Aus dem Leben eines Aufreißers

Im Pacha, im Baby und manchmal auch im P1: Der ewige Aufreißer Alexander (32) ist jedes Wochenende auf der Jagd nach amourösen Abenteuern in München – mit großem Erfolg. In der AZ verrät er seine besten Tipps.
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Die Münchner Discos sind sein Revier. Hier sucht Alexander den Spaß für eine Nacht.
dpa Die Münchner Discos sind sein Revier. Hier sucht Alexander den Spaß für eine Nacht.

MÜNCHEN - Im Pacha, im Baby und manchmal auch im P1: Der ewige Aufreißer Alexander (32) ist jedes Wochenende auf der Jagd nach amourösen Abenteuern in München – mit großem Erfolg. In der AZ verrät er seine besten Tipps.

Beim Alphabet fehlen mir sechs Buchstaben. X ist dabei, Y habe ich schon. A und M sind überfüllt. Ich rede von Frauennamen – den Namen der Frauen, mit denen ich im Bett war.

Mein Name ist Alexander, 32 Jahre, Münchner. Doch eigentlich müssen Sie nur eines wissen: Ich bin Abschlepper, auf der Jagd nach dem One-Night-Stand. Jedes Wochenende. Mein Revier: die angesagten Clubs. 089, Pacha, Baby, Milchbar, manchmal auch das P1. Erkennen werden Sie mich nie. Denn ich reiße nicht offensichtlich auf. Das ist das ganze Geheimnis.

Drei Sprüche bis zum Ziel

Ein One-Night-Stand ist keine schnelle Nummer, sondern Arbeit, man braucht einen Plan – nur darf sie das nie merken. Das Handwerk habe ich seit meinem 16.Lebensjahr perfektioniert: Beobachtungsgabe, drei Sprüche (wirklich nur drei), Feingefühl und eine Prise Rhythmus.

Jeder geht in Clubs zum Flirten. Nur nehme ich Clubs anders wahr. So sind Stufen für viele zum Stolpern da. Für mich sind sie eine Plattform. Zum Auschecken. Und: Meistens sind auf Stufen Scheinwerfer gerichtet – damit niemand stolpert. Für mich gilt: Im Licht sieht sie mich. Von hier suche ich Gefährtinnen.

Ja, Gefährtinnen, Plural. Bei einer kann was schief gehen, ich habe immer was in der Hinterhand. Bei einem One-Night-Stand geht es nicht um die Traumfrau. Ich wähle taktisch: Nehme nie eine Gruppe von mehr als zwei, da läuft nichts. Verbringt eine die Nacht mit mir, lästern die anderen darüber. Das will keine Frau. Also: einzelne Damen. Oder sie ist mit der besten Freundin da, die nichts verraten wird. Die Auswahl ist hart, erhöht aber die Trefferquote.

Sie sind bereit - ich kann wählen

Drei Opfer sind ausgespäht. Ich stehe im Licht, sie sehen mich. Ich lächle und schaue sie an, reihum, eins, zwei, drei, wieder von vorne. Wie ein Radar, das seine Ziele anpeilt. Eine lächelt sicher zurück, vielleicht mehrere, das ist das Zeichen: Sie sind bereit – ich kann wählen.

Harte Brocken, die sich wegdrehen, lasse ich fallen. Eine Herausforderung? Nein, zu schwierig. Ich habe nur sechs Stunden Zeit, eine Frau aufzureißen. Da kann ich nicht zwei Stunden mit der Falschen vergeuden.

Also: Die, deren Lächeln ein Kribbeln bei mir auslöst. Ich gehe an die Bar, aufs Klo, zum DJ, aus ihrem Blickfeld. Und komme zufällig auf dem Rückweg an ihr vorbei. Schon fast an ihr vorüber, schaue ich sie über die Schulter an. „Du hast da einen Beep auf der Nase.“ „Einen was?“, fragt sie. Ich drücke leicht auf ihre Nase, sage „beep“. Banal? Albern? Funktioniert aber. Immer.

Frauen lieben Feingefühl und Aufmerksamkeit

Der erste Spruch soll nur das Eis brechen. Sie erwartet Komplimente, Einladungen, was Cooles, das Übliche. Nur keinen Spruch, der ihr ein Lächeln entlockt – und das mein Herz pochen lässt. Aus Vorfreude, nicht aus Verliebtheit.

