Auer Dult am Mariahilfplatz: Diese besonderen Standl gibt es dort
München – Von außen wirken die Marktbuden auf dem Mariahilfplatz noch recht verschlafen. Viele der Holzstände sind noch mit Brettern verrammelt, nur in manchen wird schon fleißig aufgebaut. In einer Budengasse zwischen weißen Lieferwagen entdeckt die AZ Christian Scharpf (SPD). Der neue Wirtschaftsreferent der Stadt ist der Schirmherr der Münchner Volksfeste. Scharpf macht sich ein Bild von der Lage vor Ort, bevor er am Samstag seine erste Münchner Dultsaison eröffnet."
Die Dult ist ein "unheimlicher Schatz"
Der Stand von Mathias Graebner (64) ist am Mittwoch fast schon fertig. Auf Holzregalen stapelt sich kunstvolles Keramikgeschirr in fröhlichen Farben. "Alles handgemacht", erzählt Graebner. Der gebürtige Münchner ist Chef einer Keramikwerkstatt am Chiemsee. 2025 ist sein dreißigstes Jahr auf der Dult. Er kommt immer gerne wieder her, denn: "Ich schätze den Altmünchner Flair hier", so der 64-Jährige, ein "unheimlicher Schatz" sei der Markt in der Au. Schon seine Mutter habe früher nur einige Stände weiter Keramik gekauft. Der Stand wurde von "aktiven 68ern" geführt. "Der eine hat mich so beeindruckt", erzählt Graebner, "nur wegen dem bin ich zum Keramiker geworden".

Auf die kommende Dultsaison blickt er mit gemischten Gefühlen. Er befürchtet, dass die steigenden Kosten sich "im Geldbeutel der Leute bemerkbar machen", so Graebner. Gleichzeitig steige die Nachfrage nach Keramikartikeln seit Jahren. Der Verkaufsschlager ist die "Jumbotasse", berichtet er. Die Vorbereitungen am Stand sind jetzt fast abgeschlossen, gleich gibt es Mittagessen. Lange werde er den Stand nicht mehr machen können, erzählt der 64-Jährige, "aus Altersgründen". Er hofft, eine jüngere Mitarbeiterin übernehme dann die Werkstatt und den Standbetrieb.
"Schon als kleiner Bub bin ich im Stand rumgesaust"
Einmal um die Ecke in der Herztropfengasse sitzt Günther Schneller (52) auf einem Plastikstuhl im Schatten. Sein Stand ist noch leer, sein Lieferwagen umso voller. Erst gestern ist er von einem anderen Markt angereist. "Schon als kleiner Bub bin ich im Stand von meinem Großvater rumgesaust", erzählt er grinsend. Der Strumpfwarenstand wird von dem gebürtigen Giesinger mittlerweile seit 30 Jahren geführt, übernommen hatte er ihn von seinem Vater. Als er 22 Jahre alt war, hat es ihn mitsamt Stand nach Chicago verschlagen. Ein Amerikaner hatte ihn eingeladen, auf dem dortigen Weihnachtsmarkt auszustellen. Mit einem Container voller Socken reiste er an – und wurde alles los. "Das war ultra", meint Schneller.

Besonders gefällt ihm aber die Auer Dult, denn hier sind "nur die Alteingesessenen". Manchmal trifft er eine Ur-Oma, die ihrer Familie erzählt, am Stand habe sie schon vor Jahrzehnten Socken gekauft, so Schneller. 70 Prozent seiner Käufer seien Stammkundschaft. Der 52-Jährige ist Teil einer Standl-Familie – wie so viele hier. "Ein paar Meter weiter war noch ein Socken-Stand", berichtet er, "der von meiner Mutter". Seine Eltern hätte sich geschieden, und sie habe dann kurzerhand einen anderen Stand aufgemacht. "Den hat dann irgendwann meine Schwester übernommen", so Schneller.
"Einfach zu viel Material" – Spendenverkauf auf der Dult
Ein paar Buden weiter stehen zwei Frauen hinter der Verkaufstheke. Der Stand in der Herztropfengasse ist nur halb so groß wie der von Schneller, aber dafür fast verkaufsfertig eingerichtet. Hinter den Frauen stehen alte Bügeleisen aus Eisen, vor ihnen kleine Kisten voll mit Knöpfen, Reißverschlüssen und Topflappen. "Wir haben einfach zu viel Material", erzählt Agnes-Maria Forsthofer (65) eifrig, "das müssen wir irgendwie loswerden". Forsthofer ist Vorständin des Vereins Kulturverstrickungen. Dessen Ziel ist es, Frauen durch Nähen, Stricken und Häkeln zusammenbringen.
Es gehe darum, dass Frauen bei der Handarbeit "ratschen – wie früher", so Forsthofer. Besonders in Flüchtlingsunterkünften, mittlerweile auch in den Münchner Stadtbibliotheken, biete man solche Strickrunden an. Der Verein hat letztes Jahr 800 selbst gemachte Schals und Mützen an Obdachlose verteilt. Wegen ihrer Arbeit bekommen sie viele Stoffspenden. "Das ist total nett, wie viel die Leute spenden", findet Forsthofer. Denn Leinenstoff wie vor 50 Jahren werde nicht mehr hergestellt. Doch so viel können sie nicht verwenden.

Seit diesem Jahr haben sie deswegen einen Stand auf der Auer Dult. Dort kann der Verein überschüssiges Material verkaufen. "Unser Verein braucht ja auch a bisserl Geld", erzählt die 65-Jährige. Sie hat bereits von 2006 an einen Stand mit Linkshänderware auf der Dult betrieben. Deswegen kenne sie sich bereits aus. So vielfältig wie die Standwaren auf der Dult sind also auch die Betreiber.