Ausstellung im Verkehrszentrum: Nostalgische Kinderfahrzeuge aller Art

Im Verkehrszentrum gibt es eine neue Ausstellung. Wegen des Lockdowns stehen die Exponate ohne Besucher in der Halle - doch die AZ zeigt einige Stücke.
von  Joachim Goetz
Er war ausgesprochen beliebt: Der anschmiegsame Mohair-Bär auf vier Rädern wurde von Steiff in den 60er Jahren in hoher Stückzahl produziert.
Er war ausgesprochen beliebt: Der anschmiegsame Mohair-Bär auf vier Rädern wurde von Steiff in den 60er Jahren in hoher Stückzahl produziert. © Deutsches Museum/Christian Illing

München - Als habe man sich mal schnell in die eigene Kindheit zurück gebeamt. So ähnlich kommt man sich wahrscheinlich in der Ausstellung "Mobile Kinderwelten" vor, die das auf der Theresienhöhe angesiedelte Verkehrszentrum des Deutschen Museums gerne zeigen würde. Ja: zeigen würde. Denn Corona hat diesem Vorhaben einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht.

Verkehrszentrum geschlossen: Die AZ zeigt Fotos der Ausstellung

Das Verkehrszentrum ist - wie alle Kultur- und Museumsbetriebe - trotz Sicherheitskonzept vorübergehend geschlossen. Die schönsten Stücke aus der aktuellen Ausstellung zeigen wir Ihnen trotzdem - im Foto. Erstmal denkt man ja, dass so eine Ausstellung voller unterschiedlicher, teils geradezu kurioser Fortbewegungsmittel für die lieben Kleinen auch für gerade diese erdacht wurde.

Das ist aber nur die eine Seite. Die Kuratoren - mit dabei sind auch das Deutsche Fahrradmuseum aus dem unterfränkischen Bad Brückenau sowie die Sammlerin Eva-Maria Mayer aus Bad Endorf - sind auch von einem pädagogischen Impetus beseelt. Sie meinen, dass Kinder heute viel zu viel auf ihre diversen Monitore starren und dabei sitzen - statt sich draußen zu bewegen.

Kinderspaß am Steuer - mit eigener Muskelkraft angetrieben

Mit all den miniaturisierten Drei- oder Fahrrädern, Feuerwehr- oder Rennautos, Rollschuhen, Schlitten oder Kettcars wollen sie die elterlichen Erwachsenen dafür gewinnen, ihre Sprösslinge zu mehr gesunder Mobilität zu animieren. Denn eines zeichnet fast alle dieser spielerischen Fortbewegungsmittel aus: Sie werden mit (der eigenen) Muskelkraft betrieben.

Hingucker: Rennautos im Kleinformat

Ausnahmen bilden die faszinierenden, aber einst fest auf dem Untergrund montierten Feuerwehrautos oder Rennautos im Kleinformat, Eyecatcher traditioneller Kinder-Karussells vom Jahrmarkt. Ein anderes Highlight: der rote Kinder-Bolide, den ein rennsportbegeisterter Papa seiner Tochter mit viel Liebe zum Detail in Eigenarbeit baute. Das von einem 3-Gang DKW-Moped-Motor angetriebene Fahrzeug schafft - immer noch - etwa 60 km/h.

Heute als wenig kindgerecht eingestufte Fahrzeuge dieser Art gibt es in der Ausstellung einige zu sehen. Denn: Vorschriften und TÜV-Prüfungen, die körperliche Unversehrtheit garantieren sollten, wurden bekanntlich über die Jahre immer strenger.

Ziehbär, Seifenkiste oder doch lieber Bonanza-Radl?

Heute sicher ohne Betriebserlaubnis: Ein Kinderwagen, der auch als ein an die Rückenlehne des Vordersitzes geklemmter Autositz dienen konnte. Das wirkt zwar höchst kreativ - aber ans Verletzungsrisiko denkt man besser nicht. Eine vergleichsweise liebenswerte Figur macht der Teddybär von Steiff auf Rädern mit seinem Schlafzimmerblick. Auf diesem Tier kann sich das ganz junge Kind fühlen wie ein Cowboy auf seinem - na ja: Pony.

Unvergessen: Seifenkistenrennen am Gebsattelberg

Richtig aufregend wird's beim traditionellen Seifenkistenrennen. Wer erinnert sich noch an die legendären Rennen am Gebsattelberg neben der Mariahilfkirche? Vor etwa zehn Jahren versuchte man sogar mal ein Revival. In der früheren Nachkriegszeit gab es keine größere Stadt, in der diese Veranstaltungen mit selbstgebauten, fantasievoll ummantelten und in windschnittige Form gebrachten kleinen Rennern nicht zu vielbesuchten Attraktionen wurden.

Die einigermaßen bruchsichere Unterkonstruktion dieser Gefährte lieferte übrigens Opel. Zu sehen ist das vom Münchner Rudolf Brose 1969 konstruierte, über 50 Kilo schwere Objekt, das für die Fahrt beim Duisburger Opel-Preis-Rennen gebaut wurde.

Organisatoren widmen sich in Texten dem Wandel der Zeit

Design-Nostalgiker aufgepasst: Das "Bonanza-Rad" lässt in Gestalt eines italienischen Nachbaus von 1975 mit Bananensattel, Chopperlenker, Federungsattrappe und hübschen Chromteilen grüßen. Das 1939 in England gebaute Oldtimer-Mini-Auto aus der Serie "Wanderer" erinnert mit seinem chromblitzenden Kühler an einen Ford im 30er-Jahre-Streamline-Styling.

Für Ostalgiker steht das von der VEB Stahlmöbelbau in Haldensleben konstruierte Tretauto "Liliput" von 1980 bereit. Das ostdeutsche Gegenstück zum "Kettcar" wurde mit dem Steuerrad gelenkt und mit Kette wie ein Fahrrad angetrieben. In den Texten zur Ausstellung widmen sich die Organisatoren dem Wandel der Zeit. So erfährt man etwa, wie sich aus einem schlichten Karren, in dem Bauern ihre Kinder hinter sich herzogen, wenn sie aufs Feld gingen, unser heutiger Kinderwagen entwickelte.

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