Aus Neugier: Polizist missbraucht mehrere Buben

"Ich war einfach neugierig", erklärt der 60-jährige Polizist vor Gericht in München. Der suspendierte Beamte wird vier bis fünf Jahre ins Gefängnis gehen müssen.
von  John Schneider und Britta Schultejans
Der Angeklagte hält sich einen Ordner vors Gesicht.
Der Angeklagte hält sich einen Ordner vors Gesicht. © Sven Hoppe/dpa

München/Tutzing - Sein Fall könnte kaum tiefer sein: Peter F. (60, Name geändert) galt in Tutzing als äußerst honoriger Mann, der nicht nur seinem Job als Polizist tadellos nachkam, sondern auch bei der Feuerwehr, beim Kreisjugendring und im Kirchenchor engagiert war. Seit Montag sitzt der 60-Jährige auf der Anklagebank des Landgerichts. Unter anderem wegen sexuellem Missbrauchs von Kindern.

Sexueller Missbrauch von Kindern: Polizist steht vor Gericht

Der Chef der Starnberger Polizei Bernd Matuschek (55) ist nach München gekommen, um die Verhandlung gegen den suspendierten Kollegen zu verfolgen. Doch daraus wird nichts. So wie andere Zuhörer auch, muss Matuschek vor dem Gerichtssaal bleiben. Kein Platz frei.

Im Gespräch mit der AZ berichtet der Polizeichef, dass Peter F. in Tutzing "fest verwurzelt" gewesen sei. "Wir waren alle überrascht", erinnert sich Matuschek. Niemand habe Verdacht geschöpft. Schließlich erstattete aber eines der sechs Opfer Anzeige. Fast gleichzeitig berichtete ein Praktikant bei der Polizei von Übergriffen des 60-Jährigen. Das LKA übernahm die Ermittlungen, die schließlich in einer Hausdurchsuchung und der Festnahme von Peter F. vor mehr als einem Jahr mündeten.

Polizist gibt widerliche Taten zu: Grund sei Neugier gewesen

"Unser Mandant räumt den sexuellen Missbrauch an allen Geschädigten vollumfänglich ein", erklären seine Anwälte. Peter F. werde die Verantwortung dafür übernehmen – "auch wenn er die Taten nicht ungeschehen machen kann".

Mit "Neugier" begründet der Polizeibeamte, dass er sich immer wieder an Jungen vergriff, die jugendlich waren oder sogar noch Kinder. "Ich war einfach neugierig, ich kann’s nicht erklären", sagt er. "Wie ein Kind, das Weihnachten durchs Schlüsselloch" schaut. Kein guter Vergleich, räumt er ein.

Jungen bei der Freiweilligen Feuerwehr waren seine Opfer

Vor allem bei der Feuerwehr suchte er sich seine Opfer. Die Masche dabei soll immer ähnlich gewesen sein: Er gab den väterlichen Freund, den Vertrauten. Dann fing er an, Pornobilder zu verschicken oder vergriff sich schließlich an seinen Schutzbefohlenen. "Ich könnte mich ohrfeigen, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen", sagt er.

Die Tatorte waren die Räume der Freiwilligen Feuerwehr oder ein Segelboot auf dem Starnberger See. In einem Fall habe er einem 17-Jährigen 20 Euro für sexuelle Handlungen gegeben. Auf seinem Tablet fanden die Ermittler Kinder- und Jugendpornos.

Polizist ist verheiratet und hat zwei Töchter

In einem Rechtsgespräch einigen sich die Prozessbeteiligten am Montag auf ein Strafmaß zwischen vier Jahren und drei Monaten und fünf Jahren und drei Monaten. Nach der Haft will Peter F. mit seiner Familie – seine Frau und zwei erwachsene Töchter stünden zu ihm – neu anfangen. In Tutzing. Dort steht das Haus der Familie.

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