Ausgesperrt und abgezockt: Schlüsseldienst-Betrüger vor Gericht

In NRW sind zwei Männer angeklagt, die 1000 Kunden in ganz Deutschland abzockten. 23 der Opfer sind Münchner.
Nina Job |
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München - Ausgesperrt - abgezockt. Dutzende Münchner geraten bei der Suche im Internet Jahr für Jahr an unseriöse Schlüsseldienstanbieter, die nach getaner Arbeit völlig überhöhte Preise kassieren. Bei ortsüblichen Preisen von 80 bis 170 Euro in München verlangen die Abzocker bis zum Zehnfachen - und mehr. Die Betrügerbanden agieren bundesweit.

Nach umfangreichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kleve stehen jetzt erstmals zwei mutmaßliche Bandenchefs vor Gericht. Sie sollen mehr als 1000 Kunden geprellt haben, darunter 23 Münchner, von denen sie bis zu 973 Euro für eine Öffnung abkassierten.

Der Firmensitz der Bande war im nordrhein-westfälischen Geldern an der holländischen Grenze. Christian S. (39) und Karl-Leo S. (57) wurden wegen bandenmäßigen und gewerbsmäßigen Betrugs und Wucher, Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt und bandenmäßiger Steuerhinterziehung angeklagt.

Angeklagter saß bereits vier Jahre ein

Der 57-Jährige ist einschlägig vorbestraft. Er war schon einmal zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach der Halbstrafe kam er wieder frei - und betrieb sein lukratives Geschäft weiter. Beiden Männern drohen nun bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Nach Erkenntnissen der Ermittler prellten Christian S. und Karl-Leo S. den Staat um 5,8 Millionen Umsatzsteuer, außerdem behielten sie rund 10,5 Millionen Euro Sozialversicherungsabgaben. Für den Mammutprozess wurden 29 Tage anberaumt und über 100 Zeugen geladen.

Egal, wo die Abzockfirmen ihren Sitz haben - ihre Masche ist immer gleich: Mit aggressiver Werbung sorgen sie dafür, dass sie bei der Internetsuche ganz oben erscheinen. Sie werben mit günstigen Preisen und gaukeln vor, dass die Firma in derselben Stadt ansässig ist.

Tatsächlich werden die Anrufer zu Call-Centern umgeleitet und die Monteure - die häufig schlecht ausgebildet sind - aus anderen Städten geschickt. Für die Kunden bedeutet dies lange Wartezeiten.

Opfer werden lange im Dunkeln gelassen

Über den tatsächlichen Preis werden die Kunden bis zum Schluss im Unklaren gelassen. Wenn die Tür endlich offen ist, bestehen die Schlüsseldienstmitarbeiter auf Sofortkasse.

Der Staatsanwaltschaft in Kleve ist es gelungen, einer dieser dreisten Banden das Handwerk zu legen. Doch es gibt noch andere schwarze Schafe. Verbraucherzentralen warnen zum Beispiel vor "tun24h.de" oder "Schlossexperte".

Fotograf Axel K. (40) aus dem Glockenbachviertel geriet im Dezember an die Firma "Schlossexperte". Sie kassierte von ihm 2470,44 Euro - Münchner Rekord!

Bei der Münchner Polizei ist das Phänomen noch nicht ausreichend bekannt. Immer wieder werden Opfer, die Anzeige erstatten wollen, wieder weggeschickt.

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