Auf Geister-Bad-Tour: Die AZ im Müllerschen Volksbad

München - Am Gehweg direkt an der Außenmauer der Isarseite des Müllerschen Volksbads riecht es nach Sauna, Dampf kommt aus den Abluftöffnungen des alten Gemäuers. Und drinnen liegt das Wasser klar und ruhig im großen Becken, das Deckenfresko spiegelt sich im Blau, sehnsüchtig wartend auf die Münchner. Nur: geschwommen und sauniert wird schon seit Monaten nicht mehr, Corona hat auch hier kein Einsehen.
Zeit, sich einmal in den verlassenen Hallen umzusehen. Die AZ auf Geister-Bad-Tour.
Die AZ im verlassenen Müllerschen Volksbad
Christian Knott, Betriebsorganisationsleiter bei den Stadtwerken München (SWM) und zuständig für die Münchner Bäder, steht an diesem Tag ganz allein in den weitläufigen Hallen. "Es ist das schönste Bad Europas", sagt Knott beim Blick auf die Rotunden, Säulen, Wandmalereien und Holzkabinen rund um das kleinere Becken, das früher das alleinige Damenbad war. "Viele kennen das Gebäude ja nur von außen und glauben dann oft wegen des Uhrturms, es sei eine Kirche", erzählt der 47-Jährige beim Rundgang mit der AZ. Der Blick ins Innere überrasche dann oft.
Und auch wenn Corona derzeit keine Besucher zulässt, wird dennoch gewerkelt im Müllerschen Volksbad. Vor allem Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, wie etwa die Fliesenreinigung. "Das Müllersche Volksbad hat als eines der wenigen noch Fliesenbecken, deswegen müssen wir mindestens einmal pro Jahr das Wasser auslassen, um das Becken zu kontrollieren und zu reinigen", erklärt Knott. Moderne Bäder haben Edelstahl-Becken, "da kann das Wasser auch mal drei Jahre drin bleiben".
"Eher Eisbach- als Wohlfühltemperatur"
In den zwei bisherigen Lockdowns war für all diese Arbeiten genug Zeit. Das Wasser ist wieder eingelassen, "hat derzeit aber eher Eisbach- als Wohlfühltemperatur." Auch die Umwälzung läuft weiter, damit sich keine Algen bilden. "Wir halten uns betriebsbereit", so Knott.
Neben ihm ist noch ein Hausmeister im Bad im Einsatz, um die Technik zu kontrollieren und nach dem Rechten zu sehen. Und so schön das leere Volksbad auch aussehen mag, für Knott und seine Kollegen fehlt das Leben. "Ich freue mich auf das ganz normale Geschäft – auch unter Hygieneauflagen", sagt er – seine Worte hallen dabei durch den Kuppelbau. Und er freue sich dann auch, "wenn die Mitarbeiter wieder raus aus der Kurzarbeit zurück in ihr Bad können", das ja so ein besonderes ist.
Wann das der Fall sein wird, ist aber noch unklar. Und so bleibt derzeit nur der Geruch von Schwimmbad und Sauna, draußen vor der Tür – und die Sehnsucht...