Axel Markwardt: Münchens oberster Müllmann geht

München - Etwa jeden dritten Donnerstag hat Axel Markwardt (SPD) die Rathaus-Presse in sein Büro am Roßmarkt eingeladen. Es gab dann Ingwertee ("Den gibt's bei mir immer") und die ein oder andere Hintergrundinfo zu den aktuellen Stadtratsbeschlüssen.
Am Donnerstag hat Markwardt nun wieder eingeladen - dieses Mal allerdings vollkommen abseits der politischen Tagesordnung. Denn nach fast vier Jahrzehnten bei der Stadt und nach sechs Jahren an der Spitze des Kommunalreferats, geht der 68-Jährige in knapp zwei Wochen in Rente.
Bei einem obligatorischen Ingwertee hat Markwardt deshalb noch einmal eine persönliche Bilanz gezogen. Als Kommunalreferent war er unter anderem Münchens oberster Müllmann. Und so plauderte der scheidende Stadtminister gut gelaunt über das 1996 eingeführte Drei-Tonnensystem (in der Münchner Abfallwirtschaft liebevoll "3-Tosy" genannt), über seine Versuche, die Münchner zum Mülltrennen zu erziehen, und über die gute Erde, die in den städtischen Anlagen in Freimann beim Kompostieren von Biomüll entsteht.
Markwardt selbst hat sich einen Namen als Müllvermeider gemacht. Wie lassen sich in einer Konsumgesellschaft die Müllmengen reduzieren? Das war sein Thema. Und so sah man ihn bei Fototerminen in seiner Amtszeit wahlweise in einem Supermarkt, der auf Plastiktüten verzichtet, oder neben einem Super-XXL-Kaffeebecher, der dazu mahnt, statt der immer neuen Wegwerfbecher aus dem Coffee-Shop doch lieber wiederverwertbare Becher zu benutzen.
Die Großmarkthalle ist jetzt nicht mehr sein Problem
Die Pappbecher sind Markwardt ein besonderer Dorn im Auge. "In meinem Haus darf sich niemand mit so einem Becher erwischen lassen", sagt Markwardt. Denn wie soll man die Münchner vom Verzicht überzeugen, wenn sich selbst im zuständigen Referat die Wegwerfbecher im Mülleimer stapeln?
Neben der Abfallwirtschaft war Markwardt auch für die städtischen Immobilien und für die großen Lebensmittelmärkte der Stadt zuständig. Der zeitweise Leerstand von städtischen Wohnungen, der Streit um die Sanierung der Märkte und nicht zuletzt auch die immer noch nicht gelöste Frage nach der Zukunft der Großmarkthalle hat seine ansonsten recht makellose Bilanz dabei etwas angekratzt.
Um die Großmarkthalle muss sich Markwardt nun keine großen Gedanken mehr machen. Dieses Problem wird seine Nachfolgerin lösen müssen, die CSU-Stadträtin Kristina Frank. Die übernimmt zum August die Leitung des Referats.
Was Markwardt dann im Ruhestand macht? Angst vor der großen Leere hat der gelernte Jurist jedenfalls nicht. Keine Anwaltszulassung, kein Vereinsvorsitz, kein neues Parteiamt - nichts davon ist geplant. "Aber wenn ich als Rentner das erste Mal auf die Straße trete und ein orangenes Müllauto sehe", sagt Markwardt, "dann freue ich mich."