Auf die kleinen Dinge stolz sein

In einer Ausstellung des Zentrums Beruf & Familie rückt Fotografin Sabine Jakobs Alleinerziehende in den Fokus.
Lisa Marie Albrecht
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„Ich bin mit elf nach Deutschland gekommen, meine Mama lebt mit meinen fünf Halbgeschwistern in Sambia, mein Vater ist Deutscher, ich hab dann einige Jahre bei ihm gewohnt. Jetzt bin ich 26 und hab einen Sohn mit zweieinhalb. Bin noch nirgends richtig zuhause, hier bin ich zu dunkel, dort bin ich zu weiß. Hauptsache ich hab meine Ziele im Kopf. Ich mach jetzt eine Ausbildung und danach die BOS, Abi und studiere.“
Sabine Jakobs 7 „Ich bin mit elf nach Deutschland gekommen, meine Mama lebt mit meinen fünf Halbgeschwistern in Sambia, mein Vater ist Deutscher, ich hab dann einige Jahre bei ihm gewohnt. Jetzt bin ich 26 und hab einen Sohn mit zweieinhalb. Bin noch nirgends richtig zuhause, hier bin ich zu dunkel, dort bin ich zu weiß. Hauptsache ich hab meine Ziele im Kopf. Ich mach jetzt eine Ausbildung und danach die BOS, Abi und studiere.“
„Als ich klein war, in Ecuador, das war auf dem Land, wir hatten keinen Fernseher, nur ein altes Radio, und da haben wir einfach Musik gehört, den ganzen Tag. Beim Essen, hat meine Mutter erzählt, bin ich einfach aufgestanden und habe getanzt, das war der Rhythmus! Salsa, Merengue und Kumbia.
Tanzen macht Power, du spürst deine Kapazitäten, das macht Mut! MUT! Mein Sohn ist sehr mutig und ich sehe das und bekomme ein gutes Gefühl, dass ich es gut mit ihm mache.“
Sabine Jakobs 7 „Als ich klein war, in Ecuador, das war auf dem Land, wir hatten keinen Fernseher, nur ein altes Radio, und da haben wir einfach Musik gehört, den ganzen Tag. Beim Essen, hat meine Mutter erzählt, bin ich einfach aufgestanden und habe getanzt, das war der Rhythmus! Salsa, Merengue und Kumbia. Tanzen macht Power, du spürst deine Kapazitäten, das macht Mut! MUT! Mein Sohn ist sehr mutig und ich sehe das und bekomme ein gutes Gefühl, dass ich es gut mit ihm mache.“
„Alleine dass Du in einem anderen Land lebst, das ist schon eine Herausforderung. Bin zum Studieren aus Georgien nach Deutschland gekommen, habe danach mehrere Firmen aufgebaut, aus dem Nichts. Jetzt möchte ich was für mich selbst machen, mit Künstlern arbeiten. Ich hab als Kind gesungen, getanzt, Klavier gespielt. Mir war das langweilig, immer das Klassische. Ich hab Ballett getanzt aber wollte Latino, Klavier gespielt und wollte doch selber komponieren! Ich hab einen ganz strengen Rahmen gehabt als Kind, mit dem Krieg war das alles zu Ende.“
Sabine Jakobs 7 „Alleine dass Du in einem anderen Land lebst, das ist schon eine Herausforderung. Bin zum Studieren aus Georgien nach Deutschland gekommen, habe danach mehrere Firmen aufgebaut, aus dem Nichts. Jetzt möchte ich was für mich selbst machen, mit Künstlern arbeiten. Ich hab als Kind gesungen, getanzt, Klavier gespielt. Mir war das langweilig, immer das Klassische. Ich hab Ballett getanzt aber wollte Latino, Klavier gespielt und wollte doch selber komponieren! Ich hab einen ganz strengen Rahmen gehabt als Kind, mit dem Krieg war das alles zu Ende.“
„In der Türkei hatte ich acht Jahre lang ein Laden mit hauptsächlich Spirituosen und Tabak. Den Laden in Ankara musste ich letztes Jahr aufgegeben, weil ich mich um meine Kinder kümmern wollte. Durch meine Kinder hab ich die Kraft, neu anzufangen und nochmal durchzustarten. Ich möchte etwas schaffen, damit ich für meine Kinder ein Vorbild bin.“
Sabine Jakobs 7 „In der Türkei hatte ich acht Jahre lang ein Laden mit hauptsächlich Spirituosen und Tabak. Den Laden in Ankara musste ich letztes Jahr aufgegeben, weil ich mich um meine Kinder kümmern wollte. Durch meine Kinder hab ich die Kraft, neu anzufangen und nochmal durchzustarten. Ich möchte etwas schaffen, damit ich für meine Kinder ein Vorbild bin.“
„Dies ist mein tollstes Sylvesterkleid, ich war 20, mein sehr reicher Freund hatte es mir gekauft, handbestickte Seide, Perlen und Pailletten, ein Mädchentraum der Achtzigerjahre damals zum Preis eines Kleinwagens! Letztes Sylvester habe ich es dann wieder angezogen, ich war das erste mal an diesem Tag von meiner achtjährigen Tochter getrennt, sie verbrachte die Ferien mit ihrem deutschen Vater in Norwegen bei meiner Familie. Weihnachten in meiner Heimat kamen für mich nicht in Frage; ich war seit Februar arbeitslos und hatte 18 von den 21 Tagen (Feiertage und Wochenenden inklusive), die ich im Jahr als Arbeitslosengeld-Empfängerin die Stadt auf Antrag erlaubterweise verlassen durfte, schon nach den großen Schulferien aufgebraucht. Doch ich beschloss an diesem Abend mich nicht zu ärgern, sondern zu Tanzen und zu Feiern, und bin auf eine Party von Freunden gegangen. Ich zog das jahrzehntealte glitzernde Kleid mit seinen ganzen Accessoires an, bereitete mich auf ein rauschendes und lustiges Fest vor, und so wurde es auch.
