Ausgebacken! Münchner Start-Up-Kuchentratsch ist pleite

München - Wer gerne in Münchner Cafés etwas Süßes bestellt, hat sie wahrscheinlich schon gegessen: die von Senioren gebackenen Kuchen von Kuchentratsch. Doch seit vergangener Woche bleibt der Ofen aus. Das Münchner Sozialunternehmen hat Insolvenz angemeldet.
Münchner Omas und Opas backen Kuchen
2014 hatten zwei Münchnerinnen Kuchentratsch gegründet. Ihre Idee: "Omas und Opas" backen die besten Kuchen, suchen oftmals eine sinnvolle Aufgabe oder brauchen Geld, um ihre magere Rente aufzubessern. Warum also nicht ältere Backbegeisterte auf Minijob-Basis anstellen, sie gemeinsam backen lassen und die Kuchen dann an Cafés oder Firmen für Events verkaufen?
Es funktionierte, auch die AZ traf beim Backstubenbesuch an der Landsberger Straße auf begeisterte Seniorinnen und zwei Gründerinnen mit Herzblut.
Kuchentratsch feierte TV-Erfolg bei "Die Höhle der Löwen"
2018 wurde Kuchentratsch außerhalb Münchens bekannt. Gründerin Katharina Mayer und ihre Kollegin Anna Bründermann ließen für ein Fernsehpublikum backen. Bei der Vox-Sendung "Höhle der Löwen" sammelten sie 100.000 Euro gegen zehn Prozent Firmenanteile von Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl ein.
Drei Backbücher hat Kuchentratsch bei verschiedenen Verlagen veröffentlicht, das letzte 2019 bei Gräfe und Unzer.
Umzug auf Theresienhöhe: Kuchentratsch wollte größer werden
Dann, 2020, Corona. Die Backstube musste fünf Monate lang komplett schließen. Noch im Januar aber schien sich Kuchentratsch davon erholt zu haben. "Wir haben die Krise ganz gut überstanden", sagte Kuchentratsch-Mitarbeiterin Theresa Offenbeck damals in einem Interview – und: "Wir haben das Gefühl, dass die Nachfrage nach Produkten, die etwas Soziales und Nachhaltiges darstellen und nicht nur Konsum sind, steil nach oben geht."
Kuchentratsch wollte größer werden und zog Anfang des Jahres an die Theresienhöhe. Auf 600 Quadratmetern sollte hier eine offene Backstube entstehen, bei denen Besucher den Seniorinnen beim Backen über die Schulter schauen können. Dafür sammelte das Sozialunternehmen Geld per Crowdinvesting ein, also eine Form, mit der man auf einer Internetplattform vor allem von Privatpersonen (kleinere) Investmentbeträge einsammeln kann. 234.200 Euro von 157 Personen wurden so eingesammelt.
Geschäftsführerin meldet Insolvenz an: "Mein Herz ist gebrochen"
Doch das reichte offensichtlich nicht. Zwar ist die Backstube so gut wie fertiggebaut, doch laut Kuchentratsch fehlen Mittel, um notwendige weitere Investitionen tätigen zu können. Deshalb hat die Geschäftsführerin Katharina Mayer Insolvenz angemeldet. "Mein Herz ist gebrochen, die Situation ist bitter", schrieb sie dazu auf dem Business-Netzwerk Linkedin.
Ist bei Kuchentratsch nun alles aus? Eine Hoffnung gibt es noch für die 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn der Insolvenzverwalter Max Liebig einen Investor findet, der Kuchentratsch übernehmen will. Bis dahin bleibt die Küche kalt.