Auftakt im Dominik-Brunner-Prozess: Hintermann vor Gericht

Gut ein halbes Jahr nach dem Mord an dem Manager Dominik Brunner in München beginnt jetzt ein erster Prozess. Angeklagt ist ein Jugendlicher, der vermutlich die Täter angestachelt hat.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Gut ein halbes Jahr nach dem Mord an dem Manager Dominik Brunner in München beginnt jetzt ein erster Prozess. Angeklagt ist ein Jugendlicher, der vermutlich die Täter angestachelt hat.

Er hat Dominik Brunner nie gesehen – dennoch ist der Prozess gegen ihn untrennbar mit dem Namen des getöteten Managers verknüpft: Der damals 17-jährige Christoph soll Wortführer gewesen sein, als drei Jugendliche am 12. September 2009 eine Gruppe von Kindern am Münchner S-Bahnhof Donnersberger Brücke bedrohten.

Am S-Bahnhof Solln wurde Brunner von Christophs Freunden zu Tode geprügelt, als er sich vor die Kinder stellte. Christoph war nicht dabei – er war in eine andere Richtung gefahren. Wegen des Vorfalls an der Donnersberger Brücke muss er sich aber am kommenden Dienstag unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts München verantworten. Weil er zur Tatzeit 17 Jahre alt war, wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Das Urteil soll am selben Tag gesprochen werden. Ihm droht ein Haftstrafe.

"Besorgt es denen richtig", soll der dritte Jugendliche gerufen haben

Es begann wie viele Rangeleien: Die Jugendlichen wollten von den 13 bis 15 Jahre alten Kindern Geld, sie verlangten 15 Euro. Christoph soll auf die vier Jüngeren losgegangen sein, als diese kein Geld herausrückten. Einen der Schüler soll er mit zwei Fausthieben traktiert haben. Außerdem soll er seine Freunde Markus und Sebastian angestachelt haben. „Besorgts denen richtig“ soll er ihnen zugerufen haben – dann stieg er in eine andere S-Bahn, um seine Großmutter zu besuchen.

Erst später erfuhr Christoph, der in einem Haus des Drogenhilfevereins Condrobs lebte, vom Tod des Geschäftsmanns aus dem niederbayerischen Ergoldsbach und der Festnahme seiner Freunde. Im Internet soll er daraufhin gegen die „Bullen“ zu Felde gezogen und zur Befreiung der Freunde aufgerufen haben. Am Tag nach der Tat wurde auch er festgenommen.

Der vorsitzende Richter verhandelt zur Zeit gegen die schweizern Schläger

Der damals 18 Jahre alte Markus und der 17-jährige Sebastian waren an jenem Samstagnachmittag mit der S-Bahn nach Solln gefahren, wo sie mit den Kindern und Brunner ausstiegen. Am Bahnsteig eskalierte die Auseinandersetzung, die jungen Männer prügelten und traten den 50-Jährigen zu Tode. Sie sind wegen Mordes angeklagt. Wann der Prozess gegen sie beginnt, ist noch offen – der Vorsitzende Richter der zuständigen Jugendkammer am Landgericht München I, Reinhold Baier, verhandelt derzeit gegen die drei Schweizer Schüler, die drei Monate vor dem Fall Brunner wahllos fünf Passanten niedergeschlagen hatten.

Christoph war wie seine Freunde bei der Polizei bekannt, sein Register reichte von Diebstahl bis Drogenbesitz, er hat keine Ausbildung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm nun eine ganze Reihe von Straftaten vor: gefährliche Körperverletzung, versuchte räuberische Erpressung, Beleidigung, öffentliche Aufforderung zu Straftaten und Drogenbesitz. Obwohl bei Jugendlichen Untersuchungshaft nur unter besonderen Umständen angeordnet wird, saß Christoph ein halbes Jahr hinter Gittern – für seine Anwälte Christian Steinberger und Tom Heindl war das „unverhältnismäßig“. Grund sei einzig der hohe Aufmerksamkeitsgrad für den Fall Brunner gewesen. Die Verteidiger sehen ihren Mandanten mittlerweile auf einem guten Weg.

„Er hat voll umfänglich gestanden“, betont Heindl. Er zweifele allerdings, ob sein Mandant wegen versuchter räuberischer Erpressung zur Rechenschaft gezogen werden kann. Schließlich habe er von seinem Versuch, von den Kindern Geld zu erpressen, freiwillig abgelassen, indem er in die S-Bahn stieg. Seit seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft sei Christoph auf Therapie außerhalb Münchens. Der 18-Jährige müsse dort hart arbeiten. „Nach Aussage der dort Beteiligten entwickelt er sich dort gut“, sagt Heindl. Offensichtlich habe bei ihm ein Umdenken eingesetzt. „Ich bin der Meinung, dass er durch die sechs Monate Untersuchungshaft einen ganz schönen Denkzettel bekommen hat.“

dpa

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