Autofreies Tal: Fußgängerzone soll schon 2023 wachsen

Warten, bis die zweite Stammstrecke fertig ist? Nicht mit Grünen und SPD im Stadtrat. Sie wollen das Tal und die Westenriederstraße schon nächstes Jahr (fast) autofrei umbauen.
von  Irene Kleber
Das Tal in Richtung Marienplatz gesehen: So stellen sich Grüne und SPD die Fußgängerzone vor.
Das Tal in Richtung Marienplatz gesehen: So stellen sich Grüne und SPD die Fußgängerzone vor. © Andreas Gregor / Die Grünen - Rosa Liste

Altstadt - Über Jahre wurde mit diversen Planungsvarianten über ein Provisorium gestritten. Eine Fußgängerzonen-Zwischenlösung im Tal zwischen Isartor und Marienplatz, bis 2028 die zweite S-Bahnstammstrecke fertig sein würde, und keine Baustellen-Lkw mehr durchs Tal Richtung Marienhof rumpeln müssten.

Seit Donnerstag ist klar, die Megabaustelle bleibt bis 2037- und jetzt ist der grün-roten Rathauskoalition, die auf eine autofreie Innenstadt hinarbeitet, der Geduldsfaden gerissen. "Wir können nicht länger warten", sagt SPD-Fraktionschefin Anne Hübner, die am Freitag alle bisherigen Varianten vom Tisch gewischt und mit den Grünen neue Pläne vorgestellt hat.

Durchgangsverkehr soll ab 2023 überall passé sein

Nach denen soll es jetzt ganz schnell gehen. Nix mehr Provisorium - sondern gleich richtig: Das Tal und die rund 300 Meter lange Westenriederstraße, die vom Isartor bis zum Viktualienmarkt führt, sollen schon nächstes Jahr Fußgängerzone werden. Und mehr noch: In das komplette Viertel zwischen Maximilian- und Westenriederstraße sollen ebenfalls nur noch Anwohner, Gewerbe, Taxis und Gehbehinderte einfahren dürfen. Damit ist Durchgangsverkehr dort überall passé. "Wir wollen den Menschen vom Isartor aus einen roten Teppich zum Marienplatz auslegen", so formuliert das Grünen-Stadtrat Florian Roth, man könne freilich auch sagen, "einen grünen".

Konkret soll das so ausschauen: Die Baustellenfahrzeuge für die Arbeiten am Marienhof sollen nicht mehr durchs Tal fahren, sondern über die Maximilianstraße. Im Tal soll viel Fläche entsiegelt werden. "Für Rollrasen, Beete, Bäume und Blühwiesen", sagt die Grüne Mona Fuchs. Wasserrinnen, Brunnen und Pergolas sollen Kühlung bringen. Und es soll Sitzplätze ohne Konsumzwang geben.

Verschwinden sollen dafür die 29 Kurzzeit-Parkplätze - genau wie bis zu 20 Parkplätze an der Westenriederstraße. Stattdessen soll es zeitbeschränkte Liefermöglichkeiten für Geschäfte geben (plus Lieferzonen in anliegenden Straßen) und Halteplätze für Gehbehinderte. Für Anwohner sollen "ausreichend Stellplätze in den Nebenstraßen und unter der Erde" erhalten bleiben.

Weiterhin dürfen Radler durchs Tal fahren. Die Verwaltung soll prüfen, ob in der Mitte eine "Fahrgasse" denkbar ist, die auch von einem Shuttle für Mobilitätseingeschränkte genutzt werden kann. Der soll aus kleinen E-Fahrzeugen oder auch Radl-Rikschas bestehen und in der ganzen Fußgängerzone fahren dürfen.

Pläne für die Tal-Fußgängerzone sollen noch heuer vorgelegt werden

Applaus kommt von der "Bürgerinitiative Tal", die massiv gegen die Provisoriums-Ideen angekämpft hatte. Sprecher Roman Roell sagt auf Nachfrage: "Die SPD hat uns gut zugehört. Dass auswärtige Autofahrer ausgesperrt werden und nicht Anwohner, ist hervorragend, genau wie die elektrischen Shuttles." Auch OB Dieter Reiter (SPD) unterstützt den Vorstoß der Koalition.

Kritik kommt vom Unternehmerverband Citypartner und der FDP: "Ein überstürzter Umbau geht zulasten der Anwohner und Gewerbetreibenden. Auch wie sich der Umbau mit dem Baustellenverkehr vertragen soll, ist offen", sagt FDP-Fraktionschef Jörg Hoffmann.

Im Mobilitätsreferat dürfte jetzt einige Hektik ausbrechen. Das soll nämlich mit dem Baureferat noch heuer Pläne für die Tal-Fußgängerzone vorlegen - so fordert es die Koalition in einem gemeinsamen Antrag, den der Stadtrat am 20. Juli absegnen soll. "Nach einer Pilotphase heuer", sagt Anne Hübner, "wollen wir, dass 2023 die Bagger zur baulichen Umgestaltung anrollen."

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