Auch in München: Mehr Kameras in der Bahn!

Die Bahn will mit mehr Videoüberwachung für Sicherheit auf Bahnhöfen sorgen. Das Bundesunternehmen kündigte jetzt an, im nächsten Jahr bis zu 700 Kameras auf rund 100 Stationen anzubringen und die Aufzeichnungen bis zu drei Tage zu speichern. Insgesamt kann die Polizei dann an 240 der knapp 5400 Bahnhöfe der Deutschen Bahn auf Videoaufzeichnungen zurückgreifen. Welche Bahnhöfe neu hinzukämen, stehe noch nicht fest, so ein Sprecher.
Pro
Mag sein, dass Videoüberwachung keine abschreckende Wirkung entfaltet. Aber sie kann die Aufklärung eines Verbrechens, zum Beispiel in der U- oder S-Bahn, erheblich erleichtern.
Veröffentlichen die AZ und andere Münchner Tageszeitungen die Aufnahmen, melden sich oft innerhalb von 24 Stunden Zeugen, die Hinweise geben können oder den Verdächtigen erkennen.
Ärgerlich, dass die Polizei manchmal monatelang mit der Freigabe wartet – denn wer kann sich heute noch erinnern, was er am 24. Mai 2014 gemacht hat?! Mehr Eile wäre wünschenswert und geboten.
Es geht auch nicht darum, das private Kommunikationsverhalten der Bürger zu überwachen, sondern um öffentlichste Orte, an denen von Privatsphäre ohnehin keine Rede sein kann. Gut, dass die Bahn hier investiert. Timo Lokoschat
Contra
Videoüberwachung hat keinen nachweisbaren Einfluss auf die Kriminalitätsrate. Das belegt das Beispiel London. Die englische Hauptstadt ist mit ihren über 12 000 Kameras eine der am stärksten überwachten Metropolen der Welt.
Dass das flächendeckende Filmen allerdings kein Garant für mehr Sicherheit ist, zeigt eine Studie des britischen Innenministeriums. Aus ihr geht hervor: Der Abschreckungseffekt, den die Aufnahmegeräte haben, ist
gleich null. Straftäter lassen sich von ihnen nicht beirren. Menschen fühlen sich beim Anblick der Kameras nicht sicherer, sondern gefährdeter.
Zudem werden nicht deutlich mehr Delikte aufgeklärt. Dass die Bahn plant, bis zu 700 neue Kameras zu installieren, ist also purer Aktionismus – teuer und ineffizient. Simone Ketterl