Manchmal, wenn es mir schlecht geht, und ich denke, vieles verloren zu haben und aufgrund meiner materiellen Situation wenig wert zu sein, kommen mir die Zeilen in den Sinn, die plötzlich da waren, als die Krise am größten und ich sehr traurig und ängstlich nach der Trennung vom Vater meiner Tochter war. Dann standen auf einmal diese Zeilen gleißend hell in meinem Kopf, sie kamen mir geradezu körperlich in den Sinn. Sie sind für mich Mahnung und Aufmunterung zugleich: Auch wenn eine Situation aussichtslos und verworren erscheint, darfst du das Wichtigste nicht vergessen. Du hast das große Los gezogen! Du bist am Leben! Es ist eine Gabe.
Und ich finde es immer noch lustig, dass das letzte Wort gleichermaßen auf Englisch wie auf Deutsch gelesen werden kann.
I’m blessed
With bliss
In the middle
Of the mist”
Sabine Jakobs 7 „Dies ist mein tollstes Sylvesterkleid, ich war 20, mein sehr reicher Freund hatte es mir gekauft, handbestickte Seide, Perlen und Pailletten, ein Mädchentraum der Achtzigerjahre damals zum Preis eines Kleinwagens! Letztes Sylvester habe ich es dann wieder angezogen, ich war das erste mal an diesem Tag von meiner achtjährigen Tochter getrennt, sie verbrachte die Ferien mit ihrem deutschen Vater in Norwegen bei meiner Familie. Weihnachten in meiner Heimat kamen für mich nicht in Frage; ich war seit Februar arbeitslos und hatte 18 von den 21 Tagen (Feiertage und Wochenenden inklusive), die ich im Jahr als Arbeitslosengeld-Empfängerin die Stadt auf Antrag erlaubterweise verlassen durfte, schon nach den großen Schulferien aufgebraucht. Doch ich beschloss an diesem Abend mich nicht zu ärgern, sondern zu Tanzen und zu Feiern, und bin auf eine Party von Freunden gegangen. Ich zog das jahrzehntealte glitzernde Kleid mit seinen ganzen Accessoires an, bereitete mich auf ein rauschendes und lustiges Fest vor, und so wurde es auch. Manchmal, wenn es mir schlecht geht, und ich denke, vieles verloren zu haben und aufgrund meiner materiellen Situation wenig wert zu sein, kommen mir die Zeilen in den Sinn, die plötzlich da waren, als die Krise am größten und ich sehr traurig und ängstlich nach der Trennung vom Vater meiner Tochter war. Dann standen auf einmal diese Zeilen gleißend hell in meinem Kopf, sie kamen mir geradezu körperlich in den Sinn. Sie sind für mich Mahnung und Aufmunterung zugleich: Auch wenn eine Situation aussichtslos und verworren erscheint, darfst du das Wichtigste nicht vergessen. Du hast das große Los gezogen! Du bist am Leben! Es ist eine Gabe. Und ich finde es immer noch lustig, dass das letzte Wort gleichermaßen auf Englisch wie auf Deutsch gelesen werden kann. I’m blessed With bliss In the middle Of the mist”
„Ich bin ausbildungssuchend, habe mich bei der deutschen Bahn beworben für „Chance+“. Meine Ziele fürs Leben jetzt im Moment sind eine neue Wohnung zu suchen, weil die Maikäfersiedlung abgerissen wird, und eine Ausbildungsstelle. Ich will es schaffen das durchzuziehen, ich bin stark!“
Sabine Jakobs 7 „Ich bin ausbildungssuchend, habe mich bei der deutschen Bahn beworben für „Chance+“. Meine Ziele fürs Leben jetzt im Moment sind eine neue Wohnung zu suchen, weil die Maikäfersiedlung abgerissen wird, und eine Ausbildungsstelle. Ich will es schaffen das durchzuziehen, ich bin stark!“
„Sportlehrerin hab ich in Brasilien gelernt, hier 8 Jahre gemodelt, viele Sachen gemacht, weil ich kein Schulzeugnis habe. Und nebenbei hab ich immer meine Torten gemacht. Jetzt konzentrier ich mich darauf, mein Cafe aufzumachen, mit meinen Torten. Step by step mache ich das jetzt, meine Prüfung als Konditorin habe ich erst geschafft, ich darf meine Torten offiziell verkaufen. Jetzt brauche ich ein finanzielles Wunder. Mein Ziel ist es Menschen zu erfreuen. Ich mache alles für die Kleine. Ich will, dass sie einen gesunden Kopf, eine gesunde Seele und ein gesundes Herz hat. Da ist die Sehnsucht eine Familie zu haben, das ist eine Leerstelle in mir. Ich bin dankbar für die Unterstützung und für jeden Schritt, den ich mache.“
Sabine Jakobs 7 „Sportlehrerin hab ich in Brasilien gelernt, hier 8 Jahre gemodelt, viele Sachen gemacht, weil ich kein Schulzeugnis habe. Und nebenbei hab ich immer meine Torten gemacht. Jetzt konzentrier ich mich darauf, mein Cafe aufzumachen, mit meinen Torten. Step by step mache ich das jetzt, meine Prüfung als Konditorin habe ich erst geschafft, ich darf meine Torten offiziell verkaufen. Jetzt brauche ich ein finanzielles Wunder. Mein Ziel ist es Menschen zu erfreuen. Ich mache alles für die Kleine. Ich will, dass sie einen gesunden Kopf, eine gesunde Seele und ein gesundes Herz hat. Da ist die Sehnsucht eine Familie zu haben, das ist eine Leerstelle in mir. Ich bin dankbar für die Unterstützung und für jeden Schritt, den ich mache.“

