Autorin Sabine Vöhringer im Interview über ihren neuen München-Krimi

Miethaie und Morde: Die Krimi-Autorin Sabine Vöhringer spricht über ihr neues Buch, die Altstadt und neue Münchnerische Projekte.
von  Irene Kleber
Autorin Sabine Vöhringer mit Wirt Paul Pongratz vor dem Hackerhaus, dem zentralen Schauplatz ihres neuen München-Krimis in der Sendlinger Straße. Pongratz ist übrigens nicht verwandt mit Wiesnwirt Peter Pongratz.
Autorin Sabine Vöhringer mit Wirt Paul Pongratz vor dem Hackerhaus, dem zentralen Schauplatz ihres neuen München-Krimis in der Sendlinger Straße. Pongratz ist übrigens nicht verwandt mit Wiesnwirt Peter Pongratz. © Daniel von Loeper

München - Eine Verlegerin aus der Sendlinger Straße findet ein unbekanntes Manuskript von Ludwig Thoma. Spekulanten rücken einer alten Hausbesitzerin auf den Leib. Und dann passieren jede Menge Morde. "Das Ludwig-Thoma-Komplott“, der neue München-Krimi von Sabine Vöhringer (der zweite nach "Die Montez-Juwelen“) spielt mitten in der Altstadt. Wie kommt’s? Die AZ hat nachgefragt.

AZ: Frau Vöhringer, der zentrale Schauplatz Ihres neuen Krimis "Das Ludwig-Thoma-Komplott“ ist das Hackerhaus in der Sendlinger Straße – jahrzehntelang Nachbar der Abendzeitung. Wie kamen Sie drauf?
SABINE VÖHRINGER: Die Straße zwischen Marienplatz und Sendlinger Tor fasziniert mich seit den 1990er Jahren. Ich habe damals das "Sendlinger Straße Magazin“ erfunden und dabei die Hackerhaus-Wirte Jutta und Paul Pongratz kennengelernt. Wir haben uns sofort ins Herz geschlossen. Und ich fand, ihr Wirtshaus, Stammhaus der Hacker-Pschorr-Brauerei von 1417, ist ein Herzstück von München.

Im Buch heißt der Wirt Max, ist der Halbbruder Ihres Hauptkommissars Tom Perlinger und hat Ärger mit dem Denkmalschutz. Haben Sie Ihre Wirte an das echte Wirtepaar angelehnt?
Ein bisschen schon. Mein Max trägt zum Beispiel Hut wie der Paul Pongratz, und wesensähnlich sind sie sich auch. Ich habe über die Jahre auch die Probleme mitbekommen, die es fürs Hackerhaus bedeutet hat, als sich die Umgebung stark verändert hat. Denken Sie nur an die Großbaustelle, als die Verlagsgebäude der Abendzeitung und der "Süddeutschen Zeitung“ umgezogen sind, und an der Stelle die neue Hofstatt entstand. Das Hackerhaus war über mehrere Jahre vom Marienplatz abgeschnitten.

Wer hat denn für Perlinger Pate gestanden? Ein echter Kommissar aus der Ettstraße?
Das wäre auch eine Idee gewesen. Aber, nein. Er ist ein kerniger Münchner mit amerikanischen Wurzeln, der sich bei seinem Halbbruder Wirte-Insiderwissen holt. Praktisch ist natürlich auch, dass das Polizeipräsidium, die Löwengrube, nur einen Katzensprung vom Hackerhaus entfernt ist, wenn man den Weg über die Hacken- und Hotterstraße nimmt. Darum ist Tom meistens zu Fuß oder mit dem Rennrad in der Altstadt unterwegs.

Weniger Ihrer Fantasie entsprungen ist aber die Beschreibung der Sendlinger Straße. Die Asamkirche kommt vor, einige Läden, der beschauliche Asamhof. Wie oft sind Sie da langspaziert, bis Ihr Buch fertig war?
Sicher einige hundert Male. Ich freue mich immer, wenn Leser etwas sagen, wie: Toll, dass ich immer genau weiß, wo Tom gerade langläuft. Oder: Beim Lesen kann ich den typischen Geruch der Münchner Altstadt riechen und höre das Läuten der Tram an der Perusa- und Theatinerstraße.

Finden Sie gut, dass die Sendlinger nun dauerhaft Fußgängerzone bleibt?
Natürlich, auch wenn ich da jetzt keinen Parkplatz mehr finde.

Dass sich einiges im Buch um Wohnungs-Spekulation und Miethaie dreht, passt ja gut in die Zeit. Wie viel Wahrheit steckt in der Geschichte, dass all die Häuser rund um den Asamhof einer einzigen Familie gehören, und dass Spekulanten die Mieter bedrohen?
Dieser Punkt ist reine Fantasie, war aber naheliegend. Weil die Sendlinger Straße mit der Erweiterung zur Fußgängerzone deutlich aufgewertet wird. Da werden die brisanten Mieten und Immobilienpreise Münchens erst recht durchschlagen. Zumal im Asamhof, der ja einen besonderen Liebreiz hat.

Ihre Protagonisten finden sich in einem Sumpf aus Politik, Russenmafia und Prostituiertenmorden wieder. Wieso eigentlich Russenmafia?
Weil das euroasiatische Netzwerk sich in München tatsächlich ausbreitet und ein Problem ist, mit dem LKA und Polizei aktuell zu kämpfen haben.

Woher wissen Sie, wie die Münchner Polizei ermittelt?
Ich habe im LKA und im Polizeipräsidium eine persönliche Führung bekommen, da bin ich mit vielen Infos über Ermittlungsansätze und Untersuchungsmethoden versorgt worden.

Im ersten Buch Lola Montez, nun Ludwig Thoma. Was kommt als nächstes, "Mosi“, der Modezar Rudolph Moshammer?
Der kommt mit Sicherheit noch dran, in meinem Kopf stehen einige Münchner Originale Schlange. Im nächsten Fall dreht es sich aber erstmal um eine historische Berühmtheit, deren Urheberrechte noch nicht verfallen sind, so dass ich Kontakt zum Nachlassverwalter aufgenommen habe. Die Reaktion der Urenkelin auf mein Exposé hat mich riesig gefreut. Sie sagte zu meiner großen Erleichterung: Der Roman muss her...

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