Aus Liebe Doping-Hormone besorgt - Schwestern verurteilt
München - Er spielte mit ihren Gefühlen - und sie war vor Liebe blind. Eine 29-jährige pharmazeutisch-technische Assistentin ließ sich von ihrem Freund dazu benutzen, ihm Wachstumshormone, wie sie in der Bodybuilding-Szene zum Doping missbraucht werden, über ihren Arbeitsplatz zu besorgen.
Sie und ihre Schwester wurden wegen unerlaubtem Inverkehrbringen von Artzney zu Dopingzwecken zu Bewährungsstrafen von 20 und acht Monaten verurteilt. Eine Bewährungsauflage: Beide müssen ihren Chef mit je 5000 Euro entschädigen.
Die Verurteilten nutzten ihre Befugnis aus, Artzney für ihre Apothekenfilialen zu bestellen. Als der damalige Freund der älteren Schwester, ein 32-jähriger Elektroniker, sie darum bat, begann die 29-Jährige im Februar 2015, ein Wachstumshormon auf Kosten ihres Arbeitgebers zu bestellen, das gleichzeitig muskelaufbauend und fettreduzierend wirkt und deshalb in der Fitness-Szene sehr beliebt ist.
Weit über 100.000 Euro Schaden
Um diese Bestellungen noch besser zu kaschieren, spannte sie ihre Schwester mit ein. Die Hormone wurden dann dem Freund, in Einzelfällen auch einem seiner Bekannten ausgehändigt. Der Wert der entwendeten Hormonpräparate belief sich bis Ende 2015 auf 137.317,96 Euro. Dazu kommen Testosteronpräparate im Wert von 2186,10 Euro, die auf dieselbe Weise bestellt und dem Freund ausgehändigt wurden.
Ihrem Chef war im Laufe des Jahres 2015 aufgefallen, dass die Gewinne seiner Apotheken bei guten Umsätzen zurückgegangen waren. Im Dezember 2015 kam er den Frauen auf die Schliche. Er stellte fest, dass ein bestimmtes Hormonpräparat ständig bestellt und geliefert wurde - ohne dass im Computersystem ein möglicher Patient dafür zu finden war.
Nach Abgleichung der Dienstpläne stellte sich schnell heraus, dass nur die Schwestern dafür in Frage kamen. Er stellte sie zur Rede. Doch als die beiden erklärten, sie könnten den Schaden nicht wieder gutmachen, erstattete der Apotheker Anzeige.
Chatverlauf entlarft die Täter
Bei ihren Recherchen stieß die Polizei auf einen Chatverlauf, der deutlich machte, dass der 32-Jährige mit den Gefühlen der 29-Jährigen wohl nur gespielt habe, diese aber offensichtlich vor Liebe blind gewesen sei.
Strafmildernd wirkten Geständnis und Reue der nicht vorbestraften Täterinnen. Und dass sie mit hohen Schadenersatzforderungen rechnen müssen.
Gegen den früheren Freund wird noch zu verhandeln sein. Er behauptet, auf Initiative der älteren Schwester gelegentlich Hormonpräparate gegen Bezahlung erhalten zu haben, wobei ihm von ihr vorgespielt worden sei, dass alles legal ablaufe. Doch einen echten Doping-Handel der Schwestern konnten die Ermittler aufgrund des Chatverlaufs ausschließen.
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