Auf den Spuren von Ostern: Münchner Gruften und Gräber

Allein im Münchner Stadtgebiet gibt es rund 30 Heilige Gräber. Was es damit auf sich hat.
von  Bettina Funk
Kardinal Marx (r) hält die Ostervesper am Ostersonntag in der Frauenkirche.
Kardinal Marx (r) hält die Ostervesper am Ostersonntag in der Frauenkirche. © Matthias Balk/dpa

München - In fast jeder katholischen Kirche werden im Advent und an Weihnachten Krippen aufgebaut, in denen Maria und Josef neben dem kleinen Jesuskind knien. Aber auch vor Ostern gibt es oft sehr aufwendige Installationen: Heilige Gräber.Der Brauch, in der Karwoche Nachbildungen des Heiligen Grabes Jesu aufzubauen, hat eine lange Tradition. Schon in der Spätantike ist er bezeugt. Die Heiligen Gräber werden im Altarraum der Kirche, in einer Seitenkapelle, in der Krypta oder an einem anderen, übers Jahr oft nicht zugänglichen Ort in der Kirche aufgebaut.

Andacht an Heiligen Gräbern

In manche Gräber wird das Allerheiligste – Christus in Gestalt der konsekrierten Hostie – eingebracht, in manche ein Kruzifix oder eine Figur des Leichnams Jesu. Solche Ensembles wurden im Mittelalter in liturgische Osterspiele einbezogen. Der Leichnam Christi ist manchmal herausnehmbar oder als flaches Relief leicht abzudecken.

Die Nachbildungen des Grabes Christi werden auch Kenotaphe genannt. Das ist griechisch für "leere Gräber". Sie heißen auch Scheingräber, enthalten keine sterblichen Überreste, sondern dienen nur dem Gebet und dem Gedenken. Einige Gemeinden gestalten Andachten oder Gebetsstunden vor dem Heiligen Grab. In manchen Pfarreien werden auch das Begräbnis Jesu am Karfreitag und seine Auferstehung am Ostersonntag dargestellt.

Das Erzbistum München und Freising listet auf der Internetseite www.heilige-graeber.de mehr als 200 Heilige Gräber in den Kirchen des Bistums auf und informiert in Text und Bild über Standorte, Öffnungszeiten und Hintergründe. Gläubige besuchen die Heiligen Gräber am Karfreitag und Karsamstag zum Gebet und zur persönlichen Andacht.

Allein im Münchner Stadtgebiet gibt es rund 30 Heilige Gräber. Wir stellen eine Auswahl vor

 

Hl. Kreuz (Giesing)
Bereits in der alten Giesinger Kirche wurde ein Heiliges Grab errichtet. Erstmals hat 1810 Pfarrer Silberhorn ein solches erwähnt. Auch in der jetzigen Heilig-Kreuz-Kirche, die 1886 eröffnet wurde, gab es von Beginn an die Tradition eines Heiligen Grabes. Ob die Christusfigur, die heute verwendet wird, noch aus der alten Kirche stammt, ist leider nicht belegt. Nach der Innenrenovierung der Kirche (2011-2015) wurde das Grab 2016 erstmals wieder aufgebaut. Nun steht es im hinteren Teil der Kirche unter der Orgelempore.
Öffnungszeiten: Bis zum 29. April täglich von 9 bis 19 Uhr.

St. Ursula (Schwabing)
Das Ensemble des Heiligen Grabes in St. Ursula stammt aus verschiedenen Epochen: Der Grabchristus, eine gefasste Holzfigur aus der Mayerschen Hofkunstanstalt in München, gehört zur Erstausstattung der Kirche (1894-1897). Die anbetenden Engel sind hingegen dem Bildhauer Johann Peter Schwanthaler dem Älteren (1720-1785) zuzuschreiben. Die Pfarrei erwarb sie 1943.
Öffnungszeiten: Karfreitag nach der Liturgie bis 19 Uhr, Karsamstag 8 bis 12 Uhr.

Frauenkirche
Seit etwa zehn Jahren wird das Heilige Grab von den Dom-Mesnern aufgebaut. Eine Besonderheit ist, dass es nur mit Naturmaterialien wie Pflanzen und Blumen gestaltet wird. Außerdem ist es ein sogenanntes "Ostergrab". Das bedeutet, dass es ab Ostersonntag noch bis zum Sonntag nach Ostern, dem "Weißen Sonntag", am leeren Grab gebetet werden kann.
Öffnungszeiten: Karfreitag nach der Liturgie bis 22 Uhr, Karsamstag 7.30 bis 18 Uhr; Ostergrab: Ostersonntag und Weißer Sonntag jeweils 13 bis 16 Uhr.

