Auch das noch: Freitag streikt die Müllabfuhr in München

München Lokführer, Flughafenpersonal – und jetzt auch das noch: Die Gewerkschaft Verdi hat für Freitag die Müllabfuhr in München zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Beteiligt sind auch die Mitarbeiter der zwölf Wertstoffhöfe und der Werkstätten des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). Bei Verdi schätzt man, dass rund 600 Männer und Frauen die Arbeit niederlegen.
Grund ist ein Streit mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband Bayern (KAV). Der hatte letztes Frühjahr abgelehnt, den Tarifvertrag zur Regelung flexibler Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte (TV Flex AZ) zu verlängern. Damit ist es für städtische Arbeitnehmer nicht mehr möglich, in Altersteilzeit zu gehen. Verdi hatte den KAV daraufhin zu neuen Verhandlungen aufgefordert – was der Verband laut der Gewerkschaft aber ablehnt.
Müllfahrer in München: "Eine Sauerei, dass man uns die Altersteilzeit jetzt nehmen will"
Münchens Müllfahrer wollen sich das nicht gefallen lassen. "Die harte körperliche Belastung führt dazu, dass viele Beschäftigte ihren Beruf nicht bis zum regulären Rentenbeginn ausüben können", erklärt Münchens Verdichef Heinrich Birner. "Für sie ist eine Altersteilzeitregelung der große Hoffnungsschimmer, den Übergang bis zur Rente schaffen zu können, ohne vorher Arbeitslosengeld und danach Bürgergeld beantragen zu müssen."
"Was wir machen, ist ein Knochenjob", erzählt ein Münchner Müllwerker, der 35 Jahre rund um den Hauptbahnhof Tonnen geleert hat. "Wir rollen und heben Mülltonnen, die manchmal mehrere Hundert Kilo wiegen, wir machen das bei Hitze und wenn es schneit. Oft werden wir auch noch beschimpft, weil wir den Verkehr stören." Bei etlichen Kolleginnen und Kollegen seien, wenn sie über 50 sind, Knie, Schultern und Wirbelsäule geschädigt. "Dann ist die Altersteilzeit ein Notnagel, bevor es so weit kommt, dass wir als arbeitsunfähig vorzeitig aussortiert werden."
Es sei "eine Sauerei", sagt er, "dass man uns diese Möglichkeit jetzt nehmen will." Die Streikenden wollen sich deshalb ab 7 Uhr am Kolpinghaus an der Adolf-Kolping-Straße 1 sammeln und gemeinsam in einem Streikzug zum Stachus marschieren. Dort wird von 8.30 bis 9 Uhr die Kundgebung stattfinden.
"Der Müll stapelt sich bis zur nächsten regulären Abholtour
Für die Münchnerinnen und Münchner dürfte der Warnstreik spürbare Folgen haben. Normalerweise fahre werktags täglich ein Team aus einem Fahrer und zwei Müllladern durch jeden der 159 Münchner Einsammelbezirke, erklärt AWM-Personalratsvize Michael Martini der AZ. Die Müllfahrzeuge holen dabei rund 60.000 Restmüll-, Bio- und Papiertonnen ab und bringen sie zum Heizkraftwerk, zum Müllberg oder zu einer Papierfabrik. "Wir gehen davon aus, dass 80 Prozent der Mitarbeiter am Freitag streiken und deshalb rund 50.000 Münchner Mülltonnen nicht geleert werden", so Martini weiter, "und es wird jedes Stadtviertel betroffen sein." Denkbar ist auch, dass keiner der zwölf aktiven Wertstoffhöfe geöffnet haben wird. Und der liegengebliebene Müll? Martini: "Der stapelt sich, bis er mit der nächsten regulären Abholtour eingesammelt wird."
Der AWM bittet um Geduld, bis wieder alle Restmüll-, Altpapier-, sowie Biomülltonnen geleert werden: "Wenn Mülltonnenleerungen aufgrund eines Streiks ausgefallen sind, werden diese nicht nachträglich geleert", erklärt eine Sprecherin auf AZ-Nachfrage. "Das Streikrecht verbietet es dem AWM, Überstunden anzuordnen." Zusatzmüll nehme die Müllabfuhr beim nächsten planmäßigen Leerungsturnus kostenfrei mit. Der zusätzliche Abfall sollte in reißfeste 70- oder 80-Liter Säcke verpackt und frei zugänglich sein.