Aus Sorge um das Grün in München: Bürgerbegehren gestartet

Mehr als 1.000 städtische Grünflächen gibt es in München. Doch es werden weniger. Eine Bürgerinitiative hat ein Bürgerbegehren für den Erhalt gestartet.
von  Christina Hertel
Der Englische Garten in München gehört zu den größten Parkanlagen der Welt.
Der Englische Garten in München gehört zu den größten Parkanlagen der Welt. © imago images/Sven Simon

München - Überall in der Stadt gibt es kleine grüne Oasen, weniger berühmt als der Englische Garten, aber zumindest bei den Anwohnern ebenso beliebt: Insgesamt listet das Rathaus 1.225 städtische Parks und Grünanlagen auf. Der größte ist der Riemer Park mit 123 Hektar. Die kleinste Grünfläche liegt in Allach und ist gerade mal so groß wie eine Drei-Zimmer-Wohnung - nämlich 62 Quadratmeter.

Naturschützer in Sorge: Wird in München immer mehr Grün bebaut?

Eigentlich schreibt die Stadt schon in ihrer Präambel ihrer Grünanlagensatzung, dass all diese Parks in der "hochverdichteten Großstadt" unter einem besonderen Schutz stehen. Ein Bündnis aus Naturschützern, zu denen Münchner Bürger, aber auch die ÖDP gehören, ist trotzdem in großer Sorge, dass die Stadt immer mehr von dem Grün abknapst und bebaut.

Bereits 2016 startete eine Bürgerinitiative das Bürgerbegehren "Grünflächen erhalten". Inzwischen haben die Unterstützer 37.000 Unterschriften gesammelt. Eigentlich würde das reichen, um einen Bürgerentscheid zu starten. Das Quorum liegt laut den Initiatoren bei 34.000 Unterschriften. Allerdings seien aufgrund der langen Zeitspanne einige Stimmen nicht mehr gültig. Bis Juli ist das Ziel, noch mindestens 15.000 Unterschriften zu sammeln.

Parks und Grünanlagen in München in Gefahr

Doch warum hat es überhaupt so lange gedauert? Wegen Corona habe sich zwei Jahre lang praktisch gar nichts getan. Denn es sei bei einem Bürgerbegehren nicht möglich, auch online zu unterzeichnen, erklärt Stefan Hofmeir. Er startete das Bürgerbegehren, weil er selbst erfolgreich für den Erhalt der Unnützwiese in Trudering gekämpft hat.

Christine Burger hatte weniger Erfolg: Sie schloss sich der Initiative an, als klar wurde, dass die Stadt zulässt, dass ein Gartencenter eine Grünanlage an der Adam-Berg-Straße in Ramersdorf-Perlach bebauen darf. Burger wurde damals bewusst, dass sämtliche Parks und Grünanlagen in München in Gefahr sind - wenn sich die Mehrheit im Stadtrat dazu entscheidet, sie in Bauland umzuwidmen. Burger fordert, dass sich München mehr zu seinen Grünflächen bekennt - so wie Hamburg und Berlin, wo es erfolgreiche Bürgerbegehren zum Schutz des Grüns gab.

Oder wie Wien, wo es das offizielle Ziel der Stadt ist, dass jeder von seinem Zuhause zur nächsten Grünfläche nur 250 Meter laufen muss.

ÖDP unterstützt das Bürgerbegehren

Die Münchner werden es in Zukunft wohl eher weiter haben. Früher war pro Einwohner eine Fläche von 32 Quadratmetern Grün vorgesehen. "Inzwischen ist es nur noch halb so viel", sagt ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff. Seine Partei ist die einzige aus dem Stadtrat, die das Bürgerbegehren unterstützt.

Warum machen die Grünen nicht mit? Offiziell will sich aus der Partei niemand äußern. Ein Grund war aber wohl, dass die Grünen sich nicht so kategorisch festlegen wollten. Schließlich dürfte dann kein einziger Quadratmeter der Grünflächen mehr bebaut werden. Auch Flächen zu tauschen oder Wohnungen am Rand von Grünflächen zu bauen, wäre nicht mehr möglich.

Christine Burger von der Bürgerinitiative sieht zwischen Wohnraum schaffen und Grün erhalten keinen Widerspruch. Die Stadt müsste aus ihrer Sicht schlichtweg klüger planen - und zwar, bevor sie Bäume fällt.

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