Ausflüge zu Wissenschaftszielen rund um München

München - Freizeit ist ja grundsätzlich dafür da, dass es sich das Hirn in seiner Rinde ein wenig gemütlich machen und mal locker abhängen kann – Ferien sind folglich maximale Entspannungszeit für den Kopf.
Wer so ein komplettes Synapsen-Sabbatical länger als drei Tage am Stück genießen kann, der möge das unbedingt tun – und diese Doppelseite weitergeben an jemanden, dessen Hirnwindungen immerzu beschäftigt werden müssen. Denn wir haben aus dem kürzlich erschienenen Wanderbuch „Technik und Wissenschaft erleben“ die besten Erlebnisausflüge herausgesucht und stellen sie hier vor – geordnet von „nah an München“ bis „weiter entfernt“.
Natürlich kennen Sie die nächste und bestausgestattete Anlaufstelle in München schon: Mit den Angeboten des Deutschen Museums zu Themen von Astronomie bis Zeitmessung können Sie locker zwei Tage füllen. Aber im Urlaub geht es ja auch darum, mal rauszukommen – zum Beispiel ins Murnauer Moos, nach Raisting, Tirol oder Chile (fast). Viel Spaß!
Einmal Nanowissenschaftler sein
Im Deutschen Museum betreibt die TU München zwei Forscherlabore – dort können Kinder und Jugendliche mehrere Stunden lang spannende Aufgaben lösen aus Naturwissenschaft und Technik, Roboterprogrammierung und Experimentieren mit einem Hightech-Mikroskop.
Beim Robotikkurs beispielsweise wird ein Roboter so programmiert, dass er eigenständig Hindernisse erkennt und umgeht. Außerdem gibt es noch ein Gläsernes Forscherlabor der TU im Museum. Dort kann miterleben, wie man Nanostrukturen, die für das bloße Auge nicht wahrnehmbare sind, als Bilder sichtbar macht.
Jugendliche ab 14 Jahren können sogar einen halben Tag lang selbst Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin sein. Am Beispiel der Nanowissenschaft werden naturwissenschaftliche Vorgehensweisen erklärt.
Museumsinsel 1 TUMLab z.B. Robotik-Kurs, ab 10, 3 Std., 12 Euro, Anmeldung für Einzelpersonen oder Gruppen: www.tumlab.edu.tum.de
Gläsernes Forscherlabor Wissenschaftler für einen Tag: freitags 14.30 - 16.30 Uhr
Termine und Anmeldung unter: www.openlab.edu.tum.de
Mehr Spiel als Ernst
Das Presence Virtual Reality Center ist Deutschlands erstes Virtual-Reality-Café und bietet die Möglichkeit für virtuelles Malen mit einer VR-Brille, Weltall-Piratereien und andere Spiele – oder Schurken jagen mit dem Multiplayer-System "Hologate".
Kirchenstraße 89 a, Mi-So 14-22 Uhr, fünf Minuten für 3 Euro, eine Stunde ca. 30 Euro, www.presence.de
Blick in die Sterne – fast wie in Chile
Die riesigen Teleskope, die das European Southern Observatory (ESO) betreibt, stehen leider nicht in Deutschland, sondern in Chile. Dafür gibt es in Garching aber das frischgebaute futuristische ESO-Besucherzentrum – in Form eines Doppelsternsystems.
Darin befinden sich nicht nur eindrucksvolle Bilder aus dem Universum, sondern auch auf einem 285 Meter langen Spiralweg eine Dauerausstellung mit zwölf verschiedenen Themen (zum Beispiel Sonne, Mond, Exoplaneten, Kosmologie oder kosmische Mysterien) – jeweils mit interaktiven Touchscreens – und Anschauungsobjekte, die Observatorien, Teleskope, Himmelskörper und Sterne nachbilden.
Im Erdgeschoss gibt es außerdem ein Planetarium: Auf der 14 Meter großen 360-Grad-Kuppel werden Planetariumsshows gezeigt. Gegenüber befindet sich der runde "Weltraum“"(mit der Milchstraße auf der Wand), in dem Sonderausstellungen zu sehen sind.
Karl-Schwarzschild-Straße 2, 85748 Garching bei München. Mi-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 12-17 Uhr, Eintritt frei; etwa drei bis vier Stunden einplanen
Strampeln für eine Erleuchtung
Selbst Strom erstrampeln: Das geht im Informationszentrum des Wasserkraftwerks Walchensee – eine schöne Spielart, um zu begreifen, was Energieverschwendung ist. Aber allein der Anblick des Werks ist schon fast die Reise wert: Bei Inbetriebnahme 1924 war es das größte der Welt. Es erzeugt jährlich 300 Millionen Kilowattstunden.
