Axel Berg: Der letzte Mohikaner hat verloren
MÜNCHEN - Das war’s mit der roten Enklave im Freistaat. Die SPD hat auch ihr letztes Direktmandat im tiefschwarzen Bayern verloren. Für Axel Berg bedeutet das wohl das Aus im Bundestag. Dabei sah am Anfang des Abends alles noch ganz anders aus.
20 Uhr, die Bildschirme im Kreisverwaltungsreferat zeigen: Berg führt. Bereits zum vierten Mal tritt er gegen seinen Konkurrenten Johannes Singhammer an und hat bislang immer gewonnen. Jetzt liegt er genau 1775 Stimmen vor dem CSU-Mann. Der hat kaum Hoffnung: „Ich glaube nicht, dass es noch klappen kann“, erklärt Singhammer. „Das ist ein bitterer Moment – nicht nur für mich, sondern für viele, die engagiert gekämpft haben.“ Dann zieht er sich zurück.
Dass er zu früh resigniert hat, zeigt sich eine Viertel stunde später. Plötzlich entwickelt sich ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Vorsprung von Axel Berg schrumpft. Irgendwann sind es nur noch 56 Stimmen, dann 30. „Eine Stimme reicht“, schwört SPD-Stadträtin Beatrix Zurek ihren Parteikollegen da schon ein. Axel Berg hält nichts mehr vorm Bildschirm. Er sitzt draußen auf einer Bank vorm KVR. Trotzdem mag er nicht zugeben, dass ihn das knappe Duell aufwühlt. „Ich bin ruhig, wenn’s Blut spritzt“, sagt er. Ihn nerve es nur, wenn andere ihre „Hibbeligkeit“ auf ihn übertragen würden.
Die Wende kommt, als 192 von insgesamt 222 Wahlbezirken ausgezählt sind. Um 20.40 Uhr führt Singhammer mit 600 Stimmen. Dann baut er seinen Vorsprung aus. „Oh oh. Das ist kaum noch zu holen“, konstatiert Berg, der nun doch wieder nach drinnen gekommen ist. Für ihn geht es um alles: „Ich glaube nicht, dass es über die Liste reicht.“ Bergs Name steht erst auf Platz 17.
So knapp das Duell Singhammer-Berg, so klar die Verhältnisse bei der Zweitstimme im Münchner Norden. Die CSU kommt auf 31 Prozent, die SPD nur auf 19,8. Berg schneidet also deutlich besser ab als seine Partei. Aber nicht gut genug. Konkrete Pläne für die Zukunft ohne Mandat hat er noch nicht. „Ich werde mich erstmal erholen von 14 Jahren Dauerstress.“
J. Lenders