Auf der Wiesn bleibt jede 10. Maß übrig

Weil das Bier schal wird landen auf der Wiesn rund 600000 Liter Bier in der Kanalisation. Jede zehnte Maß wird komplett weggeschüttet. Der einfache Grund: Die Oktoberfest-Besucher können einfach nicht schnell genug trinken.
von  Abendzeitung
Viele schütten die Maß leiber weg, als die ganz auszutrinken.
Viele schütten die Maß leiber weg, als die ganz auszutrinken. © dpa

MÜNCHEN - Weil das Bier schal wird landen auf der Wiesn rund 600000 Liter Bier in der Kanalisation. Jede zehnte Maß wird komplett weggeschüttet. Der einfache Grund: Die Oktoberfest-Besucher können einfach nicht schnell genug trinken.

Der Aufschrei war groß, als der Verein gegen betrügerisches Einschenken zum Wiesn-Auftakt einmal mehr die schlechte Schankmoral auf dem Oktoberfest geißelte: Maximal 0,9 Liter Bier enthält ein Maßkrug auf der Wiesn – das hatte der Vereinspräsident Jan-Ulrich Bittlinger herausgefunden. Was er dabei nicht sagte: Dass vielen Münchnern auch ein schlecht eingeschenkter Krug offenbar noch immer zu viel ist!

Wiggerl Hagn kann es jedenfalls kaum fassen, wenn er am Abend durch seine Schänken läuft: „Unglaublich, wie viel Bier zu später Stunde im Ausguss landet“, erzählt der Wirt des Löwenbräuzeltes. Vor allem auf der Empore sei die Wegschütt-Quote beträchtlich: „Da wird lieber ein neues Bier bestellt, als das alte ausgetrunken.“

Schon seit längerem beobachtet Hagn das Trinkverhalten seiner Gäste: „Am Mittag werden die Krüge noch komplett ausgetrunken“, weiß er. Am Nachmittag sind dann schon erste Reste im Glas. Und am Abend ist fast jede zweiten Maß, die die Bedingungen von den Tischen zurückbringen, noch mit rund einem Viertelliter Bier gefüllt. Ein Jammer.

Ganz ähnliche Beobachtungen hat Toni Roiderer vom Hackerzelt gemacht: „Im Schnitt sind es zehn Prozent, die im Krug zurückbleiben“, erzählt er. Heißt im Klartext: Bei rund sechs Millionen Maß gehen 600000 Maß in die Kanalisation. Jede zehnte Maß wird von den Oktoberfest-Besuchern komplett weggeschüttet.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: „Am Abend können die Leute einfach nicht mehr so schnell trinken und haben dann abgestandenes Bier im Krug“, erzählt Hagn. Zudem hätte die Zahl der Gäste, die lediglich eine schaumige Maß bestellen, enorm zugenommen. Christian Schottenhamel spricht von einer Steigerung um rund fünf Prozent: „Die Leute legen heutzutage viel mehr Wert auf eine frische Maß.“

Wird’s auf der Wiesn deshalb bald auch kleinere Gläser statt der Maßkrüge geben? „Auf keinen Fall“, wiegelt Wiesn-Stadtrat Helmut Schmidt ab: „Der 1-Liter-Krug hat Tradition!“ Außerdem sei der logistische Aufwand mit kleineren Gläsern viel zu groß: „Es ist deshalb in den Betriebsvorschriften festgeschrieben, dass in den großen Zelten nur Maßkrüge verwendet werden dürfen.“

Daniel Aschoff

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