Die Ausstellung im Informationszentrum lässt die Besucher am Reliefmodell des Gebiets die Stationen sehen, die das Wasser im "System Walchenseekraftwerk" durchläuft – ein Netz von Stollen und Kraftwerken. Außerdem gibt es einen Raum mit Spielen und Filmen. Und wer später noch Zeit und Lust hat, kann eine Wanderung zum zehn Minuten entfernten Kochelseeufer mit Badestelle unternehmen.
Altjoch 21, 82431 Kochel am See. Mai bis Oktober tägl. 9-17 Uhr, kostenlose Führung Donnerstag, 16 Uhr, Anmeld.: 8851-77 225
Nur herein, Burgfräulein
Eine Riesenbrücke, drei Burganlagen und viele Ritter: Wer sich über die gut 400 Meter lange Fußgänger-Hängebrücke „highline179“ traut, kann das mit Besuchen in alten Burgruinen und einem interaktiven Museum verbinden. Die Burgenrunde beginnt am Besucherzentrum der Burgenwelt Ehrenberg. (Dort gibt es auch Tickets für die Brücke; die Burgruinen sind frei zugänglich, Brücke und Museum kosten jeweils.) Kinder können dort das Heft "Schatzsuche nach dem magischen Schwert von Ehrenberg" mitnehmen.
Der beschilderte Weg führt – vorbei an Schatzsucher-Rätseltafeln – hinauf Richtung Ruine Ehrenberg. Nach einem Besuch dort geht es wieder zur Hängebrücke. Von einem Aussichtspunkt an deren Ende blickt man auf die Ruine und die Festung Schlosskopf. Ein kurzer Aufstieg führt zu Fort Claudia, zurück kommt man wieder über die Brücke.
Nun ist es Zeit für das Museum "Dem Ritter auf der Spur": Hier erlebt man die Geschichte des Ritters Heinrich und seiner Geliebten, Maria. Wer mag, kann die "Ritter Rüdiger-Rätsel-Rallye" machen – das Begleitheft gibt’s am Info-Schalter und am Ende werden alle Ritter oder Burgfräulein.
Burgenwelt Ehrenberg, Klause 1, A-6600 Reutte, Österreich. Museum: tägl. 9-18 Uhr, 8 Euro (erm. 4,20; Rallye 2 Euro), Hängebrücke: täglich 8-22Uhr, 8 Euro (erm. 5).
Seilbahn, Gletscher und Forschung
Einmal oben auf der Zugspitze gibt es genug zu erkunden für einen ganzen Tag: Mit der neuen Seilbahn geht’s bergauf, mit der Zahnradbahn später wieder ins Tal – und dazwischen zum Beispiel mit einer Führung durch den Wetterturm (muss angemeldet werden 08821-752115) oder durch’s Schneefernerhaus (anfrage@schneefernerhaus.de) am südlichen Gipfel – Deutschlands höchst gelegene Umweltforschungsstation.
Mit der Gletscherbahn geht es hinunter zum Zugspitzplatt – und dort beginnt der GletschErlebnisWeg (festes Schuhwerk notwendig; bei viel Schnee ist der Weg geschlossen): ein Rundweg mit fünf interaktiven Stationen zu den Elementen und hochalpinen Landschaftsformen. Start ist am Restaurant Sonnalpin.
Außerdem gibt es kostenlose Gletscherführungen (ca. 45 Minuten). Treffpunkt dafür ist täglich um 11 und 13.30 Uhr am Maibaum nahe der Sonnalpin-Terrasse. Bei schlechter Witterung gibt es Indoor-Führungen zu Technik und Geschichte der Zugspitze. Die Zahnradbahn wieder ins Tal fährt dann ab dem Zugspitzplatt.
Am Eibsee 6, 82491 Grainau Zugspitzbahn & Zahnradbahn: 45 Euro (erm. 36).
Beim Märchenkönig
Die BayernLabs sind offene, kostenlose Zentren für digitale Bildung: Besucher sollen hier anfassen und ausprobieren können. Im Traunsteiner Labor geht das zu acht Themen, darunter Virtuelle Realität. Mit einer VR-Brille kann man durch eine virtuelle Welt wandeln – zum Beispiel die vom Märchenkönig Ludwig II.