München – Welche Ziele habe ich? Wo liegen meine Stärken und was habe ich schon erreicht? Mit diesen Fragen setzen sich die Alleinerziehenden im Zentrum Beruf und Familie auseinander, das Teil des Münchner Beschäftigungs-und Qualifizierungsprogramms (MBQ) ist. Das Programm hilft ihnen, den beruflichen Wiedereinstieg zu schaffen – zum Beispiel mit professionellen Bewerbungsfotos.

Doch die reichten der Fotografin Sabine Jakobs nicht. Sie ist selbst alleinerziehende Mutter und wollte die Mütter (und Väter) näher kennen lernen. Obwohl sie normalerweise für die Bewerbungsfotos zuständig ist, hat sie im Auftrag von Beruf und Familie Porträtaufnahmen von ihnen gefertigt und ist mit ihnen ins Gespräch. gekommen Sie erzählten Geschichten, die von Krieg, Flucht, Trennung, Verlust, Armut, Abbrüchen und Umbrüchen handeln. Mit ihren Fotos wollte sie die Essenz jedes einzelnen Alleinerziehenden einfangen, die doch alle das Ziel eint, ihren Kindern ein Vorbild zu sein und ihnen die bestmögliche Zukunft zu sichern.

Jetzt stellt das Zentrum Beruf und Familie die 14 entstandenen Poträts im Foyer des Referats für Arbeit und Wirtschaft aus. Zu jedem Bild gibt es einen Auszug aus den Gesprächen, in denen die Teilnehmer von ihrem Werdegang berichten. Die Ausstellung will die individuellen Erfolge der Alleinerziehenden zeigen, auf die sie stolz sind – und die müssen nicht immer gleich die große Karriere bedeuten. Es geht um die kleinen Dinge im Alltagsleben und die Herausforderungen, denen sie sich immer wieder stellen müssen. Einen ersten Einblick gibt es in unserer Bilderstrecke.

Ausstellung „Alleinerziehende“ bis 24. Februar, Foyer Referat für Arbeit und Wirtschaft, Herzog-Wilhelm-Straße 15, Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr, Eintritt frei

 

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