Auf dem Markt daheim

Hier erzählen Leute von ihrem Wochenende. Heute ist das die Standlfrau Elke Fett. Sie lebt auch am Samstag auf ihrem Viktualienmarkt, fährt sonntags aber gerne mit dem Cabrio aufs Land.
von  Protokoll: Thierry Backes
Einen Teil ihres Wochenendes verbringt Elke Fett immer an ihrem Stand auf dem Viktualienmarkt „zwischen Maibaum und Valentinsbrunnen“, wie sie sagt.
Einen Teil ihres Wochenendes verbringt Elke Fett immer an ihrem Stand auf dem Viktualienmarkt „zwischen Maibaum und Valentinsbrunnen“, wie sie sagt. © Daniel von Loeper

Von Elke Fett*

Ich bin ein Gewohnheitstier und verbringe fast 50 Prozent meiner Wochenenden auf dem Viktualienmarkt – und das mit großer Leidenschaft. Samstags stehe ich sogar eine Stunde früher auf, damit ich um 8 Uhr am Standl bin. Und wenn das Wetter so halbwegs passt, schmeiße ich mich in mein Dirndl.

Seit vielen Jahren habe ich am Samstag um 8.30 Uhr einen Stammtisch nicht weit vom Markt. Mit Freunden aus Sauerlach und Neuried treffe ich mich in der Schmalznudel, um bei einer Rohrnudel mit Zwetschgen zu ratschen. Eine Stunde später kehre ich zum Stand zurück und hole Frühstück für meine Mitarbeiter: Brezn, Weißwürste, Leberkäs – natürlich alles vom Markt.

Tagsüber rede ich mit meinen Kunden und „halte Hof“, wie die Kollegen scherzhaft sagen. Samstags haben wir ja ein etwas gehobeneres Klientel, doch auch denen sage ich ab 17 Uhr, dass sie sich schnell entscheiden sollen. Denn ich mache um 17.30 Uhr pünktlichst zu, weil ich danach in den Biergarten mag. Die Touristen schauen mich entsetzt an, die Münchner verstehen, dass mich dann auch kein Fünfer und kein Zehner mehr interessiert.

An diesem Samstag aber verzichte ich ausnahmsweise auf den Biergarten und fahre in das Restaurant Dechant nach Starnberg. Einmal im Monat gibt es dort für alle Gäste das gleiche köstliche Fünf-Gänge-Fischmenü.

Sonntags schlafe ich aus, bis 9.30 oder 10 Uhr, dann telefoniere ich mit Freunden und verabrede mich. Ich lebe ja in einem Singlehaushalt, und bei mir wird nicht gekocht. Wir treffen uns also meist um 11Uhr, ich hole das Cabrio aus der Garage, und wir fahren los.

Es geht dann etwa nach Tutzing zum Häring, einer schönen Wirtschaft direkt am Starnberger See. Dort gibt es frischen Fisch aus der Region und saisonale Produkte, das mag ich. Oder wir fahren über die Dörfer in die schönste Bauernwirtschaft, die es gibt. Im Gasthof Zur Schönen Aussicht in einem Örtchen hinter Aying hat man einen traumhaften Blick auf die Alpen, der Koch ist genial und es ist nicht zu überlaufen. Wer will, kann die 200 Stufen herunterkraxeln, um einen kleinen Spaziergang in der Natur zu machen.

Regnet es, bleiben wir in München und gehen ins Spatenhaus an der Oper oder auch nur über die Straße zum Pschorr. Den Sonntagabend habe ich ganz gerne für mich alleine. Ich sitze dann zuhause auf dem Balkon, schaue runter auf den Markt, lese und denke darüber nach, was ich am Montag organisieren muss.

Wenn mich der Tatort langweilt, und das ist in einem von vier Fällen so, suche ich die Michaelskirche auf, um in die letzte Messe um 21 Uhr zu gehen. Die ist oft auf Italienisch und ich verstehe kein Wort, aber es ist wunderschön, zuzuhören. Und die Musik ist ein einziger Genuss.


* Elke Fett (67) vertritt die Interessen des Viktualienmarkts in der Öffentlichkeit. Seit 1994 verkauft sie dort „Duftschmankerl“. 

 

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