Amt für Digitalisierung, Salinenstr. 4, 83278 Traunstein. Am Wochenende nach Vereinbarung: 0861-70 69 61 30.
Mal selbst steuern? Na klar!
Wer mit einem Tragschrauber mitfliegt, genießt ein ähnliches Fluggefühl wie in einem Hubschrauber – und spektakuläre Blicke nach unten.
Rundflüge mit diesem Gerät und Ultraleichtflugzeugen bietet die Flugwelt Moll in der Oberpfalz. Bei Schnupperflügen darf man sogar mal selbst an den Steuerknüppel.
Am Flugplatz 1, 92436 Bruck i.d. Opf. Rundflüge: 79-237 Euro (30-90 Minuten); Schnupperflug (30 Minuten Einweisung + 30 Minuten selbst fliegen): 159 Euro
Neue Horizonte entdecken
Den Weltraum erforscht der Mensch seit mehr als 60 Jahren – unbemannt seit 1957 (Sputnik), bemannt seit 1961 (Jurij Gagarin). Und im Juni nun wird der deutsche Astronaut Alexander Gerst als Kommandant der Mission "Horizons" erneut zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen.
Weil die Raumfahrt in der Neuzeit für viele eine ähnliche Relevanz wie die Seefahrt in den Jahrhunderten davor hat, lässt sich auch im Umkreis von München sehr viel zum Thema anschauen: In der großen Luftfahrt-Ausstellung der Flugwerft Schleißheim (Effnerstraße 18, 85764 Oberschließheim) beispielsweise gibt es einen kleinen Raumfahrtteil, in dem man eine Modell-Druckluftrakate aufpumpen und starten kann.
Einen Teil des sogenannten "Spacelabs", eines bemannten Weltraumlabors, das in den 80ern und 90ern im amerikanischen Space Shuttle mitflog, gibt es im Dorniermuseum (Claude-Dornier-Platz 1, 88044 Friedrichshafen) zu betrachten. Auch das MAN Museum in Augsburg zeigt einen Teil der Unternehmens-Geschichte, die mit der Raumfahrt zu tun hat: das Modell einer Ariane-5-Rakete ist ausgestellt – flankiert von Informationen, welche Teile MAN dafür hergestellt hat.
Immer donnerstags während der Semester gibt es außerdem bei der Technischen Universität (Institute of Flight System Dynamics, Raum MW 1801, Boltzmannstraße 15, 85748 Garching) öffentliche Vorträge zu Themen der Luft- und Raumfahrt. Die Sprache ist abhängig vom Dozenten; am 7. Juni, 17.30 bis 19 Uhr, spricht Nicolas Martinez von der Roland Berger GmbH über "Aircraft Electrification: Industry Trends and Developments".
Etwas Warten lohnt sich bei der TUM und dem DLR SchoolLab Oberpfaffenhofen (Münchener Straße 20, 82234 Weßling): Sie haben beide einen Tag der offenen Tür (TU – alle Standorte: 13. Oktober, DLR: leider erst 2019), bei dem man sehr viel ausprobieren kann.
Ein bewusster Tag
Das Murnauer Moos als größtes zusammenhängendes Moorgebiet Mitteleuropas ist ein sensibler Lebensraum für Tausende Tier- und Pflanzenarten. Wer es besucht, sollte am besten bewusst einen ganzen Tag einplanen – zum Beispiel für den gut zwölf Kilometer langen markierten Moosrundweg durch den nordwestlichen Teil des Gebiets (mit Informationstafeln) oder eine der geführten Wanderungen mit Geschichte und Geschichten vom Murnauer Moos.
Wanderparkplatz am Ende der Ramsachstraße, 82418 Murnau bzw. mit dem ÖPNV ab Haltestelle "Grafenaschau". Moosführungen 2,5 bis fünf Std., 6 Euro. Rundweg etwa drei Stunden
Schau, der Mond
Die Fernsehbilder von der Mondlandung wurden über die Antenne des Raistinger Radom geschickt – fast alle der Satellitenantennen sind noch aktiv. Auf einem Wanderweg mit Lehrtafeln und bei Innen- und Außenführungen erfährt man mehr über deren Funktion und Bedeutung.
Hofstätter Weg 2, 82399 Raisting Rundweg: ca. 1,5 Std.. Radom: Besichtigung sonntags, 14-17 Uhr; 08803-900 83 60.
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