Aufs Auto verzichten? Nicht mit den Münchnern
München - München ist und bleibt eine absolute Autostadt. Noch nie waren hier so viele Kraftfahrzeuge angemeldet wie jetzt. Knapp 815.000 waren's zu Jahresbeginn. Die Zahl der Autos steigt dabei sogar schneller als die Zahl der Einwohner.
Alleine vergangenes Jahr hat sich die Zahl der angemeldeten Autos um 2,5 Prozent erhöht. Die Einwohnerzahl ist im gleichen Zeitraum lediglich um 1,5 Prozent gestiegen. Das geht aus einem Kfz-Bericht hervor, den Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) nun dem Stadtrat vorgelegt hat.
Angestrengt wurde die Studie eigentlich, um belegen zu können, dass die Münchner heute verstärkt mit der U-Bahn fahren, mit dem Radl oder dass sie zumindest Carsharing nutzen. Es sollte herauskommen, dass die Leute in der Großstadt nicht mehr so viel Wert darauf legen, vor der Haustüre ein eigenes Auto stehen zu haben. Aber: Nichts war's.
Zwar belegt die Studie, dass der Auto-Bestand bei den jüngeren Generationen gleich bleibt, bei den 35- bis 44-Jährigen sogar leicht zurückgeht. Vor allem der Altersklasse über 50 ist die Annehmlichkeit eines eigenen Autos aber offenbar immer noch lieb und teuer. In dieser Gruppe hat die Zahl der Autobesitzer in den vergangenen fünf Jahren rasant zugenommen.
Dass die Jungen mitunter auf ein Auto verzichten, führt das städtische Planungsreferat indes auch nicht auf ein besonderes Umweltbewusstsein zurück. Für die 20- bis 30-Jährigen sei die Stadt mit ihren hohen Mieten einfach auch so schon teuer genug, heißt es in der Studie. Viele legten sich deshalb erst in etwas gesetzterem Alter ein Auto zu.
Immerhin: Der große Zuwachs bei den Kraftfahrzeugen ist vor allem auf mehr gewerblichen Verkehr zurückzuführen. Beim privaten Autobestand bewegt sich München seit einigen Jahren auf konstantem Niveau. Auf 2,2 Personen kommt im Schnitt da ein Auto.
Bei den Grünen im Stadtrat ist man über die Ergebnisse trotzdem wenig erfreut. "Schon heftig" sei die Zunahme des Kfz-Bestands, sagt Stadtrat Paul Bickelbacher. Er hätte es besser gefunden, wenn zumindest bei den privat genutzten Autos ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen gewesen wäre. Dass dem nun nicht so ist: "Erschreckend", sagt Bickelbacher.
Für die Grünen belegt die Studie, dass man noch mehr tun muss, um die Leute vom Auto wegzubringen. Man müsse den öffentlichen Nahverkehr weiter verbessern, das Radwegenetz ausbauen und auf Carsharing-Angebote aufmerksam machen, so Bickelbacher. Und natürlich müsse man auch an die Parkgebühren ran: 30 Euro im Jahr für ein Anwohnerticket - das sei schließlich nichts anderes als eine "Ermunterung zur Besitzstandswahrung", so Bickelbacher. Autos von der Straße bekäme man so jedenfalls nicht.
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