Kardinal Marx (r) hält die Ostervesper am Ostersonntag in der Frauenkirche.
Kardinal Marx (r) hält die Ostervesper am Ostersonntag in der Frauenkirche. © Matthias Balk/dpa

Asamkirche
Egid Quirin Asam wollte in seiner Gruft in der spätbarocken Asamkirche, die er sich mit seinem Bruder Cosmas baute, unter seinem "liaben Kircherl" begraben werden. Zusammen mit dem Heiligen Grab Jesu Christi zeigt es die barocke Frömmigkeit.
Öffnungszeiten: Stilles Gebet in der Krypta: Karfreitag 17 bis 20 Uhr, Karsamstag 9 bis 15 Uhr.

St. Michael
Dieses Grab in der Kreuzkapelle ist besonders: Jesus liegt nämlich auf einem Obduktionstisch wie in der Gerichtsmedizin. Am großen Zeh des Toten hängt ein originales Pappschild aus der Gerichtsmedizin – jedoch ohne Namen, da Christus hier stellvertretend für alle liegen soll.
Öffnungszeiten: Karfreitag 16.15 bis 20 Uhr und Karsamstag 8 bis 13 Uhr.

St. Andreas (Isarvorstadt)
Noch neuer und auch moderner ist das Heilige Grab in der Andreaskirche. Seit 2015 gibt es hier ein neues Grab, das die Lebenssituation der Menschen mit dem Tod und der Auferstehung Jesu verbinden soll. Für die Figur des verstorbenen Jesus wurde ein Sarg angefertigt, der von Gründonnerstag an die Szenen der Heilsgeschichte aufgreift.
Öffnungszeiten: Gründonnerstag bis Ostersonntag zu den Kirchenöffnungszeiten, Karsamstag 8 bis 12 Uhr stille Anbetung am Heiligen Grab.

Schmerzhafte Kapelle (Isarvorstadt)
Die Figur des Grabchristus in der Schmerzhaften Kapelle stammt aus den 1820er Jahren. Die Pietà des Meraner Bildhauers Bendel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Altarraum wird während der Zeit des Heiligen Grabes mit einem roten Tuch verhängt und die Christusfigur liegt davor.
Öffnungszeiten: Karfreitag 17 bis 21 Uhr, Karsamstag 9 bis 15 Uhr.

St. Bonifaz (Maxvorstadt)
Das Heilige Grab wird von der Stiftsgärtnerei der Benediktinerabtei St. Bonifaz gestaltet. Da kein altes Grab mehr vorhanden war, wurde 2007 ein neuer liegender Christus durch den Bildhauer Guido Hosp aus Bad Baiersoyen geschnitzt.
Öffnungszeiten: Gründonnerstag 12 bis Ostersonntag 20 Uhr.

St. Johannes Baptist (Haidhausen)
Das Heilige Grab gibt es in verschiedenen Formen seit Ende des 19. Jahhunderts. Die Holzfassade mit Quaderstein-Imitation und Bogenöffnung stammt aus dem Jahr 2007. Im Inneren des Grabes liegt eine beleuchtete Grabfigur aus dem 19./20. Jahrhundert.
Öffnungszeiten: Karfreitag nach der Liturgie bis 19 Uhr, Karsamstag 9 bis 12 Uhr.

Weitere Heilige Gräber

Alter Peter
Anbetung das Allerheiligsten am Heiligen Grab: am Karfreitag 17 bis 21 Uhr und am Karsamstag 9 bis 12 Uhr.

Der Turm von Sankt Peter, der Alte Peter.
Der Turm von Sankt Peter, der Alte Peter. © Sigi Müller

St. Anna (Lehel)
Karfreitag nach der Liturgie bis 20 Uhr, Karsamstag 8 bis 20 Uhr. St. Achaz (Mittelsendling): Karfreitag nach der Liturgie bis 19 Uhr, Karsamstag 9 bis 12 Uhr.

St. Franziskus (Untergiesing)
Karfreitag bis Karsamstag zu den Kirchenöffnungszeiten von 7.30 bis 17 Uhr.

Mariahilfkirche (Au)
Bis zum Weißen Sonntag (Sonntag nach Ostern) zu den Kirchenöffnungszeiten: Montag bis Freitag 7 bis 18 und Samstag und Sonntag 8 bis 18 Uhr.

St. Pius (Berg am Laim)
Karfreitag 16 bis 19 Uhr, Karsamstag 8 bis 12 Uhr.

Heilig Kreuz, (Fröttmaning)
Karsamstag 10 bis 15.30 Uhr.

St. Thomas (Johanneskirchen)
Karfreitag nach der Liturgie bis 19 Uhr, Karsamstag 9 bis 12 Uhr.

St. Peter und Paul (Trudering)
Karfreitag 16.30 Uhr bis 22 Uhr, Karsamstag 8 bis 12 Uhr.

 

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