Autohändler fordert 69 000 Euro vom Freistaat
München - Den 15. März 2011 wird Suad Bucan nie mehr vergessen. Dieser Tag und die folgenden Monate haben den Münchner Autohändler fast in den Ruin getrieben. Der 39-Jährige war unter falschen Verdacht geraten. Die Ermittler hielten ihn für ein Bandenmitglied der „Tacho-Mafia“ und nahmen ihm seine Autos weg.
Bei der Telefonüberwachung eines Verdächtigen war der verhängnisvolle Halbsatz gefallen: „Dann fährst beim Bucan rein!“ Gemeint war sein Autoplatz an der Landsberger Straße. Das Verfahren gegen Suad Bucan wurde später eingestellt. Doch bis dahin wurde er krank und verlor viel Geld. Vor dem Landgericht forderte der 39-Jährige deshalb am Mittwoch 69 000 Euro Schadenersatz vom Freistaat Bayern.
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Sechs Polizisten standen vor fünf Jahren morgens um 6 Uhr vor der Wohnung des Autohändlers. Sie hatten Durchsuchungsbeschlüsse für Suad Bucans Haus und sein Büro dabei. Wenige Stunden später war der Händler seinen Fuhrpark los. 30 Autos – hochwertige Mercedes, BMW, Audis und VWs – wurden sofort abgeschleppt und in die Verwahrstelle der Polizei gebracht.
Für die anderen 64 Fahrzeuge auf seinem Autoplatz an der Landsberger Straße musste er der Polizei Schlüssel, Kaufverträge und Papiere aushändigen. „Ich hatte mir nie etwas zuschulden kommen lassen und dann war ich auf einen Schlag Autos im Wert von zwei Millionen Euro los.“
Erst drei Monate später bekam er die ersten Fahrzeuge wieder zurück. „Bei jedem einzelnen wurden die Vorbesitzer kontaktiert und die Kaufverträge überprüft“, erinnert sich der Händler. „Mein Vater, meine Freunde und die Banken haben mir geholfen, sonst hätte ich das nicht überstanden. Ich wollte ja auch keine Angestellten entlassen“, sagt der Vater von vier Kindern im Alter vom 3, 4, 5 und 14 Jahren.
Die Autos mussten alle einzeln bei der Verwahrstelle abgeholt werden. „Das hat jedes Mal vier Stunden gedauert.“ Bis Suad Bucan alle zurückhatte, vergingen zweieinhalb Jahre. Auch dieses Datum hat sich in sein Gedächtnis gebrannt: „Das letzte Auto war ein VW Passat, den ich am 18. November 2013 abgeholt habe.“ Wegen der langen Zeit, in der die Autos nur herumgestanden waren, verloren sie an Wert. Aber eines trifft den Unternehmer am härtesten: „Diese Zeit hat mich krank gemacht. Ich habe eine Stress-Diabetes bekommen.“
Der Prozess im Justizpalast endete gestern ohne Ergebnis. Das Gericht will beiden Parteien innerhalb von zwei Wochen einen Vergleichsvorschlag machen.