Ausbau im MVV-Netz: Das fordern die Stadträte
Die Stadträte der CSU, SPD, Grünen und Freien Wähler sehen für den Netz-Ausbau des MVV teils sehr unterschiedliche Kernpunkte. Die AZ hat mit ihnen über die Zukunft des Öffentlichen Nahverkehrs gesprochen.
München - Der Ausbau von U-Bahn, Tram und S-Bahn ist für München und die Regio unumgänglich. Bereits jetzt sind viele Züge und Trams überfüllt. Das Netz stößt an seine Grenzen. Am Freitag hat die AZ geplante Zukunfts-Projekte des MVV vorgestellt.
Welche Projekte für ihre Fraktionen Priorität haben, erklärten Stadträte von CSU, SPD, Grünen und Freien Wählern der AZ im Interview:
„Es gibt zu viele Unfälle“
Johann Altmann, Freie-Wähler-Stadtrat: „Beim MVV sind zahlreiche Probleme ungelöst, was ich im Stadtrat seit Jahren kritisiere. Vordringlich wäre, den Fuhrpark von U- und Trambahn rasch zu verbessern; dieser wird schon lange nur schleppend und oft schlecht erneuert.
Noch höhere Priorität sehe ich jedoch bei der allgemeinen Sicherheit im ÖPNV und seiner Infrastruktur. Immer wieder verunglücken Menschen mit Beeinträchtigungen schwer, und erst kürzlich sind erneut angetrunkene Fahrgäste wegen unzureichender Sicherungen schwer verletzt worden.
Es gibt zu viele tödliche Unfälle, die vermeidbar wären. Da muss sich grundlegend etwas in der Haltung der Verantwortlichen ändern.
Zudem muss dringend das Netz ausgebaut werden: Auch ich stehe für neue U-Bahnlinien im Westen oder für neue Tramlinien wie durch die Fürstenrieder Straße oder zum SZ-Hochhaus.“
„Tarifreform ist überfällig“
Herbert Danner, Grünen-Stadtrat: „Es wird immer häufiger spürbar, dass der Öffentliche Nahverkehr – auch wegen des starken Bevölkerungswachstums – an seine Grenzen stößt. Deshalb sind zusätzliche Investitionen unerlässlich – und die müssen eindeutigen Vorrang vor dem Ausbau des Straßennetzes haben.
Wir Grüne wollen das Streckennetz an der Oberfläche durch neue Trambahnstrecken ausbauen – z.B. die Westtangente in der Fürstenriederstraße, neue Linien nach Steinhausen und Freiham sowie eine Nordtangente durch den Englischen Garten. Im Untergrund streben wir die Verlängerung bestehender U-Bahnstrecken nach Pasing und Englschalking an.
Die neue Innenstadtlinie U9 muss hinsichtlich Machbarkeit, Investitionskosten und neuer Fahrgastpotentiale noch weiter untersucht werden. Wir wollen dichtere Taktfolgen und neue, moderne Fahrzeuge.
Überfällig ist auch eine umfassende MVV-Tarifreform, die den Tarif deutlich vereinfacht und günstige Fahrpreise bietet. Beim S-Bahn-Ausbau setzen wir auf den Südring anstatt des 2. Tunnels.“
„Bypass für die Stammstrecke“
Sven Wackermann, CSU-Kandidat: „Für mich ist der Ausbau der U-Bahn die wichtigste Säule – sie verbraucht an der Oberfläche keinen Verkehrsraum, hat hohe Beförderungskapazitäten, und die Fahrgäste sind an ihren Haltestellen vor Wind und Wetter geschützt.
Da der Laimer Platz nie als Endhaltestelle der U5 geplant gewesen ist, fehlt die Infrastruktur. Seit Jahrzehnten setzen wir uns deswegen für den Weiterbau der U5 von Laim nach Pasing ein.
Künftig sollte diese U-Bahn dann weiterfahren bis nach Freiham. Auch würde eine Ringverbindung von Moosach nach Pasing über Allach/Untermenzing und Obermenzing mit einer P&R-Anlage am Autobahnende der A8 den ÖPNV im Münchner Westen mittelfristig stärken.
Unser Ziel ist es, aus dem bisherigen Sternsystem der Linien ein „Spinnennetz-System“ zu machen. Mit dem Weiterbau der U-Bahnlinien U5 nach Pasing und der U4 vom Arabellapark nach Johanneskirchen könnte zur S-Bahn-Stammstrecke zudem ein Bypass entstehen.“
„Wir brauchen die West-Tram“
Christian Amlong, SPD-Planungssprecher: „Am schnellsten bin ich mit der MVG’ – je öfter dies zutrifft, desto mehr Menschen fahren auch öffentlich. Schnell, sauber, sicher, pünktlich, praktisch und preiswert – so wünsche ich mir das.
Mehr ÖPNV-Nutzer halten auch die Tarife stabil. Senioren, Schüler und Ärmere brauchen Ermäßigungen.
Ein 10-Minuten-Takt sollte auf den meisten Linien Grundsatz sein. Aber auch ein Netzausbau ist nötig. Die Trambahn-Westtangente und die Tram nach Steinhausen sollen in Betrieb gehen und eine Nordtangente geplant werden. Die U5 nach Pasing und die U4 nach Englschalking sind die nächsten großen U-Bahn-Projekte. Langfristig braucht es eine weitere Innenstadt-U-Bahn (U9).
Damit man gern fährt, müssen alle Züge und U-Bahnhöfe immer sauber und übersichtlich und damit sicher sein. Die Stadt hat ihren Finanzierungsanteil zur 2. S-Bahn-Stammstrecke bereits zugesagt. Jetzt müssen Bahn und der Freistaat Bayern endlich Nägel mit Köpfen machen!"