Auf Knien zum Streik

Protest-Tag Nummer eins: Im DGB-Haus bereiten sich die Erzieher auf die Kundgebung in Riem vor. Die Eltern zeigen Verständnis – zumindest noch.
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Erzieherinnen streiken.
Gregor Feindt Erzieherinnen streiken.

Protest-Tag Nummer eins: Im DGB-Haus bereiten sich die Erzieher auf die Kundgebung in Riem vor. Die Eltern zeigen Verständnis – zumindest noch.

MÜNCHEN Sie knien auf dem Boden – und malen Sprüche auf Plakate. Sie bücken sich – und schreiben sich in die Streiklisten ein. Sie tragen Kinder auf dem Arm – aber ihre eigenen. Im DGB-Haus in der Schwanthalerstraße ist es so wuselig und laut wie in einer Kindertagesstätte, trotzdem malen, tragen und bücken sich die rund 2000 Erzieher heute gern. Es ist Streik.

Rund 400 städtische Krippen blieben am Montag zu, so viele werden es auch heute sein. Tausende Kinder und Eltern sind betroffen und müssen schauen, wie sie mit Familie und Beruf klarkommen. Währenddessen bereiten sich die streikenden Erzieher und -innen auf die heutige Kundgebung vor den Riem-Arcaden vor: Sie tackern Plakate zusammen und schreiben darauf Sprüche wie: „Ich habe eine Finanzkrise“, oder: „Burnout hat seinen Preis.“

Neben den Erziehern streiken auch Heilpädagogen für einen tariflich geregelten Gesundheitsschutz und mehr Geld. Heute um elf Uhr wollen sie gemeinsam eine Kundgebung in Riem abhalten. 2500 werden erwartet, dann stoßen auch Beschäftigte der Münchner Jugendämter, des Allgemeinen Sozialdienstes und der Sozialbürgerhäuser dazu.

Im DGB-Haus ist die Stimmung gut, aber gespannt. Viele hoffen, dass beim Streik endlich mehr für sie herausspringt. Bianka Hennemann ist 28 und leidet schon an einem Bandscheibenvorfall. Die Erzieherin aus der Lerchenau wünscht sich bessere Möbel, kleinere Gruppen und mehr Rückenschulungen. „Das würde viele stressbedingte Krankheiten verhindern.“ Kurz nach Streikbeginn hat Bianka ein gutes Gefühl: „Es muss sich was ändern.“

Auch Petra Nalenz (50) freut sich: „Endlich geht was voran.“ Sie würde auch zwei Wochen streiken, wenn es sein muss. „Da müssen wir jetzt durch“, sagt sie und schlüpft in einen Raum im Keller. Dort bemalen Kolleginnen auf Knien große Transparente.

Auch Jürgen Bernhard (50) macht mit – einer der seltenen Männer. Der gelernte Systemadministrator ist Quereinsteiger und arbeitet seit September in einem Gilchinger Kindergarten. „Der Lärmpegel ist ein großes Problem, der ist fast wichtiger als eine Gehaltserhöhung. Generell wünsche ich mir aber mehr Wertschätzung, wir bringen Kindern ja elementare Dinge bei – den Beruf kann man nur aus Überzeugung machen.“ Für die kämpfen sie jetzt.

Thomas Gautier

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