Autos immer größer: Retter kämpfen mit Münchner Krankenhaus-Auffahrten - und dem Verkehr

München - Mit Blaulicht und Martinshorn durch München fahren gehört für die Rettungswagen-Besatzungen zum Alltag: Wenn Menschen Hilfe brauchen, muss es schnell gehen. Doch nicht immer verlaufen solche Einsatzfahrten unfallfrei.
Zwei Dinge sind dabei für die Fahrer von Bayerischem Rotem Kreuz, Aicher Ambulanz, Johannitern und Co. vor allem eine Herausforderung: Die anderen Verkehrsteilnehmer - und die Größe der eigenen Fahrzeuge.
Nicht nur die Rettungswagen werden immer größer
Unlängst erzählte eine BRK-Notfallsanitäterin in einer TV-Doku von den Tücken, die das mit sich bringt. Besondere Schwierigkeit sind dabei oft die Auffahrten zu den Notfallaufnahmen der Krankenhäuser.
Etwa im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder: "Jeder, der in München im Rettungsdienst ist, kennt diese Auffahrt", so die erfahrene Retterin. Denn dort schramme so gut wie jeder (mindestens) einmal in seinem Berufsleben an die Wand oder das Geländer.
Damit ist München allerdings nicht alleine. "Zu enge Einfahrten und Zufahrten sind an vielen Kliniken im Freistaat Bayern ein Thema", sagt BRK-Sprecher Taheri-Sohi auf AZ-Nachfrage.
Berüchtigte Rettungsdienst-Auffahrt in München
"Das liegt allerdings weniger an der fehlenden Beachtung des Rettungsdienstes bei der Planung solcher Bauten, sondern vielmehr daran, dass die Fahrzeuge im Rettungsdienst in den vergangenen Jahren nicht nur in der Anzahl, sondern auch in den Maßen gewachsen sind. Da die Fahrzeuge mit den Jahren immer sicherer wurden, mehr Equipment mit sich führen und auch mehr Platz innerhalb des Patientenraumes notwendig wurde, sind sie als logische Konsequenz auch größer geworden", erklärt Taheri-Sohi.

Viele Krankenhäuser wurden zu Zeiten geplant, als die Rettungswagen noch deutlich kleiner waren - und nachträgliche Verbreiterungen sind oft nicht mehr möglich.
Falschparker und enge Straßen oft eine Herausforderung
Aber: "Das Problem der Fahrzeugmaße zeigt sich im Übrigen viel dramatischer auf den täglichen Einsatzfahrten unserer Kolleginnen und Kollegen. In zweiter Reihe geparkte oder im Halteverbot oder Kreuzungsbereich stehende Fahrzeuge blockieren daher oft die Weiterfahrt des Rettungswagens. Dies ist vor allem in schmalen Straßen eine große Herausforderung", sagt Taheri-Sohi.

Weil moderne Autos auch immer besser akustisch isoliert sind, hören zivile Fahrer die Sirenen der Retter zudem oft schlecht(er). "Mittlerweile wurde die Sichtbarkeit der Fahrzeuge auch durch mehr Blaulichter verbessert. Somit wird auch das Einfahren in Kreuzungsbereiche sicherer, weil die Blitzer im 90-Grad-Winkel zum Fahrzeug nach rechts bzw. links strahlen und den kreuzenden Verkehr warnen. Ergänzt wird die Sichtbarkeit durch eine bessere akustische Wahrnehmbarkeit mithilfe von sogenannten Pressluft-Hörnern, die deutlich lauter sind", sagt Taheri-Sohi.
Trotz aller Widrigkeiten: Auch dank dieser Kniffe und aufgrund der guten Schulung der Mitarbeiter schaffen es die Rettungswagen in den allermeisten Fällen innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit zu den in Not geratenen Mitmenschen und heil in die Krankenhäuser. Wenn Menschenleben in Gefahr sind, ist die ein oder andere Schramme am Auto schließlich doch nur Nebensache.