Aus für beliebtes Zelt auf der Oidn Wiesn in München steht fest: "Ergebnis tut mir weh"

München – Rund 12.000 Petitions-Unterschriften und ein großer Proteststurm haben nichts genutzt. Es bleibt wohl bei dem, was die Spatzen (gerüchteweise) schon lang von Münchens Dächern gepfiffen haben: Das kleine Herzkasperlzelt (1750 Sitzplätze), in dem Fraunhofer-Wirt Beppi Bachmaier über Jahre mit viel Liebe, Kultur und Tradition gepflegt hat, fliegt in diesem Jahr von der Oidn Wiesn – weil ein Konkurrent fürs "Musikantenzelt" in der Bewertung nach Punkten eine höhere Zahl erreicht hat.
So will es der Stadtrat kommenden Dienstag in der nicht-öffentlichen Sitzung des Wirtschaftsausschusses beschließen. In einer interfraktionellen Sitzung im Rathaus vergangene Woche hat man sich offenbar darauf verständigt, dem Vorschlag von Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) zu folgen – mutmaßlich einstimmig.
28 Punkte weniger als der Konkurrent Peter Schöniger
Und so schaut's aus: Bei der Vergabe der Standplätze fürs Oktoberfest vergibt das städtische Wirtschaftsreferat bis zu 396 Punkte in 13 Kategorien – die reichen von Volksfesterfahrung bis Ökologie. Das Thema Kultur allerdings hat bei der Oidn Wiesn bislang kaum Gewicht, obwohl sich dort fast alles um Tradition und Kultur dreht. Laut der nicht-öffentlichen Vorlage, die der AZ vorliegt, hat Beppi Bachmaier, der sich für das "Musikantenzelt" wieder mit seinem Herzkasperlzelt-Konzept beworben hat, 214 Punkte erreicht. Er liegt damit 28 Punkte hinter seinem Konkurrenten Peter Schöniger, den man mit seiner Festhalle Bayernland vom Frühlingsfest kennt – er hat mit seinem Konzept "Boandlkramerei" 242 Punkte erreicht.
Dass Bachmaiers Kulturprogramm dabei mit 11 Punkten höher bewertet worden ist als Schönigers Kultur (7 Punkte), hat unterm Strich nicht geholfen. Dabei ist besonders die Vielzahl an neuen und alten Volksmusik-Kapellen im Herzkasperlzelt bei den Münchnern beliebt, es wird viel getanzt im Zelt, und auch das Kindertheater ist bei Münchner Familien ein Renner.
"Man kann nicht nach Abgabeschluss Kriterien ändern."
"Dieses Ergebnis tut mir weh", sagt Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) zur AZ. Es sei aber für dieses Jahr nicht zu ändern. Grüne und SPD, die das Herzkasperlzelt ungern verlieren, hatten Mitte April beantragt, die Bewertungskriterien für die Oide Wiesn zu ändern, damit ihre kulturelle Ausrichtung stärker gewichtet werden kann - allerdings erst für das Oktoberfest 2025. "Man kann nicht nach dem Abgabeschluss der Bewerbungen Kriterien ändern", so Berger, "sowas wäre immer juristisch anfechtbar."
Was sie am meisten bedauert: "Beppi Bachmaier bringt eigentlich alle Leistungen, die man für eine höchste Punktzahl braucht, das hat er ja all die Jahre geliefert." Aber: "Er hätte sich bei seiner Bewerbung einfach mehr Mühe geben müssen. Was in seinen Unterlagen stand, war einfach zu dünn."

Bachmaier selbst mag sich vor Dienstag "noch nicht aufregen, entschieden wird ja erst im Stadtrat, und das warte ich jetzt erst mal ab." Ob er tatsächlich nachlässig war beim Zusammenstellen seiner Bewerbung? "Mei", sagt er zur AZ, "wir haben uns jetzt zehn Mal beworben. Und wir haben halt das abgegeben, was wir immer abgegeben haben."
Obendrein habe das Wirtschaftsreferat einem seiner Mitarbeiter noch letztes Jahr signalisiert, "dass es überhaupt keine Konkurrenz für uns gibt". Wie auch immer die Sitzung am Dienstag ausgehen wird – Bachmaier kündigt schon mal an: "Nächstes Jahr werde ich um jeden Bewertungspunkt kämpfen. Da wird meine Bewerbung dann eben einige Seiten dicker sein als diesmal."