Ausländische Ärzte warten ein Jahr auf Berufsanerkennung

Fachkräfte für Pflege- und Gesundheitsberufe werden in Deutschland händeringend gesucht. Da wirkt es paradox, dass gerade in Bayern die Anerkennungsverfahren für viele Berufe viel zu lange dauern.
dpa |
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Pflegekräfte transportieren einen Patienten auf einem Gang einer Intensivstation (Zoomeffekt durch lange Belichtungszeit).
Pflegekräfte transportieren einen Patienten auf einem Gang einer Intensivstation (Zoomeffekt durch lange Belichtungszeit). © Frank Molter/dpa/Archivbild

München/Berlin - In keinem Bundesland dauert die Anerkennung von Ärzten mit einer im Ausland erworbenen Berufsausbildung länger als in Bayern. Während etwa in Schleswig-Holstein die Verfahren im Jahr 2021 in nur einem Tag beschieden wurden oder in Hamburg in sieben Tagen, dauerten sie im Freistaat im Schnitt sage und schreibe 364 Tage. Dies geht aus einer Anfrage der Linkspartei an die Bundesregierung hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt. Bundesweit liegt der Durchschnitt bei 111 Tagen

In anderen Flächenländern wie Niedersachsen (44 Tage), Nordrhein-Westfalen (17 Tage) und Baden-Württemberg (43) dauerten die Verfahren durchschnittlich ebenfalls viel kürzer. Einzig in Sachsen (359 Tage) dauerte es ähnlich lange.

Auch bei Zahnärzten war bei den Anerkennungsverfahren mit 305 Tagen den Angaben zufolge Geduld angesagt. Baden-Württemberg (24 Tage) und Nordrhein-Westfalen (26 Tage) werden in der Antwort der Bundesregierung deutlich kürzere Verfahrensdauern zugeordnet. Bundesweit wird der Durchschnitt mit 105 Tagen angegeben.

Dagegen müssen Physiotherapeuten in Bayern im Schnitt nur 99 Tage warten, bis ihre Verfahren beendet sind. In Baden-Württemberg sind es 274, in Nordrhein-Westfalen 36 Tage. Bundesweit dauern die Verfahren durchschnittlich 115 Tage.

Bei Gesundheits- und Krankenpflegern rangierte Bayern 2021 mit 71 Tagen im bundesweiten Mittelfeld und knapp unter dem Gesamtdurchschnitt (77). Negativer Spitzenreiter war hier Thüringen mit 225 Tagen, gefolgt von Rheinland-Pfalz (172) und Niedersachsen (147). Am schnellsten ging es den Angaben zufolge in Schleswig-Holstein (13 Tage).

"In Bayerns Gesundheitswesen herrscht akuter Fachkräftemangel - aber Mediziner aus dem Ausland müssen eine Ewigkeit warten, bis ihre Berufsqualifikationen hier anerkannt werden", sagte Bayerns FDP-Chef Martin Hagen. "Bayern gehört zu den Schlusslichtern bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse." Die CSU habe offensichtlich noch nicht verstanden, dass dringend qualifizierte Zuwanderung benötigt werde - gerade auch im Gesundheitssystem. "Wir müssen es den klugen Köpfen, die bei uns arbeiten wollen, einfacher machen. Die Staatsregierung soll dem Landtag ein Konzept vorlegen, wie sie die Verfahren zu beschleunigen gedenkt."

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  • Josef2022 am 20.03.2023 05:20 Uhr / Bewertung:

    Wir kennen alle die Qualität der EU-gleichgestellten ›Meisterbetriebe‹ im Handwerk. Wollen wir das im Bereich der Medizin auch noch?

  • Witwe Bolte am 19.03.2023 19:09 Uhr / Bewertung:

    Am liebsten gehe ich (leicht spiessig) zu (Zahn-)Ärzten, die perfekt deutsch sprechen und in Deutschland studiert haben.
    Da weiss man, dass man (meistens wenigstens) auf der sicheren Seite ist.
    Denn ob ein Medizinstudium in Ägypten, Peru, Aserbaidschan oder Bulgarien mit der deutschen Hochleistungsmedizin kompatibel ist, sei dahingestellt.

  • Der wahre tscharlie am 20.03.2023 15:26 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Witwe Bolte

    "Am liebsten gehe ich (leicht spiessig) zu (Zahn-)Ärzten, die perfekt deutsch sprechen und in Deutschland studiert haben."

    Gut dass du das Thema wieder angesprochen hast. grinsen Hoffentlich läßt du dir auch von dem Arzt alle Zeugnisse zeigen, damit du ja weißt, dass er in Deutschland studiert hat. ......und immer schön auf den Nachnamen achten, kennste ja, Stichwort Ackermannbogen. Ironie aus.

    Und noch eine Bemerkung am Rande.....wäre seine Ausbildung nicht mit der "deutschen Hochleistungsmedizin kompatibel", dürfte er hier garnicht praktizieren.

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