Auch für Privatleute: Münchner Concierge ist Wunscherfüllerin und Stressabsorberin

München - Einkaufen gehen, im Restaurant reservieren, sich um das Haustier kümmern oder die Schlüssel verwalten: Der Concierge-Service wird immer beliebter und ist mittlerweile nicht mehr ausschließlich im Hotel zu finden. Auch in vielen Wohn- und Bürogebäuden ist der Mann oder die Frau am Eingang mittlerweile fester Bestandteil.
Die AZ hat mit Christina Ober (30) gesprochen, die für die RAS Service Group in München als Concierge arbeitet.
AZ: Hallo, Frau Ober. Zuallererst: Wo in München arbeiten Sie derzeit und um wie viele Kunden kümmern Sie sich aktuell?
CHRISTINA OBER: Ich arbeite als Springerin in allen zehn Münchner RAS Objekten. So habe ich die von RAS betreuten Wohn- und Geschäftsimmobilien und das gesamte Münchner Team sehr gut kennengelernt. Wir betreuen in München kleinere und größere Wohnobjekte und Büroobjekte mit bis zu 5.000 Mitarbeitern.
Als Concierge arbeitet man auch in der Nacht
Haben Sie als Concierge eigentlich feste Arbeitszeiten?
Als Concierge hat man feste Arbeitszeiten – das ist für mich ein großer Vorteil gegenüber der Gastronomie. Je nach Objekt gibt es Frühschichten und Spätschichten und manchmal auch sogenannte Tagschichten. Die Frühschicht beginnt zwischen 7 und 8.30 Uhr, dann gibt es in den Objekten die meisten Dinge zu organisieren – das macht mir viel Freude.
Gibt es auch Nachtschichten für Sie?
In einigen Objekten gibt es auch Nachtschichten. Das übernehmen Kolleginnen und Kollegen von RAS. Ich bin eine Frühaufsteherin und übernehme lieber die Frühschichten.
Wissen Sie trotzdem, wie man sich als Concierge die Zeit in der Nacht vertreibt, wenn alle Kunden ja normalerweise schlafen?
Wie bei unseren Tagschichten gibt es auch in der Nacht Checklisten und genügend Dinge zu tun. Die Concierges sorgen für die Sicherheit, achten auf geschlossene Türen und Fenster, machen Rundgänge und Vorbereitungen für den nächsten Tag.
Concierge-Aufgaben: Vom Schlüssel bis hin zur Wiesn-Reservierung
Für welche Dinge sind Sie als Concierge zuständig? Welche Tätigkeiten fallen in Ihren Aufgabenbereich?
Wenn ich ankomme, erhalte ich eine Übergabe und checke die E-Mails. So verschaffe ich mir einen Überblick, welche Aufgaben am Tag anstehen. Ich verteile die Zeitungen und spreche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern über den Tag. Sie wissen, dass sie jederzeit mit ihren Wünschen zu mir kommen können. So kümmere ich mich um den Reinigungsservice oder organisiere beispielsweise einen Tisch auf dem Oktoberfest. Zu den täglichen Aufgaben gehören auch der Posteingang und -ausgang. Daneben verwalte ich die Schlüssel. Als Herrin über die Schlüssel koordiniere ich gemeinsam mit dem Hausmeister zudem Handwerker und öffne Funktionsräume wie Keller und Lagerräume.

