Auch hier gibt Scientology Nachhilfe
München - Scientology und Nachhilfe, das ist im Großraum München keine ganz seltene Verbindung. Erst am Dienstag ist ein zweifelhaftes Institut in Oberföhring bekannt geworden. Offenbar ist dieses aber nicht das Einzige, das von Leuten geführt wird, die erkennbar der umstrittenen Sekte nahestehen.
Die „Lernakademie“ in Milbertshofen zum Beispiel wirbt auf seiner Webseite vollkommen offen mit „Applied Scholastics“, den Lehrmethoden von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard. Diese seien geeignet, „den Niedergang der Bildung des 20. Jahrhunderts umzukehren“, heißt es vollmundig auf der Seite.
Etwas weniger offensiv geht da die „Nachhilfe Großhadern“ vor. Auf deren Homepage sind keine weltanschaulichen Hinweise zu finden. Dafür posiert der Leiter des Instituts in seinem persönlichen Facebook-Auftritt mit einer Scientology-Urkunde. Zudem soll er angeblich mindestens zwei Mal Beiträge für das sekteneigene Magazin „Freewinds“ verfasst haben.
Einige Institute betroffen: Wem gibt Scientology Nachhilfe in München?
Damit dürften aber wohl immer noch nicht alle enttarnt sein. Experten gehen davon aus, dass es in Oberbayern etwa ein halbes Dutzend Nachhilfeinstitute mit Scientology-Hintergrund gibt. Wie andere Sekten, die rechte Szene und islamistische Extremisten hätte auch Scientology den Nachhilfemarkt als Rekrutierungsfeld für sich entdeckt, sagt Axel Seegers vom Erzbischöflichen Ordinariat München.
München für dubiose Anbieter besonders attraktiv
Die Region München ist für dubiose Anbieter dabei besonders attraktiv. Weil hier viele Familien zu Hause sind, die sich Nachhilfe auch leisten können, haben sich hier ohnehin viele Institute niedergelassen. Da fällt man als schwarzes Schaf nicht so schnell auf – und kann neben der weltanschaulichen Einflussnahme auch noch gutes Geld verdienen.
Von einer Unterwanderung der Branche könne man zwar nicht sprechen, sagt Seegers, bei insgesamt etwa 4000 Nachhilfeinstituten bundesweit sei die Zahl der fragwürdigen Anbieter dann doch zu gering. Trotzdem hat die Erzdiözese einen Ratgeber namens „InfoTipp“ aufgelegt, der Eltern helfen soll, seriöse Anbieter von den weniger seriösen zu unterscheiden.
Wie sieht das pädagogische Konzept aus? Ist das Angebot weltanschaulich neutral? Welchen Ruf hat das Institut im Umfeld? Das sind so die Fragen, die man sich bei der Auswahl des richtigen Anbieters stellen sollte.
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Die Eltern aufzuklären, das ist letztlich auch die einzige Möglichkeit, gegen Anbieter wie die „Lernakademie“ oder die „Nachhilfe Großhadern“ vorzugehen. Rechtlich könne man diesen Instituten nichts anhaben, heißt es aus dem Sozialreferat. Man könne die Eltern nur für die richtige Wahl sensibilisieren.
Eine Schwarze Liste mit verdächtigen Anbietern gibt es indes nicht, auch die Erzdiözese führt eine solche nicht. Dafür sei der Markt viel zu dynamisch, sagt Experte Seegers. Ständig würden irgendwo neue Angebote entstehen oder alte verschwinden. Mit einer Liste würde man die Eltern da nur in einer falschen Sicherheit wiegen.
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