Aufstand an Kliniken

Während der harten Tarifverhandlungen gibt es Streik-Aktionen an Uni-Krankenhäusern. Die Leute fühlen sich durch eine Provokation der Politik besonders motiviert.
von  Hüseyin Ince, Daniel von Loeper
Pfleger Lucca Cocco (24, re.) beim Warnstreik mit Kollegen vorm Klinikum rechts der Isar.
Pfleger Lucca Cocco (24, re.) beim Warnstreik mit Kollegen vorm Klinikum rechts der Isar. © Daniel von Loeper

München - Bis einschließlich Donnerstag wollen Pflegepersonal sowie Mitarbeiter der Münchner Krankenhäuser des Freistaats streiken. Darunter sind Beschäftigte der Kliniken der LMU (Großhadern und Innenstadt), des Klinikums rechts der Isar sowie des Deutschen Herzzentrums.

Dazu hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. Dienstagmorgen begann der Streik. Bis zu 600 Pfleger, Anästhesisten sowie Krankenschwestern beteiligten sich laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Tony Luis Guerra.

"Wir fordern eine bessere Bezahlung für unseren Einsatz"

Zusätzlich motiviert sind die Streikenden durch ein "unverschämtes Argument" bei den Tarifverhandlungen zwischen Verdi und dem Freistaat Bayern. Nach Angaben von Verdi sagte der Verhandlungsführer des Arbeitgebers, Reinhold Hilbers (CDU), dass er "keine besondere Belastungssituation der Beschäftigten in den Universitätskliniken beziehungsweise im Gesundheitswesen" erkenne, die gesonderten Handlungsbedarf begründen würde.

Das zitiert so Verdi-Geschäftsführer Heinrich Birner. Zudem habe der Freistaat seit zwei Verhandlungsrunden kein Angebot zur Erhöhung des Einkommens vorgelegt. Verdi fordert derzeit fünf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro.

Das Klinik-Personal hofft auf eine Signalwirkung. Es herrscht Frust. Pfleger Luca Cocco (24) etwa sagt: "Ich möchte für faire Bedingungen in der Pflegebranche kämpfen. Ich bin schon sehr wütend und fühle mich kraftlos. Wir fordern eine bessere Bezahlung für unseren Einsatz." OP-Pflegerin Anna-Maria Geigel (23) sagt: "Es geht um Respekt und Wertschätzung unserer Arbeit."

Gewerkschaftssekretär Guerra beschwert sich: "Der Arbeitgeber hat Druck aufgebaut mit einem Schreiben an Notdienstleistende. Offensichtlich wurden gezielt Leute angeschrieben, die streiken wollten. Dadurch ist die Situation absurd. Denn einige Abteilungen sind derzeit besser besetzt, als wenn wir nicht streiken. Im Alltag sind wir oft unterbesetzt. Die Personaldecke ist sehr dünn."

Laut Guerra haben die Streikenden Notdienstvereinbarungen mit den Kliniken, um keine Menschenleben zu gefährden. "Die Covid-Stationen zum Beispiel sind weiterhin voll besetzt", versichert Guerra.

Die Meinungen einiger Beteiligter finden Sie oben in der Bilderserie.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.