Aufpasser an der Tanke

Eine Nachricht, die Autofahrern gefallen dürfte:Das Kartellamt prüft 100 Münchner Tankstellen. Es geht um mögliche Preisabsprachen und die Frage, welcher Konzern der größte Preistreiber ist
MÜNCHEN Ist es Zufall oder Einbildung, dass benachbarte Tankstellen ihre Preise zeitgleich erhöhen? Müssen es Autofahrer als selbstverständlich hinnehmen, wenn und dass Benzin teurer wird? Jetzt hat sich das Bundeskartellamt in Bonn eingeschaltet: Die Kontrolleure wollen von 100 Münchner Tankstellen exakt wissen, wann und warum sie in den letzten drei Jahren an der Preisschraube gedreht haben.
Die Preisrallye an der Tanke gehört inzwischen wie der Einkauf im Supermarkt zum Start ins Wochenende. Offenbar wie auf Kommando schnalzen freitags die Preise für Benzin und Diesel um ein paar Cent in die Höhe. Runter geht’s dagegen zögerlich. „Erhöhte Nachfrage treibt auch den Preis nach oben“, sagt Maximilian Maurer vom ADAC Südbayern. Besonders schön lässt sich dieses Procedere auch zu Ferienbeginn und in der Urlaubszeit beobachten.
Das Bundeskartellamt will den Mineralölkonzernen deshalb jetzt ganz genau auf die Finger schauen. „Wir prüfen, ob Preisabsprachen die Kraftstoffpreise in die Höhe treiben“, sagt Kay Weidner, der Sprecher des Bundeskartellamts.
Dazu haben sich die Wettbewerbshüter je 100 Tankstellen in München, Hamburg, Köln und Leipzig herausgepickt. „Ein repräsentativer Querschnitt durch die Tankstellenlandschaft“, erklärt Weidner. Das Kartellamt will herausfinden, ob immer dieselben Unternehmen vorpreschen, warum der Sprit stets vor Wochenenden und in den Ferien teurer wird – und ob es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Benzinpreis oft mehrfach am Tag rasant steigt, aber nur langsam wieder sinkt.
„Wir werden die geforderten Unterlagen zur Verfügung stellen“, sagt Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Auch bei der Konkurrenz zeigt man sich kooperationsbereit. Die Daten sind in den jeweiligen Konzernzentralen gespeichert. Da kommt eine Menge zusammen, heißt es bei den Multis. Alleine die Eingabe und Auswertung werde Monate dauern, schätzt Detlef Brandenburg.
Ob es unterm Strich gelingt, illegale Preisabsprachen nachzuweisen, ist fraglich. „Konkrete Hinweise liegen bisher nicht vor“, sagt Kay Weidner. Dass Preise steigen, könne auch das Kartellamt nicht verhindern.
Ralph Hub