„Auffälliges Verhalten hält über Monate an“
AZ: Herr Professor Müller, tragen Institutionen wie das Jugendamt eine Mitschuld am Tod von Katrin Michalk?
NORBERT MÜLLER: Nein, da kann man keinen Vorwurf machen. Es kommt sicher häufiger vor, dass ein Jugendlicher damit prahlt, dass er sich Waffen kaufen möchte. In der Regel wird das ja nicht in die Tat umgesetzt.
Marco F. hat Hilfe abgelehnt.
Oft sind sich die Betroffenen ihrer psychischen Erkrankung nicht bewusst. Da sollte dann das Umfeld reagieren und den Kranken zu einer Therapie motivieren.
Ist es schwer zu beurteilen, ob ein Teenager krank oder nur sehr pubertär ist?
Ein auffälliges Verhalten hält bei einer psychischen Erkrankung über Wochen und Monate an. Wenn die Eltern von Freunden oder der Schule vermehrt angesprochen werden, sollten sie darüber nachdenken, Hilfe zu suchen. Hauptmerkmal ist der Rückzug: Zieht sich ein Teenager von der Familie zurück, sucht er meist den Ausgleich bei Freunden. Kranke ziehen sich aber oft ganz zurück. Sie suchen ihre Identität im Internet und bauen sich ihre eigene Welt.
Ist Marco F. therapierbar?
Das ist schwer zu beurteilen. Allerdings haben Menschen, die jung auffällig werden, oft eine schlechtere Prognose. Wobei umgekehrt auch gilt: Je früher eine Therapie beginnt, desto besser die Chancen. Jetzt gilt es herauszufinden, an was für einer Erkrankung Marco leidet.
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