Ausgesetzt! Volles Haus im Tierheim
Völlig hilflos lag Terrierhündin Terra auf dem Gehsteig vor dem Tierheim. Der Besitzer hatte den schwer kranken Hund dort abgelegt und sich einfach aus dem Staub gemacht. Kurz zuvor hatten Unbekannte zwei Kaninchen in eine Plastiktüte gepackt und auf einem Ramersdorfer Spielplatz deponiert – und in der Schäftlarnstraße hatten Spaziergänger einen Karton mit drei frierenden Meerschweinchen entdeckt.
Ausgerechnet jetzt, wenige Tage vor dem „Fest der Liebe“, werden in München besonders viele Tiere ausgesetzt. Alte oder kranke Vierbeiner sind überproportional betroffen.
Warum das so ist, darüber können die Tierheim-Mitarbeiter nur spekulieren. „Vielleicht liegt es daran, dass kranke Tiere Kosten verursachen und die Menschen ihr Geld an Weihnachten lieber für etwas anderes ausgeben“, sagt Sprecherin Judith Brettmeister. „Vielleicht sind aber auch die nahen Ferien Grund für den Anstieg.“
Denn bevor die Münchner in den Urlaub fahren, steigt die Zahl der abgegebenen oder ausgesetzten Tiere stets um 30 Prozent. „Ab 1.Januar bekommen wir dann noch die Weihnachts-Tiere. Da merken die Leute plötzlich, dass man sich um ein lebendes Geschenk auch kümmern muss.“
Landet ein Welpe im Tierheim, lässt sich für ihn schnell ein neues Zuhause finden. „Bei jungen Katzen oder Hunden können wir uns vor Anfragen kaum retten. Die sind ratzfatz weg“, sagt Judith Brettmeister. Auch Tiere im Alter von bis zu vier Jahren bleiben im Schnitt nur einen Monat in Riem – dann ist ein neuer Besitzer gefunden.
Ältere Tiere wie der 14-jährige Labrador-Schäfer-Mischling Twister, für den sein Halter plötzlich keine Zeit mehr hatte, sind wesentlich schwerer zu vermitteln. „Wir haben einen neunjährigen Hund, der seit zwei Jahren im Tierheim sitzt“, sagt Judith Brettmeister. „Wer ein altes Tier aufnimmt, braucht viel Zeit. Und er muss bereit sein, Geld zu investieren, falls das Tier krank wird.“
Voraussetzungen, die nur selten erfüllt sind. Ob Terra schnell ein neues Zuhause findet, steht deshalb in den Sternen. Die kleine Hündin mit dem freundlichen Charakter ist schon sieben – und leidet zudem an einer starken Rückgratverkrümmung.
Auch die Siam-Katzen Jenny, Charly, Sam und Jack gehören zu den Tierheim-Sorgenkindern. Die unzertrennlichen Mitglieder der „Rentnergang“, wie die Pfleger sie liebevoll nennen sind zwar wunderschön – haben aber allesamt schon mindestens 16 Jahre auf dem Katzenbuckel.
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