Aufputsch-Metal

„The Unholy Alliance – Chapter III“: Slayer, Trivium, Mastodon und ein Special Guest marodieren heute über die Bühne des Zenith.
Es gibt Morgende, die sind nicht dein Freund. Aber sowie man Hyperaktivität mit einem Aufputschmittel wie Ritalin behandelt, gibt es auch für die mieseste Mörderlaune ein abartiges Gegenmittel: Slayer. Wahlweise ein Frühwerk wie „Reign In Blood“, gerne aber auch „Christ Hates Us All“ aus der Spätphase. Das Verdammen, Verfluchen und zum Teufel hauen dieser Welt, übernehmen Slayer seit fast 30 Jahren mit der Präzision von Profi-Killern. Wer da keine gute Laune bekommt, hat höchstwahrscheinlich eine Seele.
„Christ Illusion“ heißt das letzte Slayer-Album, nein, nicht eigentlich ein Album, sondern ein Schlachthaus, randvoll mit Terrorsound. Tektonische Rhythmusverschiebungen, Free-Jazz-Gitarren-Stunts und eine brutale politische Angriffslust, die den Irakkrieg in Töne umsetzt Gut, da greift natürlich das Zappa-Zitat: „Kein Akkord ist hässlich genug, um all die Scheußlichkeiten zu kommentieren, die von der Regierung in unserem Namen verübt werden.“ Aber allein die Tatsache, dass Slayer mit „Christ Illusion“ versuchen einen Klangkommentar zu den Verbrechen zu geben, ist bewundernswert.
„The Unholy Alliance“ heißt das Tourpaket, das heute bereits als Chapter III über die Bühne marodiert. Trivium und Mastodon und ein Special Guest sind die beiden Bands die mithelfen, die Halle einzureißen. Trivium aus Orlando spielen scharf, präzisen Thrash-Metal. Und Mastodon aus Atlanta erweitern die klassischen Genre-Grenzen um progressive Elemente. Soll doch keiner mehr behaupten, Metal, das wäre die Musik der Stumpfen und Tauben.
Christian Jooß
Zenith, Lilienthalallee 29, Eintritt: 47,50 Euro, zzgl. Geb., promoters-group-munich.decide.de