Auch Münchner Wirte kämpfen um ihre Existenz

Bayern ist berühmt für seine Wirtshauskultur. Doch nicht allen Gaststätten geht es gut. Zwei Münchner Gastwirte erzählen von ihren Schwierigkeiten.
von  dpa
Einige Kneipen locken in die nächtliche Reichenbachstraße.
Einige Kneipen locken in die nächtliche Reichenbachstraße. © Daniel von Loeper

Bayern ist berühmt für seine Wirtshauskultur. Doch nicht allen Gaststätten geht es gut. Zwei Münchner Gastwirte erzählen von ihren Schwierigkeiten.

München  – Auch in der Millionenmetropole München sind Gaststätten keine Selbstläufer. Gastwirte klagen über unberechenbare Vermieter, hohe Personalkosten und das strikte Rauchverbot. Prominentes Beispiel ist die Schoppenstube an der Fraunhofer Straße, die zum Jahresende schließen soll.

Und das, obwohl sich samstags oft hundert Gäste und mehr auf engstem Raum drängeln, wenn Wirtin Gerti Guhl die Liederbücher herausholt und Live-Musik gespielt wird. Seit 39 Jahren ist sie hier praktisch zu Hause. Ostermontag hätten ihr die Vermieter mitgeteilt, dass der zum Jahresende auslaufende Pachtvertrag nicht verlängert werde. „Ich habe so viele Gäste. Die kann ich doch nicht alle an einem Tag verabschieden“, sagt sie.

„Die Vermieter sollen mir noch zwei Jahre geben. Bis Ende 2014 will ich bleiben. Dann bin ich 67.“ Das Geschäft lohne sich zwar nur, wenn sie selbst mitarbeite. „Man muss Idealist sein. Ich bin es.“ In rund 500 von 2200 Gemeinden in Bayern gibt es dem Statistischen Bundesamt zufolge keine Gaststätte mehr. Davon kann in München zwar keine Rede sein, wo sich ein Biergarten an den nächsten reiht. Doch Probleme hat in der Landeshauptstadt nicht nur die Schoppenstube.

Wiesn-Wirt Ludwig Hagn zieht aus freien Stücken erst einmal einen Schlussstrich unter das Unionsbräu am Münchner Max-Weber-Platz. „Es liegt nicht an der Höhe der Pacht, die Personalkosten sind entscheidend“, sagt der Unternehmer. So wie bisher will er nicht weitermachen.

„Vorsichtshalber habe ich meinen Angestellten mit siebenmonatigem Vorlauf die Kündigung geschickt“, erzählt der 73-Jährige, der nach eigenen Worten mit dem Unionsbräu seit Jahren Verluste schreibt. Ende November verlässt er das Gebäude im alten Künstlerviertel Haidhausen.

Mit der Stadt München als Eigentümerin und der Brauerei konnte er sich bislang nicht auf ein neues Konzept verständigen. „Ob definitiv Schluss sein wird, kann ich wirklich nicht sagen, weil noch mal Verhandlungen stattfinden.“ Für seine Tochter, den Schwiegersohn und den Enkel schaut sich Hagn schon nach einer Alternative um.

„Die Großgastronomie wird durch Spezialitätenlokale immer mehr zurückgedrängt“, sagt Hagn. Das Unionsbräu brauche daher ein neues Konzept. Denkbar sei eine Verkleinerung – mit weniger Angestellten. Geschadet hat dem Unionsbräu seiner Ansicht nach auch das Rauchverbot in Kneipen. „Für die Gäste ist es einfach unbequem, immer aus dem Keller hochzulaufen.“

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