Bälle, Kinderbücher, Handpuppen oder einen Besuch im Kino oder Museum ist kein Geld da. „Und die Küche kracht auch schon bald zusammen.“
Benötigte Summe: etwa 5.500 Euro
Keys-Nachhilfe in der Karlstraße
Es ist ein Beispiel für gelebte Integration. Die Keys-Nachhilfe in der Karlstraße wurde 2006 von erfolgreichen Migranten ins Leben gerufen. Im Team sind Ingenieure, Lehrer, Mediziner und Studenten. „Wir bieten Nachhilfeunterricht für Grund-, Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten aus 24 Nationen. Mittlerweile betreuen wir 250 Kinder“, sagt Manfred Bosl, Leiter der Initiativgruppe Interkulturelle Begegnung und Bildung. Der Verein ist Träger der Schülernachhilfe, die sich zum Ziel gesetzt hat, dass Kinder mit Migrationshintergrund genauso erfolgreich in der Schule sein sollen.
Pro Stunde kostet die Betreuung neun Euro. „Das müssen die Eltern bezahlen.“ Ein Drittel der Betreuten sind Kinder von Sozialhilfeempfängern. Neben Lern- und Arbeitsmaterial wie Papierblöcke, Ordner und Bücher braucht Keys dringend drei Computer. „Viele Kinder haben zuhause keinen PC. Die meisten Familien können sich das einfach nicht leisten.“
Benötigte Summe: etwa 3.000 Euro