Aus für Auffangstation? Alligator braucht Alimente

 900 exotische Tiere – und das Geld reicht nur noch bis Oktober: Die Auffangstation für Reptilien steht vor dem Aus.  
Jasmin Menrad |
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Die Geierschildkröte Eugenie (40 bis 50) ist die älteste Bewohnerin der Reptilienstation.
Petra Schramek 4 Die Geierschildkröte Eugenie (40 bis 50) ist die älteste Bewohnerin der Reptilienstation.
Nordafrikanische Landschildkröten sind schwierig zu Hause zu halten.
Petra Schramek 4 Nordafrikanische Landschildkröten sind schwierig zu Hause zu halten.
Rudolf Hoffmann mit einem seiner Schützlinge, einem Waran.
Petra Schramek 4 Rudolf Hoffmann mit einem seiner Schützlinge, einem Waran.
Markus Baur mit einer Boa Constrictor.
Petra Schramek 4 Markus Baur mit einer Boa Constrictor.

 900 exotische Tiere – und das Geld reicht nur noch bis Oktober: Die Auffangstation für Reptilien steht vor dem Aus

MÜNCHEN Eugenie ist eine etwa 50 Jahre alte Dame, die unter bunten tibetanischen Gebetsfahnen in einem kleinen Becken mit Wasser und viel Grün lebt. Die Geierschildkröte verbrachte den größten Teil ihres Lebens in einem Sautrog, bis sie vor 15 Jahren in die Auffangstation für Reptilien in der Kaulbachstraße kam. Weil es verboten ist, Geierschildkröten zu halten, wird sie bis an ihr Lebensende hier bleiben.

Doch jetzt ist ihr Zuhause gefährdet. Denn der Auffangstation geht das Geld aus. Wenn nicht rasch 50000 Euro an Spenden zusammenkommen, droht Ende Oktober die Schließung. Rund eine halbe Million Euro kostet der Unterhalt der Station, ihrer Tiere und das Gehalt der vier Tierärzte und Tierpfleger im Jahr. Über die Hälfte davon kommt vom Freistaat, der Rest setzt sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen zusammen. Doch heuer reicht dieses Geld nicht.

40 Giftschlangen, 50 Riesenschlangen, sechs Kaimane, zwei Alligatoren sowie 20 Schnapp- und Geierschildkröten leben derzeit in der Station. Außerdem über 500 Wasserschildkröten, insgesamt etwa 900 Tiere. Jetzt hat die Leitung einen Aufnahmestopp verhängt.

Grund dafür ist, dass immer mehr überforderte Halter ihre Viecherl abgeben. „Reptilienhaltung ist immer aufwendig und mit hohen Kosten verbunden“, sagt Professor Rudolf Hoffmann, Leiter der Station. Wer sein Tier abgibt, spendet 100 Euro, das war’s. So viel kostet es aber schon, eine Schlange auf Viren zu untersuchen.

Aus Liebe wird oft Tierquälerei, weil die Besitzer ihre Exoten nicht artgerecht halten können. Dann schreiten die Behörden ein und raten nur zu oft, die Tiere freiwillig abzugeben. Würden sie das nicht tun, müssten die Besitzer für das Tier zahlen, bis es stirbt. So aber bleibt die Reptilienstation auf den Kosten sitzen.

So wie bei der Klapperschlange, die im Giftschlangenraum nervös rasselt. Ihre Ebersberger Besitzerin umging die Strafe wegen eines Tierschutzvergehens durch eine freiwillige Abgabe.

Mindestens zehn Prozent der Tiere bleiben bis an ihr Lebensende in der Kaulbachstraße. Die durchschnittliche Verweildauer einer Boa Constrictor beträgt in der Reptilienauffangstation acht Monate. „Wir haben mindestens zwei Dutzend Boas, die echte Ladenhüter sind. Denn im Laden gibt’s die für ’n Appel und ’n Ei. Bei uns müssen die zukünftigen Besitzer strenge Tierschutzauflagen erfüllen“, sagt Markus Baur von der Reptilienauffangstation.

Fred und Emma leben in 10000 Litern Wasser im Krokodilraum. Der Alligator und der Brillenkaiman wurden bei einem Tiermessie aus Ebersberg beschlagnahmt. Sie haben in einer dunklen Kiste gelebt und sind unterentwickelt. Deshalb können in ihrem Gehege auch einige große Schildkröten gefahrlos leben. Ein Glück für die Tierstation, denn die Mitarbeiter wissen gar nicht mehr wohin mit ihren 500 Wasserschildkröten.

„Jeder kann sich eine Schildkröte im Baumarkt kaufen. Doch wir geben unsere Tiere nur an erfahrene Halter ab. Das ist den meisten Leuten einfach zu anstrengend“, sagt Markus Baur.

Die Tierschützer hoffen jetzt auf die Hilfe der Münchner. Und darauf, dass der Handel für einen Teil der Kosten der Auffangstation aufkommt. „Weil Reptilien leichtfertig verkauft werden, platzen wir aus allen Nähten. Deshalb sollten sich auch Baumärkte und Zoogeschäfte an den Kosten der Auffangstation beteiligen“, fordert Hoffmann. 

www.reptilienauffangstation.de, Spenden an Konto: 988154, BLZ: 70190000, Münchner Bank

 

 

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