Eine Anmache darf nicht als solche rüberkommen. Dass ich sie will, habe ich schon mit meinem ersten Blick signalisiert – und sie hat mit ihrem eingewilligt.

Wir reden. No-Gos: Name, Beruf, Gehalt, Lebensplanung. Hey, ich will mit der Frau in die Kiste und sie nicht für den BND ausspionieren. Ich versuche, Gemeinsamkeiten zu finden: Urlaubsziele, Hobby, Musik. Feingefühl und Aufmerksamkeit – das lieben Frauen. Sie fängt an mich zu mögen, mir zu vertrauen. Über mich rede ich kaum. Das Geheimnis macht mich reizvoll.

Irgendwann fragt sie, wie ich heiße. Spruch zwei: „Sag mal, guckst du kein Fernsehen?“ Entweder sie ist irritiert – dann treibe ich’s weiter, bis es ihr aufgeht oder sie findet mich witzig und sagt: „Ach ja, Brad – du hier.“

Nur wenn der Humor stimmt, läuft's im Bett

Weist sie mich ab, ist sie nicht die Richtige für heute Nacht. Denn nur wenn der Humor stimmt, läuft’s im Bett.

Ihre Signale werden deutlich: Haare, Hüften, Lippen, alles ist in Bewegung. Und meine Finger kribbeln, ich will sie berühren. Also auf die Tanzfläche.

Es ist der Moment, in dem sie mir verfallen. Viele Männer wollen nicht tanzen. Aber wenn einer Rhythmus hat, ist er auch gut im Bett. Meine Bewegungen geben ihr eine Vorahnung, was danach kommt. Eine geile Nacht – safe, versteht sich.

Alles Taktik

Ich berühre sie: Mein Mund an ihrem Nacken, an ihrer Wange, kurz vor ihren Lippen, nur landen lasse ich sie nicht. Noch nicht. Sie soll sich an meinen Körper gewöhnen, ihn riechen, spüren. Wenn ihre Hände mich immer öfter suchen – Pause. So schwer es fällt. Aber das hält sie heiß.

Wir ziehen uns in eine Ecke zurück mit zwei Drinks. Starken Drinks. Es ist Zeit, ihren Anstand zu lockern. Frauen gestehen sich nie ein, dass sie bereit für einen One-Night-Stand sind. Sie mögen den Reiz, wollen aber nicht wissen wo der Abend endet.

Der nächste Spruch: „Sag mal, kannst du eigentlich küssen?“ Sie hat nur drei Möglichkeiten: „Ja“ – „Glaub ich nicht“ – sie muss es mir zeigen. „Nein“ – „Komm ich zeig’s dir.“ Oder: „Vielleicht“ – „Das will ich aber jetzt genau wissen.“ Jede Frau schwört, dass sie darauf nicht reinfällt. Aber: Sie kauft dich nicht wegen diesem Spruch. Das hat sie schon früher getan. Beim Anlächeln, Reden, Tanzen.

Wir fahren zu ihr. Der Klassiker

„Sollen wir gehen?“ Sie wird „ja“ sagen. Klar habe ich mir schon mal eine Abfuhr geholt. Aber dann habe ich etwas nicht mitgekriegt, dann war sie nie bereit. Oder sie will was Festes. Und das will ich nicht. Ich will Spaß, ausprobieren. Denn mit jeder Frau weiß ich besser, was ich später mal will. Auch wenn mir oft die Wärme einer festen Beziehung fehlt – dafür habe ich heute Nacht das Abenteuer.

Wir fahren zu ihr. Der Klassiker. So kann ich gehen, wann ich will. Vielleicht ohne Kaffee, ohne Dusche, aber immer mit einem „Tschüss“. Abschleppen ohne Anstand finde ich abstoßend. Ich mache ihr nie Hoffnungen. Wenn sie schon im Taxi den gemeinsamen Urlaub plant, sage ich ihr, dass daraus nichts wird. Ich will sie nicht benutzen. Ich bin kein Mann für eine Nacht. Mir reicht auch eine Stunde.

Protokoll: Anne Kathrin Koophamel

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