Was war die verrückteste Bitte, die Sie bislang von einem Kunden oder einer Kundin bekommen haben?
Ich habe mitten in der Corona-Pandemie als Concierge begonnen. Da gab es leider nicht so viele Möglichkeiten für ausgefallene Wünsche. Ich mag aber die Geschichte eines Berliner Kollegen, der für strahlende Kinderaugen unterm Weihnachtsbaum sorgte, weil er für eine vielbeschäftigte Mutter die Spielzeugburg ihres Kindes aufgebaut hatte. Ich freue mich schon auf das Vergnügen, auch unseren Münchner Kunden ihre speziellen Wünsche erfüllen zu können.
"Man lernt, den Stress anderer nicht persönlich zu nehmen"
Gibt es auch unangenehme Situationen? Haben Sie schon welche erlebt?
Als Concierge sind wir manchmal auch das Ventil für den Stress der Menschen. In solchen Situationen heißt es ruhig bleiben, zuhören und das eigentliche Problem herausfinden, das man dann lösen kann. Man lernt, den Stress anderer nicht persönlich zu nehmen. Mein Arbeitsmotto ist: 'Denk positiv und gebe nie auf.' Selbst, wenn ein Tag mal schwierig beginnt, mache ich das Beste daraus.
Was ist für Sie das Besondere am Concierge-Beruf?
Mir gefällt, dass ich in einem Serviceberuf tätig bin, denn das ist meine Passion: alles zu geben, um Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Kunden und Kundinnen glücklich zu machen – auch wenn das Ziel unerreichbar scheint. Ich liebe diese Herausforderungen und die Abwechslung in diesem Beruf, bei dem jeder Tag etwas Neues bereithält.
Wie sind Sie darauf gekommen, Concierge zu werden?
Ich bin ausgebildete Hotelfachfrau und studierte Hotelbetriebswirtin. Meine erste große Leidenschaft ist der Service, denn ich liebe den Kontakt zu Menschen und weiß, wie ich sie mit kleinen Aufmerksamkeiten glücklich machen kann. Meine zweite Leidenschaft ist das Reisen. Ich habe beides verbunden und viel im Service in der gehobenen Gastronomie und Hotellerie gearbeitet. Meine Stationen führten mich von Bayern nach Österreich, England, Spanien und auf ein 5-Sterne-Kreuzfahrtschiff mit Routen von Grönland bis nach Asien. Diese internationalen Erfahrungen haben mich viel gelehrt und stärker gemacht – sozusagen vom netten Mädchen zur selbstbewussten Frau, die ihre Karriere in die Hand nimmt. So habe ich auch aktiv gehandelt, als Corona kam.
Concierge: "Guter Service ist krisensicher"
Wie genau kam es dazu, dass es während der Pandemie nach München ging?
Ich war gerade in einem Hotel auf Mallorca tätig und nach dem zweiten Lockdown war vieles so ungewiss, dass ich gekündigt habe und nach Deutschland zurückkehrte. Hier habe ich im Januar 2021 als Concierge bei RAS in München angefangen. Ich kann sagen: Corona hat für mich viel Positives bereitgehalten, denn ohne die Pandemie wäre ich wahrscheinlich nicht hier.
Glauben Sie, dass der Concierge-Service vor allem in München gefragt ist?
Ich sehe viel Potenzial und eine große Zukunft für den Beruf – nicht nur in München. Besonders in den Premiumobjekten besteht schon heute der große Wunsch nach persönlichen Ansprechpartnern und Ansprechpartnerinnen für Services im Alltag und mehr Sicherheit. Das Berufsbild des Concierge wird von der Spezialisierung profitieren und sich auf die wachsenden Bedürfnisse im Büro und im Privaten einstellen. Guter Service ist krisensicher und wird immer gefragt sein.
Was zahlen die Kunden für den Concierge-Service – und wie gut verdient man als Concierge?
Was kostet der Extra-Service und lohnt sich der Job? Die AZ hat darüber mit Raffaele Sorrentino, dem Geschäftsführer von RAS, gesprochen.

AZ: Herr Sorrentino, wie viel muss ein Kunde im Schnitt monatlich für den Service zahlen?
Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen mit Service-Expertise in aktuell etwa 105 Objekten an neun Standorten in Deutschland und Österreich. Eine pauschale Antwort auf die Kostenfrage lässt sich da leider nicht geben, nur eine grobe Einordnung: Je nach Immobiliengröße sind es monatlich etwa zwischen 30 Cent und einem Euro pro Quadratmeter.
Und andersherum: Wie viel verdient man als Concierge grob?
Wir schätzen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr – sie sind die Wunscherfüller und Möglichmacher vor Ort. Das gute und vertrauensvolle Verhältnis zu unseren Kundinnen und Kunden als auch im Team honorieren wir entsprechend. Wir wissen, dass sich die Motivation erhöht, wenn jeder Concierge selbst über eine gewisse Sorgenfreiheit verfügt. Mit fairer Bezahlung, geregelten Arbeitszeiten, Betrieblicher Altersvorsorge sowie Mitarbeiter-Gratifikationen und -Rabatten steuern wir unseren Teil dazu bei.