Awo-Brauerei in Fröttmaning: Ein Bier, das Integration kann
München - Auf den ersten Blick rechnet man nicht damit, dass sich in den Fluren des Gebäudes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Fröttmaning eine Brauerei befindet. Dass sich diese Brauerei Menschen mit psychischen Behinderungen annimmt, klingt ebenso überraschend. Doch Haidbräu macht allen Beteiligten viel Freude. Und das Bier kommt bei den Münchnern gut an.

"Das würde sich doch wunderbar für eine integrative Werkstatt eignen!
Behinderten-Werkstätten sind für die Awo nichts Neues. Als vor einigen Jahren der Trend mit dem Craftbier (deutsch: Handwerksbier) aufkam, hat sich Geschäftsführerin und Werkstattleiterin Karin Häringer gedacht: "Das würde sich doch wunderbar für eine integrative Werkstatt eignen!" Sie erzählt: "Der Awo-Vorstand Jürgen Salzhuber ist immer offen für neue Ideen, und so sind wir in die Planung gegangen, haben uns zwei Betriebe näher angeschaut und uns nach einem Bierbrauer umgeschaut."
Mit Jens Tischer hat man schließlich einen kompetenten Mann gefunden. Der gebürtige Münchner hat eine Brauerlehre in der Oberpfalz gemacht und Brauereiwesen in Weihenstephan studiert. Danach ging er drei Jahre ins Ausland. Mit all seinen Erfahrungen im Gepäck baute er dann Haidbräu mit auf und absolvierte parallel eine pädagogische Ausbildung.
Helle Freude, Roter Märzen und Goldener Weizen in Flaschen
Die Awo-Brauerei hat alles, was eine Brauerei braucht: Ein Sudhaus zum Einmaischen, ein Lagerhaus, aus dem direkt in Fässer abgefüllt wird und eine Flaschenfüllmaschine.
Seit zwei Jahren entwickelt Tischer die Rezepturen für verschiedene unter- und obergärige Biere in Fröttmaning. Neben dem "Helle Freude"-Hellen dem "Roten Märzen" und dem "Goldenen Weizen" gibt es auch saisonale Biere wie Winterglück und Maibock. Eventuell soll es zur Wiesnzeit ein Oktoberfestbier geben.

Den Mitarbeitern macht ihre Arbeit Spaß. Sie helfen zum Beispiel bei der Flaschenabfüllung und -reinigung oder kümmern sich um die Abläufe im Sudhaus, um die Gärung und Lagerung.
Nur ans Bier selbst dürfen sie aufgrund ihrer psychischen Erkrankungen nicht. Darauf wird streng geachtet. "Ansonsten sind das ganz normale Kollegen", erzählt Tischer. "Wir haben nur wenige Krisen. Und wenn, dann haben wir jede bis jetzt gut gemeistert." Die sonderpädagogische Zusatzausbildung des Brauers ist ein wichtiger Baustein des Brauerei-Konzepts.
Karin Häringer betont, wie wichtig es ist, Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben teilhaben zu lassen und ihnen eine dauerhafte Beschäftigungsmöglichkeit zu geben: "Das geht weit über die Grundsicherung hinaus und hat einen hohen inklusiven Wert." Zwei Mitarbeiter arbeiten schon seit der Gründung in Fröttmaning.
Kooperation mit anderen Awo-Werkstätten
Haidbräu arbeitet auch mit weiteren Awo-Werkstätten zusammen. Die Etiketten kommen aus der Druckerei und die Holztragerl aus der Schreinerei. Nebenan wird das Bier im Haidcafé verkauft. In Haidhausen kann man das Bier auch im Haidbräu-Shop kaufen, in Milbertshofen im Alma Supermarkt oder man lässt es sich liefern.
Nach Corona, wird das Bier auch auf Veranstaltungen wie dem Isarinselfest verkauft. Im Moment sind die Kapazitäten von Haidbräu noch nicht ausgeschöpft. Aber diese kleine, ganz besondere Brauerei wird auch diese Herausforderung meistern.
Admiralbogen 41, Haidbräu Shop, Gravelottestraße 8, Mo-Do: 11 bis 18 Uhr, www.haidbräu.de
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